Ich nahm die Arbeit mit Gizella wieder auf. Durch den Vorfall war meine Konzentration leicht flöten gegangen, aber es klappte so einigermaßen

"Mach einach noch ein paar Bahnfiguren im Trab und Schritt, das soll für heute reichen. Das Galoppieren lassen wir lieber", sagte ich zu Jacqueline. Ich sah mich nach den anderen um. Durch die Unterbrechung waren alle etwas aus dem Takt gerissen worden, doch sie arbeiteten jetzt wieder gut mit.

Gott sei Dank. Ich atmete auf und blieb erst im Schritt. Ich ging auf die Große Tour.

Nach einer Weile konzentrierte ich mich wieder mehr. Ich trabte Gizella an

Alle machten ihre Sache gut, sodass ich nichts auszusetzen hatte.

Das Traben ließ ich lieber. Vielleicht würde es Frau Chevalier doch nicht zwingend verlangen. Sie sah ja, dass ich mit der Stute nicht klar kam. Hoffentlich würde sie nicht von selbst antraben. Ich hatte nämlich das Gefühl.

Schließlich parierte ich wieder durch und versuchte mich dann an der Aufgabe, die ich vor Jacquelines Sturz bekommen hatte: Der Mittelschritt. Ich dachte an alles, was wir bisher dazu gelernt hatten und trieb Gizella ordentlich vorwärts. Ich hoffte, es sah ach in Frau Chevaliers Augen gut aus

Kurz lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf Samuel, der nun meiner Aufforderung von vorhin nachkam und sich am Mittelschritt versuchte. "Gut, Samuel, weiter so", meinte ich. "Versuch nur, die Hinterhand noch mehr zu aktivieren. Gizella muss ordentlich untertreten."

Mein Pferd ging mit hoher Kopfhaltung am Zirkel. Ich hoffte nur, dass das kein Zeichen dafür war, dass mir das Pferd bald wieder durchging. Warum hatte mich Sam nicht unterstützt? Warum wollte auch er, dass ich wieder aufsteige?

Ich lächelte stolz wegen des Lobes. Ich versuchte es gleich nochmal, dieses Mal hoffentlich noch besser

Ich nickte nur zu Samuels Leistung, es gefiel mir sehr gut, wie er es machte. Dann wandte ich mich wieder Jacqueline zu. Ich seufzte innerlich. "Das hat doch vorhin schöner geklappt, also was ist los", sagte ich zu ihr. "Locker lassen, Hände ruhig halten!"

Ich bemühte mich, die Hände ruhig zu lassen, verkrampfte mich aber innerlich noch mehr. Ich ritt nun wieder außen herum.

Ich trabte wieder an und ließ Gizelle einige Bahnfiguren gehen.

"Schultern zurück und locker fallen lassen, Absätze tief, entspann dich", korrigierte ich an Jacquelines Sitz herum. "Und dann trabst du an, leichttraben. Schlangenlinie durch die ganze Bahn, drei Bögen."

Ich wusste es. Die Frau besaß die Fähigkeit nicht, einfach mal Ruhe zu geben. Ich klammerte mich mit den Fingern am Zügel fest und gab vorsichtig eine Trabhilfe. Als das nichts half, presste ich mit dem Schenkel mehr und das Pferd unter mir trabte etwas seltsam los. Ich trabte leicht, was mir auf diesem Presslufthammer nicht schwer fiel und ritt die Schlangenlinie.

Da ich heute noch nicht galoppiert war, sah ich mich kurz um, wo die anderen waren und galoppierte Gizella dann an. Dann gingen wir auf den Zirkel bei A

"Du trabst auf dem falschen Fuß, Jacqueline", bemerkte ich. "Du musst immer dann aufstehen, wenn die äußere Schulter nach vorne geht. Wenn du auf dem falschen Fuß bist, wird das Ganze ziemlich holprig und du bremst dein Pferd quasi aus." Ich guckte kurz zu Samuel rüber, doch an seiner Arbeit hatte ich momentan nichts zu bemängeln.

Ich saß um. Daran hatte ich nicht auch noch gedacht. Wann war diese Stunde nur vorbei? Und was ist mit Sam?

Nach einer Weile parierte ich wieder zum Trab. Kurz lobte ich Gizella, dann machte ich mich wieder an Bahnfiguren

Ich guckte auf die Uhr. "Gut, ich denke, das reicht für heute", sagte ich schließlich. "Pferde loben und trocken reiten bitte."

Oh nein, hoffentlich ließ sich das Pferd durchparieren. Ja, es klappte halbwegs und beim dritten Versuch. Aber nun Zügel lang lassen? Ich ließ die Zügel lang, hielt mich aber gut vorn am Sattel fest. Die Stute hatte für heute wohl genug Mist verbockt, denn sie trottete im Schritt dahin. Ich konnte aber wieder nur an Sam denken. Hatte er mich überhaupt noch lieb, obwohl ich vom Pferd gefallen bin? Jetzt hielt er mich sicher für doof.

Ich parierte durch udn lobte Gizella, während ich langsam die Zügel länger gleiten lies. Die alte Lady war wohl auch froh über dan Ende, denn sie trottete zufrieden und gemütlich vor sich hin

"Das lief heute ja ziemlich gut bis auf den kleinen Zwischenfall", fasste ich die Stunde zusammen, während meine Gruppe am Trockenreiten war. "Sam, du und Gizella seit in der kurzen Zeit zu einem richtigen Dreamteam geworden. Demnächst werden wir daran arbeiten, dass du deine Hilfen noch gezielter einsetzen kannst." Danach sagte ich zu jedem einzelnen Schüler der restlichen Truppe ein paar Worte zur Stunde, bevor ich zu Jacqueline kam: "Du darfst dich nur nicht entmutigen lassen, weil du von Oda runtergefallen bist. Die Stute ist nicht ganz einfach zu reiten und ich finde, du hast deine Sache ganz gut gemacht. Du sollst dich aber eben nicht immer darauf verlassen, dass das Pferd unter dir schon das Richtige machen wird. Du bist der Chef und hast zu bestimmen, was geschieht."

Ich wurde rot und wusste nicht, was ich sagen sollte. "Darf ich nächstes Mal wieder meine eigene Pflegestute reiten?", bat ich schüchtern stotternd.

Ich lächelte zu Frau Chevalier. Ich freute mich sehr über das Lob.