Ich musste lachen. "Nein eigentlich kommt das von zu rauen Gitarrensaiten", grinste ich.

Jaline nickte. "Liebend gerne, sofern er das dürfte. Ich würde natürlich auch einen anderen Stall suchen, aber warum sollte man ihn hier aus der Herde reißen?" Sie blickte erwartungsvoll zu Herrn Meier, nicht ohne Frau Chevalier vorher ein dankbares Lächeln zu schenken

"Es gibt auch Handcremes", lachte ich vorwurfsvoll.

Herr Meier wurde etwas nervös. Er fühlte sich überrumpelt. Die Idee hörte sich ja ganz gut an. "Das wäre natürlich eine Möglichkeit", meinte er nach einer kurzen Pause bemüht, in seinem normalen Tonfall zu sprechen. Ehrlich fügte er hinzu: "Ich brauche allerdings ein wenig Zeit, mir das alles durchzudenken. Was hältst du davon, wenn du nach den Plätzchen Pfeffer mal auf der Weide besuchst? Natürlich gilt das auch für dich, Anna. Du kannst gerne mit nach draußen kommen." Dass Herr Meier verwirrt war, war nun deutlich erkennbar.

"Es spricht doch wirklich nichts dagegen, Pfeffer Jaline zu überlassen", meinte ich. "Ganz im Gegenteil. Das Pony könnte weiterhin in seiner gewohnten Umgebung bleiben und hätte noch dazu eine feste Bezugsperson, die er sowieso schon kennt und gern hat." So fasste ich alles Positive noch einmal zusammen. Wenn Michael nichts mehr einfiel, was dagegen spricht, konnte er ja eigentlich gar nicht mehr Nein sagen.

"Hallo, ich bin ein Mann. Ich brauche keine Handcreme", grinste ich.

Jaline nickte auf Herrn Meiers Aussage und bestätigte das Nicken noch mit einem "Natürlich". Sie nahm sich ein weiteres Plätzchen. "Und ich besuche ihn jetzt dann natürlich auch gerne. Frau Chevalier schloss sie immer mehr ins Herz.

"Dann darfst du mich aber nicht mehr anfassen", lachte ich und stieß Sam sanft von mir weg. Sogleich legte ich aber meine Arme um ihn und zog ihn eng an mich.

"Ob ich verkaufe oder nicht, bleibt immer noch meine Entscheidung", fuhr Herr Meier seine jüngere Kollegin an, obwohl er beeindruckt von ihrem Engagement war.

"Ich habe nur meine Meinung dazu gesagt", erwiderte ich bestimmt. Jedoch wollte ich keine Diskussion beginnen, deshalb wandte ich mich an Jaline: "Kommst du mit zu Pfeffer? Wir wollen ihn nicht länger warten lassen."

Ich grinste nur: "Ach Jacqueline, du liebst doch meine Reibeisenhände" Eigentlich war es nicht ganz so schlimm, aber man merkte an den Fingerkuppen doch eine leichte Hornhaut. Gitarre spielen ist nunmal nicht gut für zarte Hände.

Jaline schluckte gerade das letzte Plätzchen hinunter. "Gerne", antwortete sie. Ob Herr Meier wohl mitkommt? Jaline hoffte sehr, dass er sich für den Verkauf entschied.

"Oh ja", flüsterte ich Sam halblaut ins Ohr. Bei diesem Lärm musste man auch lauter flüstern, damit es der andere überhaupt hörte.

Als Jaline fertig gegessen hatte, fragte Herr Meier höflich, ob er abservieren dürfe.

Ich stand schon mal auf und holte mir meine Jacke, die noch über den Stuhl am Lehrertisch hing. Hoffentlich überlegte Michael es sich nicht noch einmal anders. Eigentlich hatte es sich für mich schon so angehört, als hätte er in seinem Innersten schon längst dem Verkauf zugestimmt. Allerdings wusste man bei ihm ja nie, was er dann tatsächlich vorhatte.

Ich lächelte. "Ich freu mich schon so unglaublich auf die Ferien mit dir", wiederholte ich nochmal.

Jaline bedankte sich wieder einmal beim Rektor und bejahte seine Frage. Sie verabschiedete sich mit einem "Bis später" bei ihm und stand dann auch auf, um mit Frau Chevalier zur Weide zu gehen

Herr Meier ließ sich Zeit und kam erst zehn Minuten später nach.

"Und ich erst", grinste ich mal wieder. Ich streichelte Sam über die Wange.

Ich begleitete Jaline zur Weide. Auf dem Weg dahin erzählte ich ein bisschen von Pfeffer: "Nachdem du weg warst, hat man ihm schon ziemlich angemerkt, dass du ihm gefehlt hast. Ihr beide hattet wohl eine enge Bindung zueinander, was? Er hatte dann erstmal ordentlich Sommerpause, danach habe ich immer mal wieder mit ihm gearbeitet, damit er nicht ganz einrostet."

"Und ich hoffe natürlich, dass dir dein Weihnachtsgeschenk gefällt", meinte ich lächelnd.

Jaline hörte aufmerksam zu. Schließlich erzählte sie: "Ich muss gestehen, ich bin seit meinem Abschluss nur noch ein weiteres Pferd geritten und das war eher ein Notfall. Vielleicht mag es auf sie übertrieben wirken, aber ich wollte vor Pfeffer nie ein anderes Pferd haben und nun ist er das einzige, das ich will. Ich hab sogar all meine Reitsachen verkauft. Ich ... Wir haben uns in meiner Zeit hier auf dem Internat so gut zusammengerauft und voneinander gelernt." Jaline kamen leicht die Tränen. Sie blinzelte sie weg und öffnete die Weidetür. Nachdem sie beide durch waren, schloss sie das Tor wieder. Pfeffer stand ganz in der Nähe. "Pfeffer!", rief das Mädchen leise, woraufhin der Wallach die Ohren spitzte und herüber sah. Jaline lächelte und machte sich auf den Weg zu ihm.

"Mir gefällt alles an dir", lächelte ich, "nun ja, fast alles." Ich drückte Sam an mich.

Herr Meier verließ langsam das Schulgebäude. Die Stimmen der feiernden Gesellschaft wurden immer leiser. Ihm ging Pfeffer durch den Kopf. Der Wallach war wirklich sehr traurig über Jalines Gehen gewesen. Schicksal nennt man so was. Aber wenn der Fuchs hier bleiben würde und er, Michael Meier selbst das Rückkaufrecht besäße?

Ich hörte Jaline schweigend zu. Ich hätte gar nicht gedacht, dass es bei ihr so extrem war. Doch irgendwo konnte ich es sogar nachvollziehen. Als wir die Weide betraten, hielt ich mich im Hintergrund auf. Ich wollte Pfeffer und seine ehemalige Pflegerin nicht bei ihrer Begrüßung stören.

Ich grinste:„Was gefällt dir denn nicht?“

Jaline erreichte Pfeffer bald. Wie früher suchte der Wallach zunächst an ihren Taschen nach essen. Sie blickte auf ihre schlamm verschmierten Stiefel und musste lächeln. Während sie dann Pfeffers Hals klopfte, kamen die Tränen

Ich wurde rot. "Ich weiß nicht...", lächelte ich, "mir fällt gerade nichts ein. Aber es gibt sicher etwas, dass mich an dir stört."

Herr Meier kam zur Weide und stellte sich neben Anna. "Tag", meinte er und blickte zu Jaline und Pfeffer.

Ich nickte Michael nur zu. Ich fragte mich, ob er schon eine Entscheidung getroffen hatte. Also ich an seiner Stelle hätte spätenstens bei dem Bild, was uns jetzt bot, meine Meinung geändert und das, obwohl ich eigentlich kein sentimentaler Mensch bin. Jaline würde es wohl das Herz brechen, wenn sie sich erneut von Pfeffer trennen müsste.

Ich lächelte. „Ja irgendwas gibts immer “

Jaline wischte kurz die Tränen weg und streichelte Pfeffer immerzu

"Stimmt, es gibt keine perfekten Menschen", lächelte ich und fügte hinzu: "Was stört dich so an mir?"

Herr Meier dachte an seinen festlichen Anzug und seine tollen Schuhe, die nicht gerade weidetauglich waren. Warum hatte er sich nur nicht umgezogen? Gerne wäre er jetzt zu Bersi gegangen. Bersi kam zwar schon nahe heran, hielt aber einen Sicherheitsabstand zum Elektrozaun. Herr Meier sah zu Jaline. Was sollte er mit ihr nur machen? Absolventen gingen ihn ja eigentlich nichts an, aber seine eigenen Pferden, zu denen nun mal auch Pfeffer zählte.

"Jetzt mal ehrlich, Michael", unterbrach ich leise die Stimme. Jaline musste nicht unbedingt mitbekommen, was ich mit ihm zu besprechen hatte. "Was hast du wirklich dagegen, dass Jaline ihr Traumpony bekommt?"

"Du bist mir nicht böse, wenn ich es dir sage?", versicherte ich mich vorher noch.

"Ich hoffe, ich muss nie wieder von dir weggehen", murmelte Jaline leise. Sie wollte sich nicht zu den Lehrern umdrehen. Sie hatte einfach nur unglaubliche Angst, dass damit ihre Zeit bei und mit Pfeffer für immer zuende war

"Ach Quatsch!", lachte ich, "Fehler haben wir schließlich alle."

Herr Meier sah Anna verwundert an. "Nichts", brummte er ebenso leise, "habe ich das je behauptet?"

"Na dann ist doch alles klar oder nicht?", gab ich energisch zurück.

"Ich finde, du reagierst manchmal ein bisschen zu stark über. Dadurch streiten wir uns unnötig", sagte ich ehrlich, achtete aber darauf dass niemand mithörte. Ging ja schließlich keinen sonst was an.

Jaline warf kurz einen Blick zu den Lehrern, blieb aber bei Pfeffer. Bis sie gerufen wurde, würde sie sich nicht von dem Wallach wegbewegen