"Ja klar, gerne", erwiderte ich, setzte meinen Reithelm auf nahm die Zügel in die Hand. Ich wartete darauf, bis Herr Meier los ging. Schließlich würde er die Richtung angeben. Ich wusste immerhin nicht, wohin es gehen würde.

Als Herr Meier aufsaß, gurtete ich noch einmal schnell nach, bevor ich mich ebenfalls vorsichtig in den Sattel schwang. Bei der Warmblüterin hatte ich es dabei gar nicht so einfach, aber sportlich, wie ich nun mal bin, kam ich trotzdem gut im Sattel an. Ich sortierte die Zügel, ließ sie allerdings noch lang. Jetzt wartete ich darauf, dass der Rektor startete.

"Gut", meinte ich nur kurz und ließ California ebenfalls antreten. Die Stute schritt ruhig vorwärts, bummelte vielleicht etwas. Aber bei der Hitze konnte man das getrost verzeihen. Ich bin sie bisher noch nie geritten, deshalb konzentrierte ich mich man Anfang mehr auf sie und fing nicht gleich éin Gespräch mit Herrn Meier an. Allerdings wusste ich sowieso nicht so recht, was ich mit ihm plaudern sollte. humor scheint er keinen zu besitzen und meine Kommentare bekommt er auch mal leicht in den falschen Hals. Keine gute Basis.

Ich sah mir während des Ritts auch die Umgebung genau an. Schließlich werde ich ja auch mal mit meinen Schülern ausreiten wollen, da käme es nicht so gut, wenn wir uns dann verirren würden. Auf Herrn Meiers Frage hin überlegte ich kurz und sagte dann: "Ich reite sie heute ja zum ersten Mal. Sie scheint mir aber eine sehr ruhige und nette Stute zu sein, aber auch nicht faul unbedingt. Aber Ihre Bersi ist ja auch eine ganz Brave." Mal sehen, ob man so ein Gespräch ankurbeln konnte.

Herr Meier war dann auf einmal wie ausgewechselt. Das Gesprächsthema war also gut. "Wie lange haben Sie die Stute denn jetzt schon?", fragte ich also weiter. California trottete einfach ruhig weiter und schlug im Takt mit dem Schweif dazu. Es waren wohl einige lästige Fliegen unterwegs.

("Weiterreiten" nicht vergessen, wir können ja schließlich nicht ewig auf diesem Feldweg da bleiben. Und ich kann dazu ja nichts schreiben, da ich micht nicht auskenne.)

"Ich bin ja auf einem Gestüt großgeworden", begann ich also zu erzählen. "Da gibt es mehr als genug Pferde. Ein eigenes in dem Sinne hatte ich aber nie. In meiner Ausbildung zur Pferdewirtin bekam ich ein fixes Pferd zugeteilt, dass ich ausbilden und schließlich bei der Abschlussprüfung vorreiten musste. Davor bekam ich Reitunterricht auf den unterschiedlichsten Pferden, aber alles Warmblüter."

California schritt gemütlich im Schritt den Feldweg entlang. Die Sonne knallte leider noch immer unerbärmlich vom wolkenlosen Himmel. "Also am liebsten würde ich so viel wie möglich vom Ausreitgelände kennen lernen, ich sollte mich immerhin als Reitlehrerin hier auskennen", meinte ich unbestimmt. "Vielleicht gibt es ja eine Rundstrecke, die man reiten kann?"

"Hm, das ist etwas lang", überlegte ich laut. "Ich weiß ja auch nicht, ob California das konditionsmäßig schafft. Welche Alternative würden Sie denn sonst vorschlagen?"

Das wusste ich bereits. Eigentlich wollte ich nur mal seinen Vorschlag hören, immerhin kennt er sich hier besser aus als ich. "Was schlagen Sie vor?", wiederholte ich also beharrlich. "Welche Strecke ist denn angenehmer?" Ich stoppte California ebenfalls, als wir an einer Kreuzung ankamen.

"Abkühlung hört sich gut an und beim See kann man sich dann ja auch gut erfrischen", meinte ich lächelnd und folgte Herr Meier. Die Strecke kam mir bekannt vor, hier jogge ich nämlich jeden Morgen. Sehnsüchtig blickte ich dem Wald entgegen, der endlich kühlen Schatten spenden würde. Ich trieb California ein wenig an, damit sie mir nicht ganz unter dem Hintern einschlief. Gehorsam folgte die Stute meinen Befehlen und wurde dabei auch etwas aktiver.

Ich klopfte California kurz den Hals, weil sie so brav vorwärtsschritt. Vor uns tat sich schon der Wald auf, Auf Herrn Meiers Frage hin antwortete ich ehrlich und direkt: "Im Großen und Ganzen gefällt es mir hier sehr gut. Ich unterrichte die Schüler gerne und freue mich, wenn sie Fortschritte machen. In Dressur und Springen reiten die meisten auch auf einem angemessenen Niveau für ihre jeweilige Klassenstufe, wie ich finde. Im Geländespringen haben sie anscheinend kaum bis keine Erfahrung, so sagten einige zu mir zumindest. Gibt es hier eigentlich eine geeignete Geländestrecke?"

"Okay", bemerkte ich langgezogen. "Aber da können sich die Schüler ja gar nicht ideal auf die Abzeichenprüfungen vorbereiten. Da wird das doch auch immer verlangt." Wir erreichten nun die erste Baumgruppe, was mich etwas aufatmen ließ.

(Ich dachte, die Abzeichen sind für alle Pflicht? Zumindest die bestimmten. Ist ja ein Reitinternat.)

Ich ließ California hinter Bersi hergehen. Californias Schritt war fast ein bisschen flotter als der von Bersi, sodass ich ein wenig bremsend einwirken musste. Daraufhin funktionierte alles sehr gut. "Das klingt gut", meinte ich. "Allerdings finde ich die Stundeneinteilung generell nicht gut gelöst. Vor und nach der Stunde ist kaum Zeit, dadurch wird die Reitstunde an sich ziemlich kurz. Außerdem reiten die Schüler eine gleichen Klasse sehr unterschiedlich gut. Zum Beispiel die 9. Während Mandy und Monique in der Dressur sicher schon L gehen können, sind die anderen höchstens auf E-Niveau. Wäre es da nicht besser, die Reitstunden als Kurse anzubieten und klassenübergreifend zu unterrichten? So würden sich die einen nicht unterfordert und die anderen nicht überfordert fühlen. Dass alle am Ende der 12. Klasse ein bestimmtes Können erreichen müssen, ist mir natürlich bewusst."