Anna Chevalier = Jacqueline

Ich fuhr gerade auf den Hof, als ich Anna zur Weide gehen sah. Ich wechselte im Auto noch meine Schuhe und zog mir die Reitstiefel an. Anna war noch nicht auf dem Rückweg, als ich zur Weide ging. Auf der Wallachkoppel sah ich sie jedoch nicht, vermutlich holte sie sich eine Stute. Pfeffer trottete auf mich zu und suchte mich sofort nach der Möhre ab, die ich ihm immer mitbrachte. Lachend gab ich ihm diese und legte ihm das Halfter an. "Guten Morgen", begrüßte ich Anna fröhlich, als wir am Putzplatz ankamen, wo ich Pfeffer anband.

"Hallihallo", grüßte ich fröhlich zurück, "Ich hätte ja nie gedacht, dass man es so früh aus dem Bett schaffen kann." Ich band Anja an, holte ihr Putzzeug und fing an, die Stute zu putzen. Dabei fragte ich mich, warum man Schimmel nicht verbieten konnte. Anja war übermäßig verdreckt und auf ihrem Fell sah man das auch.

Ich lachte. "Dann bist du also normalerweise nicht beim Frühstück dabei?", fragte ich. Die Anwtort wartete ich nicht ab, sondern holte schnell den Putzkasten

Als Jaline zurückkam, zwinkerte ich ihr zu: "Ich schon, der Chef sieht's gerne. Aber du hast immerhin schon eine lange Fahrt hinter dir und bist trotzdem schon hier." Ich bearbeitete Anja erst mit dem Eisenstriegel.

Ich lächelte. Ich griff mir den Striegel und begann damit Pfeffer zu putzen. "Clément ist Frühaufsteher", erzählte ich, "Da gewöhnt man sich mit der Zeit dran. Einzig wenn er irgendwelche Kunden hat, die auf die Idee kommen, dass sie Bilder in der Sonnenaufgangsdämmerung am besten noch im Sommer brauchen .... Nein, da kann er selbst aufstehen."

Ich lachte: "Das glaube ich dir. Aber am Wochenende melde ich mich auch öfter vom Frühstück ab. Von der Köchin kriegt man schließlich auch später etwas und im Stall werde ich morgens nicht gebraucht."

"Am Wochenende weckt uns meistens Roxy, außer ich muss arbeiten", meinte ich, "Aber ich habe mich zu meiner Schulzeit am Wochenende auch öfter vom Frühstück abgemeldet. Und verhungert bin ich sicher nicht" Pfeffer döste etwas. Er war nciht übermäßig schmutzig, wodurch ich gut voran kam

"Das machen doch einige und verhungert ist noch niemand", lachte ich, "das wäre doch verrückt." Ich griff nun zum Gummistriegel.

Ich lachte. "Ich muss sagen, ich hab nie verstanden, warum das Frühstück auch am Wochende so früh sein musste", gestand ich

"Vermutlich, damit sich alle leichter an die Nachtruhe halten", grinste ich, "Puh, Anja ist ganz schön eingesaut."

"Ich habe das Gefühl, gerade Schimmel machen das mit Absicht", grinste ich, "Pfeffer dagegen ist vorbildlich gewesen"

"Das wird es wohl sein", lachte ich, "Anja will nicht nur gerne beschäftigt werden, sie beschäftigt auch gerne."

"Vielleicht findet sie, dass du zu wenig zu tun hast", meinte ich scherzend.

"Das wird es sein", lachte ich und fuhr mir durch die Haare, "aber sie hat ja keine Ahnung, wie viel Arbeit ich habe. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Jeder braucht immer irgendwas und das am besten gleich. Sowohl Mensch als auch Pferd."

"So geht es mir mit meinen Kunden auch manchmal. Aber bekommst du bei den Pferden denn keine Hilfe?", fragte ich.

"Klar krieg ich Hilfe", erwiderte Anna, "die Stallarbeit geht mich sowieso nichts an, das machen John und Heinz, aber beim Reiten der Pferde sind mir meine Kollegen nicht oft eine große Hilfe. John longiert und fährt, aber er reitet erst seit ein paar Monaten, da kann er mir beim Korrigieren der Schulpferde auch nicht weiterhelfen. Alex ist noch die größte Hilfe, aber ich will nicht jammern, ich habe es mir schließlich selbst ausgesucht und es macht mir auch Spaß. Wie geht's dir bis jetzt im Studium?"

Ich griff nun zur Kardätsche und bürstete das fuchsfarbene Fell. "So lange geht es ja noch nicht", meinte ich, "Aber das schwierigste ist eigenlich, sich die Zeit gut einzuteilen. Im Fernstudium braucht man eine gut Selbstkontrolle, um das Pensum auch wirklich zu machen."

"Das denke ich mir", entgegnete ich, "Wie geht es dir da mit Pfeffer? Kommst du überhaupt noch zum Trainieren?"

"Für Pfeffer hab ich immer Zeit", sagte ich lächelnd, "Und wenn ich sie mir notfalls schaffe. Ich habe ja auch die Stunden auf der Arbeit reduziert. Wenn es jemanden gibt, der sich über zu wenig Zeit beschwert, dann ist das Clément. Aber eigentlich versteht er es und unterstützt mich so gut er kann"

"Ach Männer", winkte ich ab, "für die hat man doch immer zu wenig Zeit." Endlich konnte auch ich zur Kardätsche greifen.

Etwas verwundert hob ich eine Augenbraue, wollte aber hier am Hof nicht fragen. Wer weiß, ob Herr Whert, John, nicht irgendwo rumlief. "Nein, so schlimm ist es nicht", verteidigte ich Clément, "Clément wusste von Anfang an, dass ich ein Pony habe, arbeiten muss und studieren will. Und das akzeptiert er. Umgekehrt darf ich mich ja auch nicht beschweren, wenn er für einen Samstag oder einen Sonntag für eine Hochzeit gebucht wird"

"Das Gute ist bei euch", mutmaßte ich, "dass jeder von euch seine getrennten Hobbys hat."

"Manchmal macht es das aber auch schwer, Zeit miteinander zu verbringen", gab ich zu bedenken

"Es soll ja nicht Sinn und Zweck einer Beziehung sein, nur wegen dem Hobby Zeit zu verbringen", entgegnete ich.