"Klar", stimmte ich begeistert zu, "Pfeffer ist sowieso eine Wasserratte"

"Sind doch die meisten Pferde", lächelte ich und lenkte Anja ins Meer, um dort den Strand weiter entlang zu reiten, "Wegen dem Strand finde ich die Lage des Reitinternats ja toll, aber diese Hitze im Sommer!"

Ich folgte Anna und Anja mit Pfeffer. "Ich bin die Hitze gewohnt", meinte ich, "Ich komme aus Allauch, das ist in der Nähe von Marseille"

"Du hast es gut", lachte ich, "Vor allem der erste Sommer hier, der war der Horror. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Ausritt mit Michael. Wir sind zum See geritten, also durch den Wald, und trotzdem wäre ich fast zerflossen." Anja ging fröhlich durchs Wasser.

"Ach eines Tages wirst du im Sommer nach Hause zurückfahren und dir einen Pullover überziehen, weil du so frierst", entgegnete ich lachend.

"Ich vermisse den richtigen Winter immer irgendwie", erklärte ich, "aber letzten Winter ging's Leo ja nicht so gut, obwohl es hier eigentlich eh nie richtig kalt ist."

"Wenigstens in den Weihnachtsferien, kannst du ihn zuhause genießen", meinte ich aufmunternd.

"Oh ja", seufzte ich, "ganz ohne John. Wie es immer war."

"Vielleicht wird das ja wieder mit euch", überlegte ich, "Sofern du das möchtest"

"Ja, sofern ich das möchte", seufzte ich und spielte mit Anjas Mähne, "Aber ich bin ja nicht ganz unschuldig an der Trennung und ich denke, so ist es besser."

"Du findest sicher noch jemanden, der zu dir passt", sagte ich überzeugt und lächelte Anna zu, "Hätte ich keine Autopanne gehabt, hätte ich Clément auch niemals kennen gelernt."

"Ach, Jaline, wie soll ich dir das erklären?", fragte ich, "Ich mag John ja auch irgendwie und wenn ich in seiner Nähe bin, dann würde ich ihn am liebsten gleich an mich drücken."

"Dann verstehe ich nicht, warum du nicht versuchst, euch beide glücklich zu machen", sagte ich, "Wenn du ihn liebst, dann solltest du das doch möglich machen!"

"Dieser Druck in der Beziehung ging mir schon auf die Nerven", erklärte ich weiter, "Ich habe eben nicht immer Zeit. Seit wir getrennt sind, komme ich zu viel mehr Arbeiten und deshalb denke ich, eine Freundschaft ist einfach besser für uns."

"Arbeit ist nicht alles im Leben, Anna", sagte ich ernst, "Leute, die sterben, sagen nie, dass sie lieber mehr Zeit in der Arbeit verbracht hätten. Du musst dir überlegen, ob du John liebst oder nicht. Und wenn du es tust, musst du alles tun, dass ihr beide glücklich werdet. Es gibt kein richtig oder falsch in der Sache, aber wenn du jetzt aus den falschen Gründen, wie zum Beispiel die Arbeit zögerst, dann wirst du das irgendwann bereuen."

"Leute, die sterben, sagen generell nicht viel", seufzte ich, "Ach, ich weiß ja nicht, Jaline. Ich kann mir das mit John alles nicht vorstellen, aber trotzdem mag ich ihn. Sicher nur freundschaftlich. Also vielleicht." Ich merkte selbst, dass ich rumeierte und das ist normalerweise nicht meine Art, aber mit Jaline verstehe ich mich schließlich doch ganz gut und ich hoffte mal, dass sie es nicht allzu sehr herumposaunt.

"Überleg dir das alles in einem ruhigen Moment für dich", meinte ich lächelnd, "Sonst weißt du doch auch was du im Leben willst"

"Das ist es ja!", stimmte ich Jaline zu, "Bei John, da erkenne ich mich selbst nicht mehr. Das kann ja gar nicht gut für mich sein. So, wollen wir hier wieder über den Wald zurück zum Internat? Oder vorher noch einen Abstecher zum Seee?"

"Vielleicht ist auch gerade das gut für dich", sagte ich lächelnd. Ich sah an Pfeffer herab. Er war ordentlich verschwitzt, kein Wunder bei dem Tempo das er halten musste, um mit Anja Schritt zu halten. "Lass uns den See ausfallen. Pfeffer ist heute schon flott genug unterwegs gewesen"

"Was soll daran gut sein?", wollte ich wissen. Ich blickte zu Pfeffer. "Puh, der hat ja ordentlich geschwitzt", stellte ich fest.

"Weil das in der Liebe ganz normal ist, Anna", erklärte ich, "Man tut auf einmal Dinge, die man davor nie getan hätte." Ich streichelte den verschwitzen Ponyhals. "Ja, der Hübsche hier wollte wohl die schöne Anja beeindrucken", lächelte ich

"Das ist mir zu kompliziert, glaube ich", meinte ich noch und bog dann aus dem Wasser ab, "Na vielleicht hat es ja was genutzt und Anja ließ sich beeindrucken."

Ich beschloss das Thema John nun ruhen zu lassen. Stattdessen erzählte ich: "Wo wir beim Beeindrucken sind: Das Training mit Roxy und Pfeffer läuft ziemlich gut. Anfangs war Pfeffer noch sehr skeptisch was die Hündin betraf, aber inzwischen können sich die beiden wohl halbwegs gut ausstehen. Sagen wirs so: Sie laufen wunderbar nebeneinander her."

"Super!", freute ich mich, "Da kann ja selbst Michael nichts mehr dagegen sagen. Und am Hof die Pferde bleiben auch ganz ruhig, soweit ich mitbekommen habe, oder?"

"Roxy ist ja sowieso eine ganz ruhige und sehr gut erzogen. Ich glaube, ich habe sie noch nie laut Bellen gehört. Da hat Clément ganze Arbeit geleistet. Von daher haben die Pferde auf dem Hof sowieso weniger Probleme mit ihr als mit Mikey haben", plauderte ich nun fröhlich, "Pfeffer ist seit dem Training mit Roxy aber im Gelände viel viel ruhiger geworden." Ich strahlte. Das ganze klappte wirklich wunderbar