"Ich denke aber, dass sie mit ihrem Pony gut zurecht kommt", stellte ich fest. Innerlich holte ich mir das Bild der beiden vor Augen, damit ich sie mir besser vorstellen konnte. So genau konnte ich mich an das Reiter-Pferd-Paar jetzt auch wieder nicht erinnern, aber sie waren mir zumindest nicht negativ aufgefallen.

"Wer tut das denn hier nicht?", meinte ich, ebenso lächelnd. Ich kann mir gut vorstellen, wie gern jede Schülerin ihr Pflegepferd hat. Immerhin dürfen sie es auch vier Jahre lang behalten und es ist sicher schwer, es am Ende abgeben zu müssen. Eine Ausnahme stellt hier vielleicht Jacqueline dar, aber die habe ich bisher sowieso noch nicht ganz durchschaut. Mal gucken, wie sie sich weiterentwickelt.

"Ich mein, wenn sich die Schüler nicht mit ihren Pferden identifizieren können, können sie sicher ein anderes bekommen, oder?", fragte ich interessiert nach. California trabte noch immer ganz anständig dahin. Wir waren mittlerweile schon länger auf einem Feldweg unterwegs, links und rechts erstreckten sich Äcker. Noch wurde nicht geernet, aber danach laden diese Felder sicher zum Galoppieren ein. Vorausgesetzt natürlich, dass es die Bauern erlaubt haben.

"Das finde ich gut, denn es gibt einfach Fälle, wo Pferd und Reiter so gar nicht zusammenpassen", antwortete ich und blickte kurz zu Michael hinüber. Dieser betüdelte wieder einmal Bersi, er konnte es anscheinend nicht lassen. Ich finde es eigentlich nicht besonders gut, sein Pferd ständig zu verhätscheln. Das sagte ich natürlich nicht laut.

"Nicht direkt", erwiderte ich, "aber es kommt ja immer mal wieder vor, dass jemand mit seinem Pferd überhaupt nicht zusammenpasst. Das dachte ich mir auch bei Jacqueline. Sie ist anscheinend ganz sportlich und sucht vielleicht eine Herausforderung? Vielleicht käme sie mit einem aktiverem Pferd besser zurecht. Natürlich sollte es trotzdem ruhig sein, allerdings eben nicht hundertprozentig funktionieren - wenn du weißt, was ich meine."

"Bisher habe ich noch kein geeignetes Pferd gefunden", antwortete ich knapp. Immerhin ist mir der Gedanke auch erst gestern in der Einzelreitstunde gekommen, da konnte ich nicht so schnell etwas Neues finden. "Einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert, einmal einen anderen Vierbeiner zu nehmen", fügte ich dann noch hinzu.

"Klar, mach ich dann sicher mal", antwortete ich leichthin. Der Weg wurde nun wieder etwas abschüssiger und auch sandiger. Ein Zeichen dafür, dass bald der Strand beginnen musste. Ich meinte auch, dass die Luft schon salziger schmeckte, was aber auch Einbildung sein konnte. Ich musste kurz an die raue See denken, die es in meiner alten Heimat gibt. Ich habe ja vorher auch in der Nähe des Meeres gewohnt, allerdings ist da nichts mit Sandstrand und so.

"Klar, ich werde wohl sowieso die ganze Zeit hier sein. Ich habe den Schülern auch schon angeboten, in den Ferien Einzelreitstunden zu geben. Oder auch Gruppenunterricht, wenn sich mehrere für die gleiche Zeit finden", führte ich aus. Wahrscheinlich werde ich wirklich auf Dreamdancer bleiben, höchstens mal für eine Woche nach Hause fahren oder so. Urlaub konnte man hier nun mal besser machen als im kalten Norden.

"Klar, ich bring den Schülern gerne was bei", antwortete ich frei heraus. Im Gedanken fügte ich hinzu: "Und auch den Lehrern." Allerdings wollte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Und ehrlich gesagt kann ich es mir irgendwie nicht vorstellen, Michael Unterricht zu geben. Noch nicht zumindest.

Michael murmelte irgendwas in seinen (nicht vorhandenen?) Bart, deshalb hielt ich mich vorerst zurück. Er war gerade sowieso mehr mit Bersi beschäftigt. Mit Pferden konnte er wohl besser als mit Menschen umgehen. Zumindest, was das Betüdeln betrifft. Plötzlich tat sich vor uns der Strand auf, an dessen Ende man das Meer erblicken konnte. Ganz vorne waren ein paar Handtücher ausgebreitet und einige Gestalten tümmelten sich im Wasser.

"Okay, schön ist es hier. Und anscheinend hat's ja einige an den Strand, anstatt zum See verschlagen", meinte ich und deutete zu den Schülern, die im Wasser tobten. Ich trieb California etwas an und wir trabten so locker den Sandstrand entlang.

"Kühler wär's aber wohl am See", stellte ich fest. California mühte sich ziemlich mit dem Sand ab, deshalb fragte ich: "Können wir wieder Schritt reiten?"