Als es Zeit dazu wurde, gab ich das Handzeichen und ließ Bersi in den Schritt fallen. Ich verlängerte die Zügel und Bersi schnaubte.

"Nein, dazu fehlt mir die Zeit", erklärte Frieda, "Ich habe mit meiner Europa genug zu tun. Ein Pferd reicht definitiv. Du wirst das ja selber kennen, ein Pferd macht Arbeit."

"Ich will Europa das bestmögliche von mir bieten", fuhr Frieda fort, "Das kann ich am ehesten, indem ich mir viel Zeit für sie nehme."

"Sie hat alles für mich getan", erwiderte Frieda, ebenfalls lächelnd, "Man könnte fast meinen, dass ich sie für meinen Erfolg ausgenutzt habe."

"Das stimmt wohl", erwiderte Frieda, "Jedoch habe ich Europa zu Höchstleistungen im Vielseitigkeitssport gebracht."

"Nein, das nicht", entgegnete Frieda, "Ich habe sie auch nie überfordert, aber ich wollte mit ihr auf jeden Fall immer höher rauf. Im wahrsten Sinne des Wortes."

"Wegen dem Unfall mache ich mir auch keine Vorwürfe...", beschwichtigte Frieda und fügte nach einer Pause hinzu: "...mehr. Es gab auch andere Zeiten." Wir waren an der Kreuzung angekommen und ich forderte meine Begleiterinnen zum Absteigen auf.

Frieda und ich stiegen ebenfalls ab und versorgten Steigbügel und Sattelgurt. Ich ging voran, Frieda neben mir. Hier hatten zwei Pferd-Reiter-Paare gut Platz. "Herr Meier hat mir in diesem Punkt sehr geholfen", erklärte Frieda Jaline und lächelte mir zu.

"Ich mag ihn nicht nur deswegen", fügte Frieda schnell hinzu, "obwohl es stimmt, dass ich deinem ehemaligen Rektor einiges zu verdanken habe." Ich räusperte mich, sagte aber nichts.

"Ich will nur keinen falschen Eindruck hinterlassen", lächelte Frieda zu Jaline zurück. Bersi wollte etwas schneller werden, was man von ihr gar nicht kannte, so ließ sie sich schnell wieder in das normale Schritttempo regulieren.

"Umgekehrt ist es aber genauso", sagte ich in die Stille hinein. Ob Jaline verstand, worum es mir gerade ging, wusste ich zwar nicht, aber Frieda verstand es und das war das Wichtigste.

Ich genoss das folgende Schweigen. Am Putzplatz band ich Bersi an. Frieda führte Stella an den Platz neben Bersi.