"Rein theoretisch kannst du fast jedes Pferd hier reiten. Nur bekommst du am Anfang meist eines, das mehr Fehler verzeiht. Seh das Pferd eher als Lehrer", meinte ich

"Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich nie wieder ein anderes als mein eigenes Pflegepferd reiten muss", entgegnete ich abschließend. Zur Bestätigung zog ich Oda das Halfter ab und ging zu meinem Pflegepferd. "Hallo, du", sprach ich es an. Die Stute hob den Kopf und ich ging zu ihr. Sanft streichelte ich sie.

Ich beobachtete Jacqueline und musste nun lächeln. Hatte sie sich doch mit Julie angefreundet? Ich nahm Gizella das Halfter ab. "Na Herzensdame, du bist in die Freiheit der Wiede entlassen"

Meine Pflegestute ließ es sich gefallen. Keine Spur von Bissigkeit. Nach einer kurzen Zeit steckte sie ihren Kopf wieder ins Gras. So wirkte sie noch ungefährlicher.

Ich beobachtete die beiden weiter, während ich selbst Gizella kraulte

Nach einer bestimmten Zeit ging ich von hinten rechts an Sam heran, der mit seiner Stute in der Nähe stand. Gizella konnte mich so gut sehen. "Hi", grüßte ich Sam vorsichtig und sah ihn direkt an. War er mir noch böse?

"Hey", meinte ich. Inzwischen hatte ich mich soweit beruhigt.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb legte ich nur den Arm um Sam.

„Meinst du nicht, wir sollten reingehen?“, schlug ich vor

Wir? Er hat wirklich wir gesagt. Bei dem Gedanken musste ich leicht lächeln. "Oh ja", entgegnete ich, "wenn du deine Herzensdame schon verlassen willst."

"Och, sie hat hier ganz viele Freundinnen und ihr wird gar nicht auffallen, dass ich nicht da bin", meinte ich leicht lächelnd

"Mir würde es auffallen, wenn du nicht bei mir wärst", meinte ich liebevoll.

Ich lächelte kurz.

"Das meine ich ernst", fügte ich hinzu und strich Sam mit der Hand, die noch auf ihm lag, über die Schulter.

Ich sagte darauf nichts. Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass Jacqueline gerade versuchte mit Gizella zu konkurrieren. Irgendwie absurd

"Also? Gehen wir nun oder willst du noch ein bisschen bleiben?", fragte ich, "ich würde gerne auf dich warten. Außer, du willst allein sein."

"Nein, lass uns reingehen", meinte ich. Ich klopfte der Stute den Hals

"Okay", nickte ich. Ich wartete ab, ob Sam meine Hand nehmen würde oder nicht.

Ich wandte mich wieder zu Jacqueline und klopfte mir die Hände kurz an der Hose ab. Dann griff ich noch Jacquelines Hand und meinte: "Dann los!"

Ich lächelte und ging mit Sam zum Schulgebäude rüber.

"Was machst du jetzt?", fragte ich

"Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht", entgegnete ich vorsichtig. Ich blickte auf die Uhr. "Noch eine halbe Stunde bis zum Abendessen", murmelte ich.

Ich nickte kurz.

Ich traute mich nicht zu fragen, ob ich mit Sam mit rauf durfte, deshalb folgte ich ihm erst mal.

"Ich denke, ich werde nach dem Essen nochmal aufs Dach und etwas zeichnen", meinte ich schließlich, "also falls du mitwillst, zieh dir was Warmes an"