"Ja, natürlich", antwortete ich Frau Chevalier leise. ich parierte Oda in den Schritt durch und gesellte mich neben Jacqueline. Meine Stute war nun wieder total ausgeglichen, als wäre nichts passiert. Darüber war ich sehr froh. Trotzdem hoffte ich, dass wir nicht eine weitere Galoppstrecke passieren würden, bei der Oda lospreschen könnte.

Bald kamen wir am Strand an. Ich wartete darauf, dass sich die beiden Mädchen neben mich einordnen würden.

Wie abgemacht, trieb ich Julie neben Frau Chevaliers Wahnsinnspferd. Allerdings hielt ich einen großen Abstand zwischen den Pferden. Hier am Strand war das ja möglich.

"Am Strand bin ich noch nie geritten", stellte ich fest, während ich mich neben Julie ganz rechts außen platzierte.

Gemütlich ritten wir den Strand entlang, der um diese Jahreszeit natürlich komplett leer war. Felicitas antwortete ich: "Ja, wir haben hier wirklich Glück, dass wir einen Teil davon ganz für uns alleine haben können. Im Sommer wäre das sonst einfach nur unerträglich neben den ganzen Touristen."

Ich schwieg nun und konzentrierte mich auf mein Pferd und mich. Ich wollte nicht noch einmal geschimpft werden.

"Das kann ich mir vorstellen", sagte ich bestätigend. Ich musste an diverse Urlaube in Italien und Griechenland am Meer denken, wo die Strände einfach nur hoffnungslos überfüllt gewesen waren.

"Ich komme ja aus Nordfrankreich und da haben wir es auch nicht sehr weit zum Meer. Allerdings ist es dort nicht so schlimm mit den Menschenmassen. Da wird dann sowieso eher Wassersport getrieben als sich entspannt", erzählte ich aus meiner Heimat, der ich doch sehr verbunden war.

Ich war schon erstaunt, dass Frau Chevalier über ihre Heimat sprach, schwieg aber noch immer, da ich noch immer Angst hatte, dass die Pferde nochmals durchgehen.

"Woher kommst du eigentlich?", fragte ich nun Jacqueline interessiert. Bisher hatte sie mir kaum etwas von ihrem Zuhause erzählt.

Zugegebenermaßen war ich auch etwas neugierig, woher Jacqueline eigentlich kam. Ich wusste das von kaum jemanden hier, und wenn es mir einer sagte, vergaß oder verwechselte ich es meist schnell wieder. Aber von Jacquelines Elternhaus wusste ich seit kurz vor Weihnachten eben etwas mehr als von den meisten anderen. Noch immer konnte ich es überhaupt nicht verstehen, dass sie und ihren Eltern so gar nicht miteinander klar kamen.

"Aus Nancy", antwortete ich knapp, "Falls du das kennst."

"Nein, das kenne ich wirklich nicht", antwortete ich. "Ich komme aus Lille, das liegt an der Grenze zu Belgien."

Ich war schon viel unterwegs gewesen, doch Nancy sagte mir auch nichts. Lille dagegen kannte ich. Wir kaen nun am Ende des Strandes an und ritten wieder auf einem befestigten Weg, der erneut zum Traben einlud. Ich guckte kurz auf die Uhr und bemerkte, dass wir schon länger als gepalnt unterwegs waren. "Wollen wir noch einmal traben?", fragte ich die Mädchen und fügte vorsichtshalber energisch hinzu: "Und bitte seid ehrlich. Wenn ihr es euch nicht zutraut nach dem Vorfall von vorhin, sagt es mir sofort."

"In der Nähe von Straßburg", erklärte ich noch. Zum Traben sagte ich nichts. Mit Julie würde es ja wahrscheinlich gehen, aber was war mit den anderen Pferden?

"Straßburg kenne ich", meinte ich. "Aber je nachdem, in welche Richtung Nancy liegt, ist das ziemlich weit weg von Lille." Fragend sah ich Jacqueline wegen des Trabens an. Sie schien darauf zu warte, dass ich etwas sagte. "Also wenn Jacqueline nichts dagegen hat ...", antwortete ich Frau Chevalier zögernd.

"Also Jacqueline?", hakte ich ungeduldig nach. Kip fing schon wieder an, etwas unruhig zzu werden. Allerdings schien er sich mittlerweile gut an die Stuten gewöhnt zu haben.

"Wenn's für die Pferde geht, gerne", meinte ich nun doch, allerdings etwas schüchtern.

Ich machte mich schon mal bereit, falls wir antraben würden. Ich versuchte, Oda gut in Griff zu behalten, falls sie wieder losgaloppieren wollte.

"Glaubst du, ich hätte gefragt, wenn es für die Pferde nicht okay wäre?", gab ich zurück. "Die freuen sich, wenn sie endlich mal etwas schnller laufen dürfen. Also zumindest Kiparis geht die ewige Bummelei langsam auf die Nerven. Ist Traben nun in Ordnung für euch?"

"Nein", entgegnete ich kleinlaut, "und ja, traben ist in Ordnung."

Ich nickte einfach nur noch einmal bestätigend. Frau Chevalier konnte ganz schön einschüchternd sein.

"Na dann los, antraben", forderte ich meine Mitreiterinnen auf. Kiparis fiel sofort auf mein Treiben hin in einen Trab mit gutem Tempo. Ich ließ ihn laufen, zurückhalten wollte ich ihn diesmal nicht mehr, solange er in der von mir gewünschten Gangart blieb.

Julie sprang von selbst in den Trab, aber ich hielt sie auch nicht zurück. Allerdings fand ich schon, dass sie viel zu schnell war, doch nur so konnten wir neben Frau Chevalier bleiben.

Oda bekam ich schnell in den Trab, doch sie hatte fast schon Mühe, mit den anderen mitzuhalten. Zum Glück fiel sie nicht wieder in den Galopp, sondern beschleunigte nur ihren Trab etwas.