"So sind wahrscheinlich die Lehrer", mutmaßte ich, "die in ihrer Freizeit sonst nichts zu tun haben, außer für ihr Fach zu leben."

"Wobei ja zumindest alle Lehrer auf Dreamdancer mehr oder weniger pferdebegeistert sind", gab ich zu bedenken.

"Das wird man auf dem Reitinternat automatisch", lächelte ich. Ich blickte mich mal wieder nach Roxy um. "Das muss ein komisches Gefühl sein", warf Robert ein, "mit seinen Lehrern im gleichen Reitstall."

"Ich finde oder fand es gar nicht so komisch", überlegte ich. Roxy hatte sich wieder einmal an den Wegesrand begeben und schnüffelte.

"Kein Bisschen?", wollte Robert wissen.

"Nein, komischer war es eigentlich, dass man mit den Lehrern quasi unter einem Dach lebt. Und auch ein eigenes Zimmer hab ich manchmal vermisst", gestand ich ehrlich

"Auch, wenn ich mich mit Mandy nicht verstehe", erklärte ich, "stört es mich nicht, dass ich mit ihr ein Zimmer teile, obwohl ich zuhause mein eigenes Zimmer habe. Und mit Monique verstehe ich mich sowieso blendend."

"Es gibt einfach Situationen, da möchte man alleine sein. Und die hat man auf dem Internat nur selten", meinte ich nach etwas Überlegung, "Ich glaube, das ist es was ich vermisst habe. Man hat nicht so recht einen Rückzugsort, der einem alleine gehört"

"Das stimmt", bestätigte ich, "Dieses Problem habe ich oft, wenn ich mit Sam allein sein will."

"Da bin ich schon echt froh, dass ich ejtzt aus dem Internat raus bin", erzählte ich. Roxy kam nun wieder zu mir zurück und stupste mich leicht. Ich sah lächelnd zu ihr hinunter

"Das glaub ich dir", meinte ich zu Jaline. "Ich bin auch sehr froh, nicht im Internat wohnen zu müssen", erklärte Robert, "Jeden Tag mit seiner Familie an einem Tisch sitzen, ist schon schöner."

Ich schwieg nun. Ich saß inzwischen erstaunlich ungern bei meiner Familie, die meine Entscheidungen gar nicht mehr verstehen konnten.

"Ich glaube", meinte ich nachdenklich, "durch das Internat bin ich reifer geworden."

"Inwiefern?", fragte ich nach. Ich fuhr der Hündin kurz durchs Fell. Sowohl Roxy als auch Pfeffer verhielten sich ruhig

"Alleine durch die Tatsache, dass ich mein Zimmer teilen muss", nannte ich als Beispiel, "Da lernt man Rücksicht."

"Ich weiß nicht", zweifelte ich, "Bei mir hat da die Zeit im Ausland mehr gebracht"

"Um Rücksicht zu lernen?", wollte ich irritiert wissen.

"Um reifer zu werden", stellte ich richtig

"Achso", meinte ich, "Aber was das Thema Lernen von Höflichkeitsformen geht, kann sich das Internat wohl sehen lassen."

"Das auf jeden Fall", stimmte ich zu, "Aber die durfte ich persönlich ja schon durch meine werte Großmutter erlernen" Ich grinste etwas.

"Das glaube ich auch", stimmte Robert zu, "Ich würde es mich nicht wagen, hier nur eine halbe Sekunde zu spät zu kommen oder einmal nicht zu grüßen."

Da stimmte ich nun lachend zu. Das würde man hier tatäschlich nur wagen, wenn man scarf drauf war, die Hausordnung abzuschreiben.

"So schlimm ist das auch wieder nicht", meinte ich, "Einmal die Hausordnung abgeschrieben und alles ist wieder in Butter."

"Aber lieber komme ich pünktlich als eine Stunde meines Lebens mit der Hausordnung zu verbringen", grinste ich

"Oh ja, ich auch", entgegnete ich lachend. "Ich muss euch ehrlich gestehen", meinte Robert, "Ich weiß gar nicht genau, was in unserer Hausordnung unserer Schule steht."