"Reiten ist schwer, ja", bestätigte ich, "aber das wird dir unsere Reitlehrerin schon austreiben." Ich grinste bei dem Gedanken an Frau Chevalier, während ich die Tür zum Reiterstübchen öffnete.

Da Jacqueline nicht über meinen Akzent lachte, fühlte ich mich etwas sicherer. Und sie hatte immer noch nicht nach meinen Eltern gefragt. "Mein Pferd ist so groß", sgate ich udn kam mir wieder dumm vor. Jetzt sagte ich das schon zum zweiten Mal. Ich war ja schließlich auch nicht klein

"Das stimmt", lachte ich, "Ich bin froh, dass meines um einiges kleiner ist. Was willst du?" Ich öffnete den Kühlschrank, der gut gefüllt war.

Ich blickte neugierig in den Kühlschrank. "Ein Wasser", antwortete ich dann. Zuhause gab es normalerweise auch nichts anderes

Ich nahm die Mineralwasserflasche heraus. Für mich selbst griff ich nach der Colaflasche. Ich holte zwei Gläser aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Ich setzte mich auf die Eckbank.

Ich setzte mich auf einen Stuhl. So konnte ich jederzeit gehen. In eines der Gläser schenkte ich Wasser

"Als ich hier ankam", erzählte ich, "hat mir das Internat nicht gefallen, mittlerweile bin ich sehr gerne hier."

ich lächelte: "Und jetzt?"

"Es gefällt mir sehr gut hier", wiederholte ich, "Es ist zwar oft sehr mühsam, aber das ist halt Schule. Wen hast du schon getroffen?" Ich schenkte mir Cola ein.

"Hier am Internat? Nur den Rektor", beantwortete ich schüchtern die Frage.

"Ja", nickte ich, "Es sind derzeit nur wenige Schüler hier. Die meisten sind irgendwo. Zuhause zum Beispiel." Besonders gesprächig wirkte diese wie auch immer nicht. "Du?", fragte ich nun, "Wie heißt du jetzt eigentlich?"

"Apple-May Melody Summer Winterbottom", wiederholte ich meinen Namen nochmal langsam. Würde nun die Frage nach meinen Eltern kommen? Ich war angespannt

"Muss ich dich jetzt so nennen?", fragte ich etwas schüchtern.

Ich schüttelte den Kopf. "Meine Eltern nennen mich so. Also wenn sie nicht gerade wütend auf mich sind, dann ohne den Nachnamen", erklärte ich.

Ich wagte mich nicht zu fragen, was hierbei Vor- und was Nachnamen war und deshalb fragte ich: "Und wie soll ich zu dir sagen?"

"Herr Meier, einige meiner früheren Lehrer und meine Geschwister sagen Apple-May zu mir. Ein paar Leute, die mich mögen, sagen Apple. Und einige Apple-May Melody Summer. Du darfst es dir aussuchen", meinte ich lächelnd

"Na, dann mal herzlich Willkommen, Apple-May", lächelte ich und prostete der betreffenden Person zu, "Ich hoffe, du fühlst dich bald wohl hier. Ich hatte ja anfangs so meine Probleme."

Ich lächelte schüchtern und stieß an. Das hatte ich noch nie gemacht, immer nur beobachtet. Ich erwähnte nicht, dass ich vermutlich überall wohler fühlte als zuhause, wo ich nicht wirklich gewollt war. "Warum hattest du Probleme?", versuchte ich von mir abzulenken

Ich fand die Frage schwierig, also schwieg ich. Dann fing ich an: "Ich bin erst zu Schulbeginn gekommen und dann gleich das straffe Programm... Außerdem hatte ich anfangs nie Lust aufs Reiten. Mittlerweile macht es mir manchmal sogar Spaß, auch, wenn ich die Spaziergänge mit meiner Julie noch mehr liebe. Und vor Frau Ring warne ich dich gleich: Die will dir dauernd irgendwelche psychischen Störungen und Probleme andichten, die du nicht hast." Ich fand diese Warnung sehr wichtig. Wer weiß, was Apple-May verbergen wollte. "Dann sülzt sie dich dauernd mit Sätzen wi 'Du kannst mir alles sagen' zu, wie, als wüsste man nicht selbst, was man ihr sagen kann oder will."

Ich sah Jacqueline nun geschockt an. "Wenn sie kein Englisch spricht, behaupte ich einfach, ich kann kein Französisch", meinte ich panisch, schlug mir dann aber die Hand vor den Mund, "Nein, das ist eine Lüge"

Was war jetzt in Apple-May gefahren? "Einfach stur bleiben und sagen, dass es dir gut geht. Irgendwann lässt sie dich schon in Ruhe", gab ich den Tipp, "Ist übrigens unsere Deutsch- und Geschichtelehrerin."

Ich nickte. "Deutsch kann ich nicht", sagte ich dann. Ich sprach ja kaum gut Französisch. "Herr Meier war sehr nett zu mir. Er hat mir sogar eine Strafe erlassen, die ich verdient hätte. Was unterrichtet er?", fragte ich neugierig

"Das macht nichts", lachte ich, "Bei Frau Ring im Unterricht geht es sowieso immer recht locker zu. Nutze ich meistens, um mit meinem Freund Zärtlichkeiten auszutauschen." Ich lächelte bei dem Gedanken an Sam. "Solange man sich an seine Regeln hält", fuhr ich fort, "Ist Herr Meier wirklich nett. Und er ist überhaupt nicht nachtragend. Er ist..." Ich stockte ein wenig. Sollte ich wirklich so offen vor der neuen Schülerin reden? Wer weiß, was sie daraus machte. "...wie ein Vater", fügte ich schnell und leise hinzu. Ich trank einen Schluck meiner Cola.

Mich schauderte nun ein bisschen, dass er wie Vater sein sollte. "Ich weiß nicht, ob ich mir das wünsche", sagte ich leise. Dann kam mir, dass es sicher nicht gut war, dass ich schlecht über meinen Vater sprach. "Du hast einen Freund?", lenkte ich also ab.

"Er ist, wie ich mir einen Vater wünschen würde", meinte ich, war dann aber froh über den Themenwechsel und lächelte Apple-May dankbar zu. "Ja, er geht in meine Klasse", lächelte ich, "Sam. Also, eigentlich Samuel. Du lernst ihn sicher bald mal kennen."