"Wow, schon am ersten Tag nach einer langen Reise noch reiten?", fragte Frieda, "Das muss ja total anstrengend gewesen sein." Bersi schritt munter vorwärts.

"Das denke ich mir", erwiderte Frieda, "So etwas hätte mir sicher auch gefallen." "Mir auch", mischte ich mich nun kühl ein, "Also in meiner Jugend."

"Reitunterricht hatte ich erst, als ich mein eigenes Geld verdient habe", erzählte ich begeistert, "zuvor lernte ich es von den Bauern, die außerhalb von Paris mit ihren Pferden gearbeitet haben. Da lernte ich das Fahren und durfte manchmal ein ungesatteltes Pferd von der Weide heimreiten." "Bei mir war es ähnlich", berichtete Frieda, "Ich durfte seit meinem achten Lebensjahr bei einem Bekannten meiner Eltern, der in der Nachbarschaft wohnte, bei den Pferden helfen und der Bekannte ließ mich auch mal reiten. Mit 15 verdiente ich mein erstes Geld, von dem ich mir Reitstunden leistete und so arbeitete ich mich langsam nach oben. Wie war es bei dir, Jaline?" Der See kam langsam in Sicht.

"Schön", lächelte Frieda, "Voltigieren finde ich toll. Ich selbst kann es nicht." "Ich auch nicht", bestätigte ich, "Aber früher bin ich oft ohne Sattel geritten. Damit hörte ich aber auf, als ich Reitstunden nahm."

"Das ist eine gute Idee", bestätigte ich, "heutzutage gibt es das ja schon öfter." Wir kamen am Anbindebalken an. "Absteigen", meinte ich überflüssigerweise, aber so pflegte ich es zu machen. Ich stieg von Bersi ab und halfterte sie auf. Ich lockerte ihren Sattelgurt. Frieda band Stella ebenfalls an.

"Wollen wir uns setzen?", erkundigte ich mich freundlich bei meinen Begleiterinnen. Frieda stimmte zu.

Seufzend setzte ich mich und griff mir kurz ans Herz, weil ich darin mal wieder einen Stich verspürte. Was sollte das überhaupt? Gott sei Dank ließen die Schmerzen gleich wieder nach. "Michael?", fragte Frieda und sah mich aufmerksam an. "Bitte?", erwiderte ich ruhig. "Was hast du?", wollte Frieda wissen. "Nichts", entgegnete ich erstaunt. "Hast du Schmerzen oder was?", fragte Frieda streng. "Nein", erwiderte ich wahrheitsgemäß.

Ich schwieg. Ich war verärgert über mich selbst. "Michael, du solltest wirklich mal zum Arzt", meinte Frieda eindringlich. "Ich bin doch nicht krank", protestierte ich ein wenig verärgert. "Michael, wenn du Schmerzen in der Brust hast, musst du doch mal zum Arzt!", entschied Frieda streng. "Ich habe keine Schmerzen", erklärte ich ruhig, "Ich werde eben schon älter."

Frieda blickte zu mir, dann zu Jaline. Ihr war die Sache etwas peinlich und sie versuchte verkrampft, ein Gespräch anzufangen. Ihr fiel aber so schnell nichts ein, sie machte sich Sorgen um mich. Ich blickte auf den See und hatte die Sache schon wieder vergessen.

Frieda folgte Jalines Blick. "Wir sollten ihnen etwas zu trinken geben", schlug sie vor und stand auf, "Ich mache das schon." Frieda ging weg.

"Danke dir", lächelte ich Frieda hinterher und blickte dann zu Jaline. "Nett von ihr", murmelte ich.

Ich lächelte ein wenig verträumt und wartete darauf, dass Frieda wieder kam.