Ich hatte Jaline von Robert bereits ein wenig erzählt und heute wollten wir dem Gastschüler ein wenig die Gegend zeigen. Glücklicherweise zu Fuß, weil Robert nicht ausreiten darf. Frau Chevalier hat sowieso ständig an dem Gastschüler herumgenörgelt, zumindest an seinen reiterlichen Fähigkeiten. Logischerweise versteht sie es nicht, dass es außer mir noch andere Menschen gibt, die Pferde mögen, ohne sie zu reiten.

Robert und ich hatten gerade Theorie gehabt und nun noch eine viertel Stunde, bis wir mit Jaline verabredet waren. Diese Zeit nutzten wir, um uns umzuziehen. Kurz vor halb vier warteten wir am Parkplatz, wo wir Jaline empfangen wollten.

Ich hatte heute bis zum Mittag gearbeitet, dann hatte ich Roxy übernommen und noch eine Stunde gelernt, bis ich mich auf zum Stall machte. Die Hündin kannte das Ganze schon sehr gut und machte es sich in meinem Kofferraum immer bequem. Während der Fahrt hoffte ich, dass der Junge, der mit Jacqueline und mir spazieren gehen wollte, keine Angst vor Hunden hatte. Aber nun konnte ich es sowieso nicht mehr ändern. Als ich auf den Hof fuhr, sah ich die beiden schon wartend am Parkplatz stehen. Inzwischen konnte ich das Auto quasi im Schlaf einparken, was ja kein Wunder war, schließich war ich beinahe täglich auf dem Hof.

Ich winkte Jaline heftig zu und fiel ihr um den Hals, sobald sie ausgestiegen war. "Hallo Jaline!", meinte ich übertrieben fröhlich und wuschelte auch Roxy durchs Fell. "Das ist Robert", stellte ich vor, "Das ist Jaline."

Ich wurde beinahe überfallen, als ich aus dem Auto stieg. Lachend begrüßte ich meine Freundin, bevor ich Robert jedoch die Hand reichte, leinte ich zunächst Roxy, die brav im Kofferraum wartete, bis ich ihr das Kommando gab. Ich schloss das Auto ab, dann gab ich Robert die Hand. "Jacqui hat ja schon alles gesagt", meinte ich lachend, "Hallo!" Roxy wedelte mit dem Schwanz und blieb neben mir stehen.

"Guten Tag", meinte Robert erst etwas ungeschickt, da er einen guten Eindruck machen wollte, "Ich heiße Robert. Freut mich, dich kennen zu lernen."

"Ich freu mich auch. Das heir ist übrigens Roxy. Ich hoffe, du magst Hunde. Und ich hoffe, dein Pflegepferd auch, sonst müssen wir einen Plan B machen. Aber Roxy ist echt ganz lieb", meinte ich lächelnd.

"Ja", nickte Robert, "Ich mag Hunde. Ob Larissa Hunde mag, weiß ich nicht."

"Sehr gut", meinte ich, "Den Rest sehen wir ja. Dann machen wir mal los"

"Bist du Larissa schon mal geritten?", wollte ich von Jaline wissen.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Pferdetausch gab es ja bei uns keinen, ich bin eigentlich fast nur Pfeffer geritten", erzählte ich, während wir richtig Stall losgingen.

"Und Julie", ergänzte ich lächelnd.

"Ja, die auch", lachte ich, "Aber mein spritziger Pfeffer ist mir da doch lieber." Ich band Roxy vor dem Stall an. Die Gute hatte das bereits bei Clément gelenkt, von daher war es kein Problem. Und ich persönlich wollte sie nicht mit in den Stall nehmen.

"Das Temperament des Pferdes kann man aber gut beeinflussen", gab Robert zu bedenken.

"In gewisser Weise sicherlich", gab ich zu bedenken, "Aber nicht vollständig" Ich betrat den Stall nun.

"Das Stimmt", nickte Robert. Er und ich folgten Jaline in den Stall, um die Halfter zu holen.

Ich holte schnell Pfeffers Halfter. Da die anderen beiden zur Stutenweide mussten, meinte ich: "Ich geh schon mal vor!"

"Ja klar", stimmte ich Jaline zu und ging mit Robert auf die Stutenweide, wo wir unsere Pflegepferde einfingen. Wir kehrten zum Putzplatz zurück und banden unsere Pferde an.

Ich band Pfeffer am Putzplatz ganz außen an, dann holte ich Roxy, deren Leine ist um den Pfosten daneben band. Die Hündin schnüffelte kurz, bevor sie sich hinlegte. Davon beruhigt holte ich den Putzkasten aus der Sattelkammer

Robert sang vor sich hin, während er zu putzen begann. Ich putzte zügig. Wenn wir eine größere Runde machen und pünktlich zum Abendessen zurück sein wollten, mussten wir uns sowieso beeilen.

Pfeffer war zum Glück relativ sauber, so kam ich schnell voran.

"So kurz vorm Turnier tut uns ein gemütlicher Spaziergang sicher gut", meinte ich. "Ich mag Turniere nicht", ereiferte sich Robert sofort.

"Ein Ausritt wäre mir lieber", meinte ich lachend. Auf Roberts Aussage ging ich vorerst noch nicht ein. Da schieden sich die Geister.

"Das ist doch das selbe wie ein Spaziergang", entgegnete ich lachend. "Du hast aber eine seltsame Definition von 'das Selbe'", erwiderte Robert lächelnd.

"Nein, im Sattel fühle ich mich wohler", grinste ich, "Außerdem hab ich doch schon nen Hund dabei, wozu muss ich dann Pfeffer Gassi führen?"

"Ob du neben ihm her läufst oder reitest, Pfeffer wird immer Gasi geführt", grinste ich.