"Was?", meinte ich gereizt zu Leonie

Wegen des gereizten Tonfalls war Leonie etwas erschrocken, fragte dann aber freundlich: "Weißt du, was mit Jacqueline ist? Sie sagt, sie hat sich nicht verletzt, sitzt aber trotzdem am kalten Boden. Sollen wir nicht besser einen Lehrer holen?"

"Ich glaube, das ist nicht nötig", meinte ich und versuchte mich durch tiefes Ein- und Ausatmen zu beruhigen. "Wenn doch, bin ich ja da", fügte ich noch hinzu. Allerdings sah ich gar nicht ein, jetzt zu ihr zu gehen. Vermutlich wollte Jacqueline nur eine Entschuldigung dafür, dass ich nicht auf ihrer Seite gestanden hatte und spinnte sich so einen Blödsinn zusammen wie mit Sonja

"Gut", meinte Leonie, "das stimmt." Sie ging wieder zu Fee.

Ich saß währenddessen weiter am Boden. Mir wurde auf dem Fließenboden schnell kalt, aber mir war gerade alles egal. Ich hatte Sam womöglich für immer verloren. Ich zitterte so, dass ich nicht mal mehr aufstehen hätte können.

Ich blieb noch ein wenig bei Gizella und kraulte die Stute. Dann klappte ich schließlich doch den Putzkasten zu und ging damit in die Sattelkammer. "Du solltest Oda putzen, die anderen sind schon fertig. Außerdem holst du dir hier auf dem Boden vermutlich eine Erkältung", sagte ich ruhig. Ich hatte meine Ausbrüche wieder unter Kontrolle, war aber immer noch sauer.

"Sam, bitte! Lass uns reden!", forderte ich verzweifelt, obwohl ich nicht einmal wusste, was ich sagen sollte.

Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. ich sah Jacqueline direkt an und forderte auf: "Dann red!"

Oh Gott! Was sollte ich nur sagen? Ohne Sam zu kränken noch dazu! Ich wollte ihn doch nicht kränken. Ich ließ den Kopf erschöpft auf die Knie sinken. Ich konnte heute einfach nicht mehr.

Ich wartete weiterhin und sah Jacqueline an. Ein wenig Sorgen machte ich mir, weil die Pferde noch draußen standen

Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gelegt und wäre eingeschlafen. Kälte hin oder her. Oder ich hoffte, aus einem bösen Albtraum zu erwachen. Aber etwas musste doch geschehen!

Ich sah kurz auf die Uhr und dann wieder zu Jacqueline. Wollte sie nun reden oder nicht?

Ich stotterte ein paar Satzanfänge herum, ließ meinen Kopf aber auf meinen Knien liegen. Warum musste ich es mir genau mit meinem Freund verscherzt haben? Der wundervollste Mensch auf Erden!

Ich seufzte kurz, dann beugte ich mich zu Odas Putzkasten. "Wenn du reden willst, ich bin bei den Pferden", sagte ich bevor ich hinaus ging. Wie erwartet, hatten die anderen ihre Pferde schon weggebracht. Ich begann damit, Oda zu putzen

Das Angebot hörte sich nett an und ich wusste, dass ich es nutzen musste, wenn ich Sam nicht verlieren wollte. In meinem Kopf hämmerte es vom ganzen Durcheinander heute. Ich brachte doch kein Wort heraus. Ich versuchte mich zu sammeln.

Nachdem ich sie gebürstet hatte udn die Hufe ausgekratzt waren, kraulte ich die Stute noch ein wenig. Oda konnte nichts dafür, dass es Jacqueline gerade wohl egal war. Gizella wiederum tat mir nun leid, weil cih mich um Oda kümmerte

Umso länger ich nachdachte, desto schlechter fühlte ich mich. Ich hatte alles verbockt. Ich hatte mich abwerfen lassen und ich habe Sam vergrault. Ich musste an die schönen Momente mit ihm denken. Im Aufenthaltsraum auf der Couch oder am Dach. Dadurch kamen mir nun wieder die Tränen. Ich dachte schon, dass ich bald keine mehr haben würde.

Ich blickte irgendwann wieder auf die Uhr und seufzte. Scheinbar war es Jacqueline nicht wichtig.

Irgendwann kamen keine Tränen mehr und mir war eiskalt. Vorsichtig bewegte ich meine Gliedmaßen. Alles war steif und tat weh. Ich zog mich schließlich am Regal mit den Putzkästen hoch und stand da für ein Weilchen.

Oda genoss die Streicheleinheiten sichtlich, also gönnte ich sie ihr.

Langsam bewegte ich Richtung Ausgang. Mir taten die Glieder weh und ich stolperte auch vor mich hin, aber ich musste einfach zu Sam. Vorsichtig trat ich aus dem Stall und schlich zum Putzplatz.

"Na du", säuselte ich auf die Stute ein, "du wirst aber auch selten gekrault oder? Dafür musst du nicht jeden Tag schuften wie Gizella, sondern darfst dein Leben auf der Weide genießen." Ich lächelte.

Als ich Sam so sah, wurde ich gleich eifersüchtig. Er lächelte schon wieder. Es war ihm egal, was mit mir los war, oder? Ich lehnte mich in sicherem Abstand zu den Pferden an den Anbindebalken.

Ich blickte Jacqueline an. "Und?", meinte ich.

Ich schluckte und fing dann an: "Ich weiß nicht. ... Ich habe dich nicht verstanden."

"Bei was?", hakte ich nach.