"Und warum sagt ihr mir das nicht sofort?", fuhr ich die Mädchen an. Ich ging zu Julie hin. "Na du? Hast du irgendwo Schmerzen?" Vorsichtig betastete ich ihre Beine, dort schien jedoch alles in Ordnung zu sein. "Führ sie mal ein Stück, damit ich sehen kann, ob sie lahmt", wies ich Jacqueline an.

Ich wollte die Frage nicht unbeantwortet lassen, schließlich wollte ich nicht unhöflich sein. Also meinte ich unsicher: "Ich dachte, es ist nur so eine Laune." Ich zuckte sogleich zusammen, ich erwartete schon wieder ein Donnerwetter. Verzweifelt sah ich Feli an, stand aber auf und ging zu Julie, um sie ein wenig zu führen. Jetzt schien sie aber wieder normal. Also doch nur eine Laune?

Achselzuckelnd blickte ich Jacqueline an. Ich wusste auch nicht, wie ich ihr weiterhelfen konnte. Bei Frau Chevaliers Ausbrauch war ich ganz schön zusammengezuckt.

"Eine Laune? Julie ganz sicher nicht. Wenn beim Reiten jemand eine Laune hat, dann höchstens der Reiter selbst", brauste ich weiter auf. Ich beobachtete die Beine der Stute genau, doch ich konnte keine Unregelmäßigkeit feststellen. Langsam fragte ich mich, ob sich Jacqueline irgendwas zusammengesponnen hatte. Trotzdem wollte ich sichergehen und ordnete weiter an: "Jetzt trabe sie mal an."

"Ich kann das nicht", murmelte ich. Warum nur war irgend jemand auf die Idee gekommen je auf ein Pferd zu steigen? Man merkte doch, dass das nur Probleme bereitete. Vom Boden aus funktionierte doch alles! Ich trabte an und auch das klappte.

Schweigend beobachtete ich die Situation. Jetzt schien mit Julie ja wieder alles in Ordnung zu sein.

"Was kannst du nicht?", hakte ich energisch nach. Mit Julies Beinen und Hufen schien jedenfalls alles okay zu sein und sie ließ sich ohne Probleme herumführen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass etwas mit dem Sattel nicht passen sollte. "Julie scheint nichts zu haben, deshalb sehe ich erstmal keinen Grund, warum wir nicht weiterreiten können", fügte ich hinzu. "Aber falls du wieder etwas bemerken solltest, sag sofort Bescheid. Dann lassen wir Herrn Schmitt mal drübergucken."

"Okay", entgegnete ich und hoffte, dass Frau Chevalier nicht weiter auf meiner vorigen Aussage rumhacken würde. Ich parierte Julie in den Schritt durch, hielt sie an und lobte die Stute mit Streicheln.

Ich ging nun zu Oda und wartete unschlüssig ab. Ob ich schon aufsteigen sollte?

"Jacqueline, ich habe dich gefragt, was du vorhin gemeint hast", beharrte ich, denn ich wollte schon wissen, was los war. Immerhin ging es hier wahrscheinlich um Julie.

Ich zuckte zusammen. "Entschuldigung", meinte ich erschrocken, "Ich meinte nur, das Reiten liegt mir nicht so."

Verwirrt schaute ich zu Jacqueline hinüber. Irgendwie war sie gerade ziemlich strange drauf. Oder war sie nur durch Frau Chevalier so eingeschüchtert? Verstehen könnte ich das jedenfalls.

"Was hat Herumführen mit Reiten zu tun?", fragte ich weiter nach. Immerhin wusste ich ja schon länger, dass Jacqueline nicht wirlich freiwillig auf Dreamdancer war. Deshalb konnte ich ihr da auch ein gewisses Verständnis entgegenbringen und hatte versucht, andere interessante Möglichkeiten zu finden, mit Pferden zu arbeiten. Etwas, was ihr Spaß machte und wo sie Vertrauen zu den Vierbeinern aufbauen konnte.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und erklärte: "Nichts, deswegen funktioniert es auch, denke ich mir. Nur beim Reiten gab es Probleme, weil ich es nicht so gut kann." Ich sah meine Reitlehrerin ernst an.

Nachdenklich strich ich über Odas Hals. Vielleicht sollte ich Jacqueline später fragen, was mit ihr los war?

"Du glaubst also, die Ursache liegt bei dir. Dann reiten wir jetzt nebeneinander und ich korrigiere erstmal deinen Sitz, damit du Julie im Gleichgewicht helfen kannst", antwortete ich. "Hattest du die Probleme schon öfter?" Ich ging nun zu Kiparis hinüber, der zum Glück keinen Unsinn angestellt hatte, während er warten musste. "Aufsteigen", forderte ich die Mädchen schließlich auf.

"Das wäre gut", meinte ich, fügte aber ängstlich hinzu: "Aber geht das mit Kiparis und Julie nebeneinander?" Ich kam der Anweisung der Reitlehrerin nach und stieg in den Sattel.

Ich stieg nun ebenfalls auf Oda auf, wie es Frau Chevalier sagte.

"Kip wird sich daran gewöhnen müssen, auch in der Gruppe brav mitzulaufen", erwiderte ich nur achselzuckend und schwang mich nun ebenfalls auf den Pferderücken. "Also? Hattest du diese Probleme schon öfter?", wiederholte ich meine Frage von vorhin.

Aha, und ich war das Versuchskaninchen, na toll! "Nein, eigentlich nicht", gab ich zur Antwort und reihte mich neben Kiparis ein. Ängstlich sah ich zu dem Reiter-Pferd-Paar.

Ich warf Jacqueline ein aufmunterndes Lächeln zu, als sie kurz zu mir herschaute. Dann reihte ich mich hinter ihr und Frau Chevalier ein.

"Dann bemüh dich und setz dich ordentlich aufs Pferd. Immerhin scheinst du es bisher auch gekonnt zu haben", erwiderte ich knapp. "Und jetzt Schritt." Ich trieb Kiparis an, welcher sofort in einem fleißigen Tempo losmarschierte. Ich bremste ihn etwas, damit die Ponys gut mitkamen. Als ich die Verhältnisse mit dem Wallach geklärt hatte, sah ich zu Julie und ihrer Reiterin.

Bevor es losging, erwiderte ich Felis Lächeln. Dann versuchte ich mich im Sattel etwas aufzurichten, nachdem mich Frau Chevalier mich dazu aufgefordert hatte. Ich blickte immer wieder zu ihrem Pferd, dass Gott sei Dank keine Anstalten machte, meine arme Stute zu ärgern.

Oda hatte zuerst etwas Schwierigkeiten mit dem Tempo mitzuhalten, doch unsere Reitlehrerin verlangsamte es dann zum Glück. Die Stute schnaubte zufrieden und schritt gemütlich voran. Jacqueline tat mir Leid, weil sie von Frau Chevalier ordentlich in die Mangel genommen wurde.

Einmal wollte Kip nach Julie schnappen, doch dazu war der Abstand zu groß. Er merkte das schließlich auch und ließ es daraufhin bleiben. Ich beobachtete weiterhin das Mädchen neben mir. Bis jetzt lief bei den beiden alles gut, es sah zumindest so aus.