"Nein", gab ich zu, "Aber ich sehe keine Möglichkeit auf welche Weise eine andere Beziehung zustande kommen könnte. Ist ja mit Hunden nicht anders" Roxy bemerkte nun, dass wir schon weiter waren, woraufhin sie nun zu uns rannte. Kurz bevor sie bei Jacqueline war, wurde sie langsamer bis sie wieder auf meiner Höhe lief.

"Ich schon", meinte Robert und hielt inne. Er überlegte sich ein Beispiel. Als Roxy näher kam, blieb ich unweigerlich stehen, ließ Julie aber sogleich wieder antreten.

"Braves Mädchen", lobte ich die Hündin, die nun neben mir lief. Ich wartete auf Roberts Erklärung, tat ihn aber in dieser Beziehung als Spinner ab.

"Man kann beispielsweise mit Pferden spielen", erklärte Robert, "Ganz ohne Rangordnung. Das Pferd bestimmt den Spielverlauf mit. In der Freiarbeit zum Beispiel."

"Nur weil es eine Rangordnung gibt, heißt es ja nicht, dass ein Pferd keine eigenen Entscheidungen treffen kann", konterte ich.

"In einer Rangordnung macht das Pferd doch bloß, was das ranghöhere Tier will", entgegnete Robert.

"Nein, es ist eine Hierachie, die bestimmte Rechte und Pflichten regelt. Ich habe als ranghöheres Mitglied die Möglichkeit Pfeffer oder Roxy in ihrer Freiheit einzuschränken, ja. Gleichzeitig kommen damit aber auch Pflichten auf mich zu", sagte ich.

"Wie meinst du das?", wollte Robert wissen.

"Nun, wenn sich Pfeffer mir unterwirft, dann erwartet er von mir, dass ich meine Pflichten erfülle. Ich habe das Recht, ihn einzuschränken, aber dafür erwartet er von mir, dass ich als ranghöheres Mitglied für seinen Schutz sorge. Das ist meiner Meinung nach ein großes Problem nach schweren Unfällen. Da haben Pferd und Reiter oft das Problem wieder zusammen zu finden. Das Vertrauen in den Schutz ist weg, die Pflicht wurde nicht erfüllt", erklärte ich. Roxy trabte nun wieder voraus.

"Selbst gleichrangige Wesen können sich gegenseitig beschützen", beharrte Robert. Ich fühlte mich unwohl. Wenn nun etwas passierte?

"Können. Aber in einer Rangordnung geht es nicht nur darum. Es ist sehr vielschichtig", meinte ich, "Jacqui? Möchtest du nicht auf mitreden?"

"Deshalb sind soziale Pferdekontakte für Pferde so wichtig", stimmte Robert zu. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich wollte doch nicht, dass es auffiel, dass ich Angst hatte. "Ich kenn mich doch nicht so gut aus", argumentierte ich vorsichtig, "mit Pferden."

"Ach ihr lernt so viel bei Frau Chevalier, da bin ich sicher, dass du dich bei manchen Dingen bald besser auskennst als ich", lächelte ich.

"Das stimmt, Frau Chevalier ist wirklich eine gute Reitlehrerin", bestätigte ich sofort, "Man muss sie nur erst mal besser kennenlernen, dann weiß man auch das zu schätzen." "Sie hat ziemlich radikale Ansichten", meinte Robert vorsichtig, "denke ich."

Scheinbar war Robert bereits mit Anna zusammen gestoßen. "Ich habe in der Zeit, in der ich mit ihr für das Pas de Deux trainiert habe, unglaublich viel gelernt", schwärmte ich stattdessen

"Eure Vorstellung war deshalb auch Grand Prix reif", erwiderte ich und lächelte ein wenig. Noch schien Roxy brav zu sein.

"Danke", erwiderte ich, "Dann war es den ganzen Muskelkater ja wert"

"Naja, das ist Ansichtssache", meinte ich, "Für ein Pas de Deux würde ich mich nicht so quälen."

"Es hat auch Spaß gemacht und ich habe eine Menge gelernt, wie gesagt", verteidigte ich mich. Ich merkte wie Pfeffer etwas unruhiger wurde. Bald kamen wir zur Trabstrecke. Wie wir diese handhaben wollten, sollte ich Jacqui überlassen.

"Ich weiß ja, wie Einzelreitstunden mit Frau Chevalier sind", erklärte ich.

"Anstrengend, aber sehr lehrreich", meinte ich lächelnd.

"Allerdings", lachte ich ein wenig bitter.

Ich hielt das Gespräch nun nicht weiter in Gang, da ich mich nun um Pfeffer kümmern musste. Dieser wusste nun, dass wir nun auf der Trabstrecke waren.

Als ich merkte, dass Pfeffer unruhig wurde, blickte ich zu Roxy. Hoffentlich würden nicht bald alle Pferde durchgehen und jemanden von uns überrennen. Larissa nahm den Kopf hoch, was Robert zu verhindern versuchte, indem er am Strick zupfte. Julie war noch ruhig, spitzte aber die Ohren.

Nachdem ich Pfeffer halbwegs im Griff hatte, erklärte ich Robert: "Normal ist hier die Trabstecke, das wissen die Pferde." Roxy trottete 2 Meter vor mir den Wegrand entlang.