"Ich habe es hier gelernt", entgegnete ich begeistert, "Allerdings nicht im regulären Unterricht. Weißt du, ich habe unsere Reitlehrerin anfangs nicht gemocht, aber seit sie mir das mit der Bodenarbeit gezeigt hat, hat sie was gut bei mir. Du kannst sie ja mal darauf ansprechen, vielleicht zeigt sie es dir auch. Ich bin mir fast sicher. Ich hatte das Gefühl, dass es ihr auch Spaß macht, den Schülern sowas zu zeigen."

"Darf ich dir vorher mal zuschauen? Um zu wissen, ob mir das gefällt?", bat ich nun. Jacqueline schien ja sehr viel davon zu halten. Vielleicht würde mir das ja auch gefallen.

"Klar", lächelte ich, "Und das schönste daran ist, du kannst es im Gelände bei Spaziergängen auch umsetzen."

Ich wurde nun immer mutiger: "Gehst du dann immer alleine?"

"Meistens", erzählte ich, "aber auch nicht immer. Ich bin allerdings ein Mensch, der auch mal gerne alleine ist. So zwischendurch. Vor allem hier am Internat, wo du dir dein Zimmer mit zwei anderen Mädels teilen musst, bist du ja so gut wie nie alleine."

"Ich weiß noch nicht, wer mit mir in einem Zimmer ist", erzählte ich, "Ich bin die erste, die da ist. Wie war das bei dir am Anfang? Ich mein, alle anderen können schon reiten und ich kann nicht mal das Pferd alleine putzen"

"In meiner Klasse können auch alle total gut reiten", erzählte ich, "Daran muss man sich wohl gewöhnen. Du bist am Anfang ja auch nicht mit den anderen in einer Reitstunde. Nur in den Theoriestunden bist du dabei."

"Hast du ein paar Tipps für einen Anfänger?", traute ich mich nun.

"Die Ohren steif halten", lachte ich etwas bitter, als ich an meine ersten Schulwochen dachte, "viel lesen hat mir auch einiges gebracht. In den ersten Wochen hatte ich ja irgendwie niemanden, da habe ich viel gelesen. Die Bücher bei uns in der Bibliothek sind echt gut."

"Es fällt mir leider immer noch sehr schwer, französische Bücher zu lesen", gestand ich nun.

"Wir haben auch englische Bücher", meinte ich, fügte aber nachdenklich hinzu: "Aber wohl keine Sachbücher..."

"Ich habe vier oder so von zuhause mitgebracht. Und eines hab mich mir noch am Flughafen gekauft", erzählte ich nun

"Cool", lächelte ich, "Ansonsten...also beim Fragen komme ich mir immer irgendwie doof vor. Vor allem bei unserer Reitlehrerin. Da habe ich oft das Gefühl, dass sie mich auslacht. Ich würde ja immer Herrn Meier fragen, wenn ich unsicher bin."

"Ja, er hat sich heute so viel Zeit für mich genommen", schwärmte ich schon fast

"Hat er für mich auch immer", stimmte ich begeistert ein, "Er hat mich noch nie bei einer Frage ausgelacht und mir immer alles geduldig erklärt."

Hier schienen wir wohl noch eine Gemeinsamkeit zu haben. "Wie sind die anderen Lehrer sonst noch so?", fragte ich dann, "Noch so welche wie Herr Meier?"

"Nein, also, von Frau Ring habe ich dir ja erzählt", fing ich an, "Aber so gefährlich wie die ist sonst niemand. Sie will dich dauernd aushorchen, da hilft nur stur bleiben. Herr Whert ist auch nett. Er ist eher so der lustige. Der unterrichtet Französisch und Sport. Herrn Greifer mag ich nicht. Früher waren Englisch und Biologie meine Lieblingsfächer, seit ich den habe, nicht mehr. Der Unterricht bei ihm ist einfach nur langweilig. Herr Leistner ist ganz okay. Der unterrichtet Mathematik und Chemie. Er zeigt immer viele Experimente." Ich machte eine Pause.

"Ich glaube Englisch ist das einzige Fach, das mir leicht fallen wird", lachte ich nun

"Da hast du wohl Glück", entgegnete ich, "Dann gibt es noch Frau Seifert, wenn du Musik und Kunst nicht kannst oder magst, hast du bei ihr keine guten Karten. Und schließlich noch Herr Schmitt, der ist ähnlich wie Herr Whert, ein ganz cooler Typ. Na ja und unsere Reitlehrerin... die muss man einfach selbst kennenlernen, die lässt sich schwer beschreiben."

Ich seufzte etwas. Schule war mir noch nie leicht gefallen.

"Aber ich finde", beruhigte ich Apple-May, "Es lässt sich gut leben hier. Schwierige Lehrer gibt es überall."

"Was gibt es sonst zu erzählen?", fragte ich, "Also so überhaupt"

"Was meinst du?", fragte ich etwas unsicher.

"Ich weiß nicht. Irgendetwas was man wissen sollte. Darf jeder in die Stadt?", sprach weiter, nun auch etwas unsicher

"Solange du nicht Ausgehverbot hast", lächelte ich, "Ich kann dir die Stadt gerne mal zeigen."