"Ich könnte Roxy auch nehmen", bot ich an, "bevor noch was passiert."

"Entspann dich Jacqui. Es passiert mehr, wenn du dich auf zwei Stricke konzentrieren musst", meinte ich beruhigend, "Sie ist absolut ruhig und so lange keines der Pferde unruhig wird, sehe ich da keinen Grund."

"Und wenn Roxy nun wegläuft?", gab ich zu bedenken.

"Roxy läuft nicht weg. Ich habe sie schon etliche Male von der Leine gelassen. Sie hört sehr gut", beruhigt ich meine Freundin, dann widmete ich mich Roberts Frage. "Nun", setzte ich an, "Man hat zum Beispiel keinen Anfahrtsweg zum Stall. Und auch der Schulweg fällt größtenteils weg"

Ich schwieg und achtete auf Roxy. Was sollte ich machen, falls die Hündin Julie ansprang? "Das stimmt", lächelte Robert, "dennoch bin ich froh, meine Lehrer nicht den ganzen Tag lange sehen zu müssen."

"Das ist natürlich ein Nachteil", stimmte ich grinsend zu. Pfeffer ging derzeit ruhig rechts neben bzw leicht hinter mir her, Roxy war zu meiner linken am Wegesrand etwa drei Meter vor mir. Robert schien im Gegensatz zu Jacqui keine Bedenken wegen der Hündin zu haben.

"Man muss sich wahrscheinlich nur an so ein Reitinternat gewöhnen", vermutete Robert, "Dann findet man es sicher nicht mehr so schlimm. Aber in den letzten Tagen wurde ich mit den ganzen Eindrücken ganz schön überfordert."

"Ja, aber das ist doch überall so", lächelte ich

"Ja", bestätigte Robert, "Am meisten vermisse ich mein Pferd."

"Oh du hast ein Pferd?", fragte ich begeistert nach.

"Ja", lächelte Robert, "Ein Islandpferd. Er heißt Draumur und ist um einiges kleiner als Larissa hier."

"Das ist sicher eine ziemliche Umstellung oder?", fragte ich nach.

"Ich bin es nicht gewohnt, dass ein Pferd höher ist als ich", lächelte Robert, "Aber mittlerweile haben wir uns ein wenig aneinander gewöhnt."

"Ich hatte vor dem Internat immer eher Großpferde", erzählte ich, "Da war Pfeffer auch eine Umstellung." Ich beobachtete Roxy, die sich in meiner Nähe aufhält

"Außer Draumur bin ich bis jetzt nur ganz selten ein Schulpferd geritten", erklärte ich, "Schon gar nicht so ein großes wie Larissa, aber sie ist wirklich sehr brav und sie soll nicht denken, dass ich keine großen Pferde mag."

"Ich weiß ja nciht, ob sie auf diese Gedanken wirklich kommen kann", brachte ich eher skeptisch hervor. Ich schaute kurz zu Jacqueline, denn diese schwieg schon eine ganze Weile

"Sie würde es sicher merken", erklärte Robert, "wenn ich ihr skeptisch gegenüber stehen würde." Ich achtete nur auf den Hund und auf Julie.

"Das vermutlich schon", stimmte ich zu. Roxy kam nun zu mir, lief aber nach ein paar Metern neben mir wieder voraus. Die Hündin sah sich oft nach mir um.

Ich traute mich nicht, Jaline noch mal zu bitten, Roxy doch anzuleinen. Ob Herr Meier damit einverstanden war? "Ich will unsere Beziehung nicht von Anfang an negativ beeinflussen", erklärte Robert, "nicht, dass sie sich an mir rächen müsste."

"Ich denke nicht, dass Rache etwas ist, was Pferde ernsthaft verfolgen", sagte ich leise lachend, "Was denkst du Jacqui?"

"Leider nicht", meinte Robert, "aber wenn man Pferden genügend Gelegenheit zur freien Meinungsäußerung gibt, nutzen sie diese auch." "Ich weiß nicht", meinte ich nur unsicher.

"Das ist Blödsinn", meinte ich zu Robert, "Die Ganze Beziehung geht über die Regeln der Rangordnung. Rache sind dabei keine Gedanken." Dann wandte ich mcih an Jacqui: "Ist alles okay?"

"Die Rangordnung haben die Pferde in ihrer Herde", meinte Robert, "Als Mensch verbringt man doch viel zu wenig Zeit mit seinem Pferd, um von Rangordnung zu reden. "Jaaa", meinte ich lang gezogen, aber bemüht überzeugend.

"Das sehe ich völlig anders", meinte ich gelassen. Dieser Robert hatte etwas merkwürdige Ansichten. Was Anna wohl dazu sagen würde? Ich musste grinsen. Roxy blieb nun stehen, um zu schnüffeln. Dabei fiel sie ein Stück zurück. Ich beobachtete die Hündin durch einen Schulterblick.

"Du bist doch keine 24 Stunden bei deinem Pferd?", stellte Robert fragend fest.