Unsicher blickte ich nach vorn, dann zu Feli. Eigentlich fand ich sie ja nett, aber sollte ich sagen, das ich Angst hatte? "Ich weiß nicht", flüsterte ich und sah Feli unsicher an.

"Julie geht irgendwie ... seltsam", meinte ich vorsichtig, da ich nicht genau wusste, wie ich es am besten sagen sollte. Ich ritt ja auch noch nicht so lange, um die Situation einschätzen zu können.

Ich konzentrierte mich ganz auf Kiparis und vergaß schon fast, dass ich nicht alleine war. Der Wallach benahm sich jetzt ausgezeichnet und spielte aufmerksam mit seinen Ohren. Langsam näherten wir uns dem See, der zwischen den Bäumen hervorfunkelte.

"Bald sind wir ja am See, da kann sie sich ja etwas ausrasten", meinte ich zu Feli, konzentrierte mich dann aber auf Julie und mich, um die Anspannung etwas abzubauen. Ich ließ die Zügel vorsichtig etwas länger und achtete darauf, dass Julie nicht schneller wurde, was mir auch gelang. Trotzdem ging Julie noch immer angespannt.

"Glaubst du, sie hat sich irgendwie verletzt oder so?", fragte ich etwas erschrocken nach.

"Wollen wir am See eine Pause einlegen oder gleich zum Strand weiterreiten?", unterbrach ich das Gespräch der zwei Mädchen.

"Ich hoffe nicht", meinte ich noch schnell. Zu Frau Chevalier meinte ich: "Am See eine Pause, bitte. Ich glaube, Julie ist müde."

"Wir könnten ja nachher mal ihre Hufe anschauen", überlegte ich leise. Lauter bestätigte ich: "Ja, ich wäre auch für eine Pause am See."

"Julie und müde?", erwiderte ich verwundert. "Ich glaub, da irrst du dich. Wahrscheinlich lässt sie einfach nur mal wieder ihre faule Seite raushängen, obwohl sie das im Gelände eher selten tut. Natürlich können wir trotzdem eine Pause machen. Wir parieren erstmal zum Schritt durch." Zusätzlich gab ich das Handzeichen und ließ Kiparis daraufhin in den Schritt fallen. Er wehrte sich ein bisschen dagegen, aber er befolgte meine Anweisung.

"Okay", meinte ich schüchtern. Mit Pferd zu fuß unterwegs fühlte ich mich doch sicherer, aber da musste ich jetzt durch. Ich brachte Julie Gott sei Dank in den Schritt und versuchte den Abstand zu Kiparis noch weiter zu vergrößern.

Ich ließ Oda nun ebenfalls im Schritt gehen, die Stute trottete brav dahin.

Bald darauf kamen wir am See an. Ich hielt Kip an und ließ mich aus dem Sattel gleiten. Ich lockerte den Sattelgurt, zog die Steigbügel hoch und führte den Wallach hinüber zu den Anbindebalken.

Julie trottete brav schräg hinter Oda her. Endlich waren wir am See angekommen und erleichtert stieg ich ab. Ich streichelte Julie am Hals und lockerte dann ebenfalls den Sattelgurt, halfterte Julie auf und band sie an. Dann kontrollierte ich die Hufe.

Ich folgte Jacquelines Beispiel und band Oda neben Julie und mit viel Abstand zu Kiparis an. "Und?", murmelte ich meiner Mitschülerin fragend zu.

Ich holte Wasser für die Pferde, während die Mädchen noch beschäftigt waren. "Hat sich Julie einen Stein eingetreten?", fragte ich schließlich verwundert nach, als ich Jacquelines Hufkontrolle bemerkte. Wir waren nicht lange unterwegs gewesen und die Reitwege sind ebenfalls schön, deswegen war das wohl eher unwahrscheinlich.

"Ich weiß nicht, ich wollte nur sicherheitshalber nachsehen", meinte ich ängstlich, fand aber tatsächlich keinen Stein. Ich zuckte die Schultern.

Anscheinend war alles okay, ich lächelte Jacqueline erleichtert an.

"Und, sind ihre Hufe in Ordnung?", fragte ich nach, als Jacqueline so unschlüssig vor mir stand.

"Ich denke schon", meinte ich und sah Frau Chevalier vorsichtig an. Nach einer kleinen Pause sprach ich ängstlich meine Sorge aus: "Hoffentlich tut der unseren Ponys in der Zwischenzeit nichts." Ich blickte zu dem Wallach.

Innerlich konnte ich Jacquelines Bedenken nur zustimmen. Was war, wenn Kiparis sich wieder befreite und mit den Stuten zu kämpfen begann?

"Das ist gut", meinte ich erleichert, da bei Julie alles in Ordnung war. "Und wegen Kip macht euch mal keine Sorgen. Wir behalten ihn ja im Auge, falls er wieder ausbüxen möchte oder Ähnliches. Erstmal ist er sowieso mit Trinken beschäftigt. Wollen wir uns setzen?" Ich deutete auf die nahegelegene Bank, von der aus man auf den See blicken konnte.

"Und Sie können dann so schnell eingreifen?", fragte ich vorsichtig, ging aber los Richtung der Bank.

Ich ging schweigend neben Jacqueline her zur Bank. Hier war ich noch nie gewesen, aber es gefiel mir auf Anhieb sehr gut. Ob man im Sommer im See baden konnte? Wahrscheinlich ging man dazu eher zum Strand, wo es keine schattigen Bäume gab.

"Na wir bemerken doch, wenn er anfängt, mit seinem Strick rumzuspielen", erklärte ich optimistisch. "Der haut uns schon nicht ab." Ich setzte mich zu den beiden Mädchen auf die Bank.

Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte mich neben Feli auf die Bank.