"Wenn du das mit Pfeffer zu Michael sagst, traut er sich nicht mehr, dir Roxy zu verbieten", lachte ich, "Also, falls er dir die Hündin mal verbieten will, weißt du ja, was du sagen musst. Und das mit Mikey, das ist auch so eine Sache. Aber im Großen und Ganzen hatten wir Glück mit ihm, glaube ich. Heinz kennt sich wirklich gut mit Hunden aus, sonst hätte Mikey auf dem Internat wohl nie eine Chance bekommen. Ein wahres Glück, dass er nicht krank war. Ich kann das Mädchen nicht verstehen! Die ist doch keine acht mehr. Der muss doch bewusst gewesen sein, dass man am Internat keinen Hund verstecken kann! Schon dem Hund zuliebe nicht."

"Es ist mir völlig unverständlich, was sie sich dabei gedacht hat. Mich wundert es sogar, dass es doch so lange geklappt hat. Der arme Mikey musste doch auch mal an die frische Luft. Hoffentlich lernt das Mädchen daraus und ist dankbar, dass Herr Meier sie nciht gleich vond er Schule geworfen hat", stimmte ich zu.

"Der kam auch angeblich an die frische Luft", erzählte ich mit einer Mischung aus Begeisterung und Entsetzen, "Laut der betreffenden Schülerin. Ich meine, das hat sich wahrscheinlich sowieso rumgesprochen, wer das war. Aber dass das niemand gesehen haben sollte, leuchtet mir nicht ein. Ich denke, Michael hat ihr ziemlich deutlich aufgezeigt, was sie da angerichtet hat. Schließlich muss die Schülerin auch bei der Pflege des Hundes mithelfen. Ihre Eltern waren auch in der Schule. Und naja, dass sie die Hausordnung abschreiben musste, davon kann man ja halten, was man will." Ich lachte. "Wirklich positiv ist", fuhr ich fort, "dass sie auch für einen Monat im Stall helfen muss. Schade, dass so ein Monat so schnell um ist. Die Hilfe im Stall können wir gut gebrauchen. Obwohl, da muss ich meine Schüler wirklich mal loben, es gibt auch oft Schüler, die freiwillig mal mehrere Pferde reinbringen oder ein paar Boxen misten."

Ich lächelte. "Meinst du es meldet sich noch jemand wegen Mikey? Jetzt ist er ja doch recht lange schon am Internat", überlegte ich, "Ich glaube fast, er wurde ausgesetzt. Sonst hätte ihn doch sicher schon jemand vermisst"

"Das vermute ich auch fast", stimmte ich Jaline zu, "Diese Leute versteh ich ja noch weniger als die Schülerin, die den Hund gefunden hat. Ich meine, erstmal kann man sich überlegen, ob man ein Haustier haben will, bevor man es sich anschafft und wenn man es schon loswerden will, dann doch nicht so! Wäre Mikey nicht gefunden worden, wer weiß, wie es ihm ergangen wäre. Er ist schließlich noch ziemlich klein."

"Immerhin wenn Mikey auf dem Hof bleibt, dann kann Herr Meier nichts mehr gegen Roxy haben. Ein zweiter Hund machts schließlich nicht schlimmer", warf ich lächelnd ein

"Vor allem ein zweiter, der zehnmal braver ist", grinste ich, "Ich bin mir ja nicht ganz sicher, ob Michael den Hund auf Dauer wirklich behalten will."

"Ich in aber ganz froh, dass es mit Roxy klappt", seufzte ich, "So kann ich Clément da etwas Arbeit abnehmen. Er hat sie oft zu seiner Schwester gebracht oder ist extra in seinen Pausen heimgefahren. Und schließlich bekocht er mich dafür ja. Auch wenn ich jetzt fast zur Vegetarierin werde." Ich grinste.

"Für Clément ist das sicher eine große Hilfe", mutmaßte ich, "und wenn sogar Pfeffer davon profitiert. Apropos Pfeffer: Schafft er noch einen Trab?"

Ich betrachtete das Pony unter mir kurz. "Ja, ich denke schon. Aber wir werden uns dieses Mal eher zurückhalten", meinte ich dann

"Das soll die Dame hier mal berücksichtigen", grinste ich, gab das Handzeichen zum Antraben, bereitete danach aber erst Anja ordentlich vor, damit sie nicht gleich losstürmen konnte. Als wir dann antrabten, ließ ich Anja nicht schnell werden. Die Stute spielte mit den Ohren.

Ich trabte Pfeffer auf das Zeichen hin an. Der Wallach trabte fleißig, war aber inzwischen merklich weniger flott unterwegs. Einen kleinen Vorsprung konnten wir uns aber dadurch sichern, dass Anna Anja erst ein paar Momente später antrabte

"Anja ist echt super zu sitzen", schwärmte ich, "Ich hoffe, wir bekommen nächstes Jahr wieder einen Schüler, der mit ihr was anfangen kann. Die Gute braucht die Beschäftigung einfach."

"Was machst du eigentlich, wenn du für einen Schüler kein Pferd findest?", fragt ich neugierig.

"Ich darf das ohnehin nicht selbst entscheiden", sagte ich leicht genervt, "Aber um deine Frage zu beantworten: Es gibt für keinen Schüler 'das passende Pferd', jeder bekommt das, wovon wir denken, dass es am besten passen würde. Nun ja, und rein theoretisch können die Schüler auch ein anderes Pflegepferd bekommen, das war bis jetzt in der Praxis aber noch nie der Fall. Durch die Gruppen, die nicht nach Reiterniveau gestaffelt sind, kann ich sowieso nie das bestmögliche aus den Schülern rausholen. Leider. Ich würde ja am liebsten nur Einzelunterricht geben."

"Wenn du hier jedem Einzelunterricht geben würdest, würdest du gar nicht mehr aus der Halle kommen", warf ich ein, "Aber ich glaube, du schaffst es trotzdem jeden Schüler angemessen zu fördern. Und es steht ja jedem frei, dich um extra Stunden zu bitten"

"Nein, Einzelunterricht ist sicher keine Lösung", gab ich zu, "und ich bin mir ja nicht sicher, aber ich gehe mal davon aus, auch, wenn ich den Schülern öfter anbiete, Einzelstunden zu nehmen, viele trauen sich nicht, mich zu fragen. Ich bin einfach zu furchterregend und könnte ja jemanden fressen, falls er mich was fragt." Ich lachte. "Dennoch fände ich es gut", erklärte ich meine Idee, "Wenn die Schüler zum Reiten nicht in Klassengruppen erscheinen würden. Es ließe sich doch einrichten, dass man die Schüler in Gruppen nach dem Reiterniveau einteilt. Das hat mich von Anfang an am Internat gestört, aber naja, ich bin hier ja nicht eingestellt worden, um Veränderungen zu bewirken. Aber warst du schon mal als Schüler in einer Reitstunde mit sieben Mitreitern? Als Lehrer so eine Stunde noch sinnvoll zu unterrichten, ist noch schwieriger, als an so einer teilzunehmen. Da sind die Schüler oft unbeachtet."

"Nein, wir waren nur zu fünft", meinte ich, "Auch bei meinem alten Reitlehrer gab es eine Grenze. Maximal vier. Da hast du schon recht, 8 Leute, das sind wirklich viele"

Ich gab wieder das Zeichen zum Durchparieren in den Schritt. "Das war bei uns am Gestüt auch so", erzählte ich, "Da hat man dann den Schülern wenigstens was beigebracht, aber so? Naja, irgendwie muss es ja gehen, oder? Was ist mit dir? Willst du mal wieder eine Reitstunde?"

Ich parierte Pfeffer zum Schritt durch, was dieser bereitwillig mitmachte. "Nun sofern du mal wieder Zeit hast", antwortete ich.

"Na klar", stimmte ich begeistert zu, "Für dich habe ich doch immer Zeit. Du machst wenigstens das, was ich sage." Ich grinste.

"Aber mir kannst du keinen Stalldienst aufbrummen, wenn ich nicht amche, was du sagst", grinste ich frech.

"Ich kann dir Pfeffer für immer wegnehmen", konterte ich lachend, "Also, immer schön brav machen, was ich sage. Wie geht's euch beim Training denn so?"

"Eigentlich ganz gut", antwortete ich nach kurzem überlegen und streichelte Pfeffers Hals, "Pfeffer arbeitet gut mit. Der Mitteltrab wird wohl immer unser großes Problem bleiben."

"Tja, im Mitteltrab hätte Pfeffer Anja aber so viel besser beeindrucken können", grinste ich, "Das sollte er eigentlich wissen. Und wie geht es euch beim Springen?"