Great Heart ging einen Schritt zur Seite und drehte den Kopf zu Apple-May. Auffordernd stubste er sie mit seiner Nase an. Er wollte wohl weiter so ausgiebig gekrault werden.

Gerade in dem Moment kam Jacqueline mit Julie um die Ecke. Die beiden waren am Platz gewesen und hatten Bodenarbeit gemacht. Sie erschrak zu Tode, als sie das riesige Pferd plötzlich vor sich sah. Bis jetzt kannte sie es nur von der Weide und aus der Ferne. "Guten Tag", stotterte sie, als sie mich erblickte. Etwas weiter weg band sie Julie an und verschwand, um den Putzkasten zu holen. Ich grüßte das Mädchen höflich.

Ich nahm den Striegel entgegen und bedankte mich. Nun stellte ich mich neben Apple-May, damit sie mir dabei zusehen konnte, wie ich mit der Kardätsche und dem Striegel hantierte. Ich reichte Apple-May beide Teile.

Apple-May hatte wohl gut aufgepasst, denn sie setzte wieder alles gleich richtig um.

Jacqueline kam mit dem Putzkasten zurück. Sie wunderte sich, dass die neue Schülerin schon so früh hier war, ob sie wohl auch von zuhause weggeschickt wurde wie sie selbst? Sie wollte unbedingt mal die Gelegenheit finden, die neue zu fragen. Ob sie wohl nett war? Oder so eingebildet wie Sonja? Ging sie jetzt reiten oder war sie schon zurück? Gedankenverloren striegelte sie Julie.

"Ich nehme mir die Zeit einfach", erklärte ich, "Sonst hätte ich schon etwas gesagt."

Jacqueline musste bei dem Akzent fast lachen, ließ es dann aber bleiben. Warum das Mädchen wohl von so weit her kam? Englisch hörte sich der Akzent an, fand sie.

"Die Beine werden mit einer eigenen Bürste behandelt", erklärte ich, "Das zeigt dir dann aber mal die Reitlehrerin. Die Hufe der Pferde müssen ebenfalls ausgekratzt werden. Wenn du willst, kann ich dir das noch zeigen, wenn du mit der Kardätsche fertig bist."

Jacqueline wurde hellhörig. Ob die Neue eine Anfängerin war? Oder stammte sie aus diesen Ställen, wo man das gesattelte Pferd vor die Nase bekam? Sie hatte ja schon einiges von ihren Mitschülern mitbekommen. Alles Fragen, die ihr auf der Zunge brannten.

"Ich bin übrigens Jacqueline", stellte sich die Pflegerin von Julie plötzlich schüchtern vor. Schließlich schien sie nicht in eine Unterhaltung zu platzen.

Jetzt war es Jacqueline, die erschrak. War das jetzt ihr Vorname gewesen? "Ähm...", stotterte die Schülerin, wollte aber nicht unhöflich sein, schon gar nicht neben mir, "freut mich, dich kennen zu lernen. Du bist neu hier, oder? In welche Klasse kommst du?"

Ich beobachtete Apple-May weiterhin. Sie ließ zwar scheinbar den Striegel gerne in unregelmäßigen Abständen fallen, ansonsten machte sie es ganz gut.

Jacqueline blickte die Neue erstaunt an. Die kam in die Neunte? Ob sie ein paar Mal sitzen geblieben war? Jacqueline fand, dass sie wie sechzehn aussah.

Jacqueline kümmerte sich weiter um Julie. Bald schon war sie bei den Hufen angekommen.

Als Apple-May fertig war, erkundigte ich mich: "Soll ich dir das Hufe auskratzen nun noch zeigen?" Jacqueline war inzwischen fertig und verschwand mit Julie. "Auf Wiedersehen", verabschiedete sie sich höflich, auch, wenn sie wieder kommen wollte.

"Gut, dann leg mal den Striegel und die Kardätsche zurück in den Putzkasten", forderte ich Apple-May auf, während ich den Hufkratzer herausnahm. "Das ist der Hufkratzer", erklärte ich.

Ich stellte mich neben Great Hearts Vorderhuf. "Huf", forderte ich von dem Wallach. Brav hob er das Bein an und ich kratzte ihm den Huf aus. "Immer von hinten nach vorne zu den Zehen. Ansonsten könntest du das Pferd verletzen", erklärte ich. "Ab", sagte ich nach dem Auskratzen und ließ den Huf los, sodass ihn Great Heart abstellen konnte. "Es ist wichtig, dass du das Pferd darauf hinweist, bevor du den Huf los lässt", erklärte ich, "Damit er sich nicht erschreckt. Willst du selber mal probieren?"