Ich wurde leicht rot, als ihr meine fehlende Aufmerksamkeit auffiel. Ich achtete darauf, was die anderen vor mir machten und tat es gleich.

Ich war ganz zufrieden mit meiner Truppe, nur Jacqueline hatte wohl noch ein paar Schwierigkeiten, sich an ihr neues Pferd zu gewöhnen. "Du musst dich nicht an Odas Mähne festkrallen, die wird dich schon nicht runterschmeißen, wenn du lieb zu ihr bist", meinte ich zu der Schülerin. An alle gerichtet fügte ich hinzu: "Ihr könnt dann schon mal die Hand wechseln und langsam mit Traben beginnen."

Ganz glaubte ich der Reitlehrerin nicht, aber ich nahm die Hände vorsichtig nach oben und wechselte hinter Chantal die Hand. Dadurch schien der Abstand zu uns irgendwie wieder kleiner zu werden.

Beim Handwechsel hatten Gizella und ich keine Probleme. ALs es dann an den Trab ging, musste ich zwar den Abstand korrigieren, aber das war schnell erledigt. Ich trabte leicht

Nun schien alles erstmal in der Abteilung gut zu passen. Auch bei Jacqueline lief es ganz okay.

Als es zum Trab überging, trieb ich das Pferd unter mir an. Die Stute nahm den Kopf hoch und trabte ziemlich schnell, fand ich zumindest. Mein Pflegepferd war nie so flott unterwegs. Ich trabte leicht, wie immer am Anfang der Stunden.

Ich folgte den anderen durch die ein oder andere Bahnfigur, achtete aber selbst drauf, dass Gizella die Ecken nicht abkürzte

"Gleichmäßig traben, Jacqueline. Pass dich einfach ihren Tritten an", kam es da auch schon wieder von meiner Seite. Ich fand jedoch, dass die Schülerin es bis jetzt ganz gut machte. Monique und Domingo schienen heute mehr Schwierigkeiten zu haben und ich korrigierte die beiden ein bisschen.

Wie sollte man sich da nur anpassen? Ich stand auf, setzte mich, stand auf, ... Dabei konnte ich mich nicht auch noch darauf konzentrieren, dass mein Pferd in die richtige Richtung lief. Nur leider ging das Pferd immer gerade aus weiter und ich hatte Probleme mit dem Lenken. Mein Pferd warf den Kopf umher und ich konnte die Zügel kaum noch halten.

Gizella versuchte zu schummeln, wo sie nur konnte, so dass ich mich ganz schön konzentrieren musste

"Zerr nicht so am Zügel, Jacqueline, das mag kein Pferd und Oda schon gar nicht. Deswegen schlägt sie so mit dem Kopf, siehst du doch", kommentierte ich weiter. Doch dann wurde meine Aufmerksamkeit kurzzeitig auf Gizella und deren Reiter gelenkt. "Samuel, Ecken nicht abschneiden, sondern schön reinreiten. Ihr könnt jetzt die Abteilung auch auflösen, mach einfach, was euch in den Sinn kommt." Nun wandte ich mich wieder direkt Jacqueline zu: "Geh mit Oda bei A auf dem Zirkel. Weiter leichttraben."

Wie sollte ich das Pferd nur je unter Kontrolle bringen? Ich ritt auf den Zirkel, der mehr schlecht, als recht, gelang. Irgendwie wurde es mehr zu einem Viereck.

Jetzt wo wir allein ritten, hatte ich die Möglichkeit, die ein oder andere zu machen, woebi ich zu Jacqueline sehen konnte. Das tat ich auch. meine Freundin tat mir leid. Dabei vergaß ich mal wieder mich komplett auf Gizella zu konzentrieren

Ich war jetzt ganz auf Jacqueline konzentriert. "Das kannst du besser", meinte ich streng zu ihr. "Bei C gehst du gleich nochmals auf den Zirkel. Du musst Oda schön nach innen stellen und biegen. Dazu muss das Reitergewicht innen sein, der innere Schenkel vorwärts treiben und der äußere verwahrende Schenkel die Biegung erhalten. Der innere Zügel holt immer wieder die Stellung, während der äußere Zügel etwas nachgibt, um dem Pferd die Stellung zu ermöglichen. Und denk daran: Feine Hilfen geben, Oda ist da sehr sensibel."

(Warum tut sie ihm leid?)

Ich mühte mich bei C wieder ab. Aber so viele Befehle konnte ich auf einmal einfach nicht umsetzen, noch dazu beim Leichttraben! Ich presste den inneren Schenkel ans Pferd und ging mit der inneren Hand etwas nach innen. Mit der äußeren Hand fasste ich kurz in die Mähne, unterließ es dann aber lieber.

(weil er ja weiß, dass sie eigentlich nicht reiten will und Oda ja etwas schwieriger ist als Julie)

Ich freute mich nun doch ein wenig, dass Frau Chevalier meine Fehler nicht bemerkte und konzentrierte mich wieder auf Gizella. Hin und wieder wagte cih dennoch einen Blick zu Jacqueline

Oda ging nun einen relativ runden Zirkel. "Okay, jetzt machst du ein paar Schritt-Trab-Übergänge", sagte ich zu Jacqueline. Dabei sah ich mir auch wieder mal die anderen Reiter-Pferd-Paare an. Monique und Domingo hatten sich nun einigermaßen zusammengerauft.

Ich parierte bei X in den Schritt durch, wenn man das durchparieren nennen konnte. Erst wich das Pferd nach außen aus und schoss Richtung Bande. Ich lenkte die Stute nach innen, was sie dazu veranlasste, den Kopf nach oben zu reißen und schneller zu werden. Ich klammerte mich mit den Beinen fest und blieb sitzen. Vor Panik konnte ich die Beine nicht locker lassen, weswegen das Pferd ungemütlich fest trabend Richtung A schoss.

Ich konzentrierte mich gerade auf meine Schlangenlinie.

"Samuel, weiter so. Gizella läuft richtig gut", lobte ich das Reiter-Pferd-Paar, bevor ich mich wieder auf Jacuqeline konzentrierte. "Man lenkt ein Pferd nicht dadurch, dass man an den Zügeln rumzerrt", begann ich streng. "Du musst viel mehr mit deinem Gewicht und den Beinen arbeiten. Geh mal auf die Ganze Bahn. Zügel lockerer lassen. Hände ruhig halten. So, jetzt gibt's du halbe Paraden, um Oda zu sagen, dass eine Tempoänderung kommt. Mit den Schenkeln schön dran bleiben. Wenn du dann durchparieren willst, den Zügel kurz stehen lassen, aber im Schritt sofort wieder nachgeben. Und wichtig: Weiter treiben."

Ich ließ den Zügel so lang, dass ich mich am Sattel festhalten konte. So war der Ritt einigermaßen erträglich, trotzdem wäre ich am liebsten einfach nur abgestiegen! Hauptsächlich durch den Körper brachte ich dann das Pferd dazu, doch mal gnädigerweise in den Schritt zu fallen.

Ich blickte zwischendurch immer wieder zu Jacqueline. Am liebsten hätte ich ihr geholfen, aber wie sollte ich das denn. Dafür freute ich mich über das Lob von Frau Chevalier. Kurz klopfte ich meiner Stute den Hals. Ich ritt mit Gizella weiter. Chantal redete kurz mit Leonie und so wie der Blick zu Jacqueline ging, lästerten sie wohl. Ich beschloss, bei den Gesprächen der beiden demnächst besser zuzuhören und notfalls meine Freundin zu verteidigen.

"So sieht das Ganze doch schon viel besser aus", meinte ich weiter zu Jacqueline. "Du siehst, man reguliert ein Pferd nicht über Gezerre am Zügel. Aber pass auf, dass due sie nicht komplett wegschmeißt. Oda soll fleißig vorwärtsgehen. Nun gehst du wieder in den Trab und machst weiter ein paar Schritt-Trab-Übergänge." Ich sah mir jetzt auch wieder die anderen Reiter an und kommandierte sie ein bisschen rum. Samuel macht seine Sache ganz gut, deshalb hatte ich da erstmal nichts auszusetzen.

Das war jetzt nicht ihr ernst? Das Pferd sollte ich noch einmal antraben und dadurch mein Leben riskieren? Ängstlich krallte ich meine Finger in den Sattel und blickte zu Frau Chevalier. Aber sie schien es tatsächlich ernst zu meinen, oder? Ich konnte mich nicht dazu überwinden, anzutraben, ich war doch froh, dass das Pferd endlich mal nicht so rannte.

Ich machte mich inzwischen auch an Übergänge. Es wirkte so als hätte Jacqueline wieder alles unter kontrolle, so dass ich mich voll und ganz auf Gizella konzentrierte.