"Im Sommer ist's hier bestimmt noch schöner", stellte ich zögernd fest. "Kann man im See auch baden gehen?"

"Der See ist dafür frei zugänglich", erklärte ich. "Im Sommer als Abkühlung und im Winter zum Schlittschuhlaufen. Es kommt nur wohl nicht so oft vor, dass alles schön zugefroren ist."

"Das stimmt, ich wäre gerne hier Eislaufen gegangen", erzählte ich nun begeistert, da es um eine meiner Lieblingssportarten ging, "musste dann aber in die Eishalle nach Porto, hier ist es einfach zu gefährlich."

"Eislaufen kann ich nicht so gut, aber vielleicht kannst du mir ja mal ein paar Tricks zeigen, wenn's wieder so weit ist", antwortete ich. "Du bist ja ziemlich sportlich. Welche Sportarten machst du sonst noch so?"

"Hier auf Korsika ist es einafch zu warm für einen richtigen Winter", stellte ich noch kurz fest. "Was aber nicht unbedingt vom Nachteil sein muss."

"Klar, wir können gerne mal zusammen gehen", lächelte ich, "Ich fahre gerne Rad und jogge auch mal gerne. Das sind alles Sportarten, für die es im Sommer hier fast zu heiß ist, höchstens am Abend."

"Dann bist du sicher eher am Strand, wenn's so heiß ist?", fragte ich neugierig nach.

Ich sah mich kurz nach Kip um. Der Wallach stand ausnahmsweise mal still da und drehte neugierig seine Ohren nach allen Seiten.

"Nein, eher hier, da es hier viel schattiger ist", lächelte ich, "außerdem ist am Strand im Sommer immer so viel los, obwohl das Reitinternat seinen eigenen hat."

"Wirklich? Das ist ja cool", sagte ich überrascht.

"Außerdem kannst du hier am See zusammen mit deinem Pferd schwimmen gehen", mischte ich mich nun wieder ins Gespräch der Mädchen ein. Bei Kiparis schien ja alles in Ordnung zu sein.

Krass, was Reiter alles wollten. "Ja, wir haben einen Privatstrand", bestätigte ich.

"Mit dem Pferd schwimmen?", hakte ich bei Frau Chevalier nach. "Das habe ich noch nie gemacht."

"Ja, solange die Pferde nicht wasserscheu sind, machen sie das gerne", meinte ich.

Na wenigstens eine, die das ebenfalls noch nicht gemacht hatte. Aber sie wollte es doch nicht im Ernst umsetzzen?

"Ich könnte mir vorstellen, dass Oda das vielleicht Spaß macht", meinte ich vorsichtig und sah zu Jacqueline hinüber.

"Das glaube ich auch", bestätigte ich. "Es gibt ja unter den Pferden auch so einige Wasserratten. Great Heart zum Beispiel, der ist ganz verrückt danach." Ich musste lachen, als ich daran dachte, wie der Wallach sich im vorigen Sommer einige Wasserschlachten mit Heinz geliefert hatte.

Bei Felis Blick zuckte ich mit den Schultern. "Das hört sich ja wild an", meinte ich zu Frau Chevalier.

Ich überlegte im Stillen, wer denn Great Heart nun wieder war. Ein Pferd von Dreamdancer, das war klar. Aber welches? Ich hatte noch ziemlich große Probleme damit, die Pferde zuordnen zu können, doch ich traute mich nicht nachzufragen.

"Quatsch, der ist doch nicht wild", entgegnete ich bestimmt. "Der schüchtert einem nur mit seiner Größe etwas ein, doch im Grunde ist er ein ganz lieber Kerl, der gerne etwas Blödsinn treibt." Dabei fiel mir Kiparis wieder ein. Ich drehte mich um, doch der stand noch immer mustergültig da. Trotzdem entschied ich: "Ich denke, wir sollten weiterreiten. Wollt ihr noch einen Abstecher zum Strand machen?"

Ganz traute ich Frau Chevaliers Ausführungen nicht, aber bei ihrer Frage musste ich wieder an meine Stute denken. "Wenn es Julie schafft?", meinte ich deshalb.

Great Heart schien also ein größeres Pferd zu sein, aber ich konnte ihn trotzdem nicht zuordnen. Mit den Wallachen hatte ich ja bisher noch weniger zu tun als mit den Stuten. Auf Frau Chevaliers Frage antwortete ich: "Mir ist es ganz egal."

"Warum sollte Julie das nicht schaffen?", fragte ich Jacqueline erstaunt. "Die ist schon weitaus längere Strecken gegangen. Stimmt irgendetwas nicht mit ihr?" Ich war doch etwas verwundert über die plötzliche Überfürsorge des Mädchens. Deshalb war ich etwas beunruhigt, obwohl mir an der Fjordstute jetzt nichts Besonderes aufgefallen wäre.

"Ich bin mir nicht sicher", meinte ich vorsichtig, "sie war etwas komisch beim Herreiten." Ich sah Feli entschuldigend an, da ich nun mit einem Donnerwetter von Frau Chevalier rechnete.

"Irgendwie lief sie so unregelmäßig", half ich Jacqueline ziemlich ungeschickt weiter.