heute nach dem Mittagessen sollte ich mich also an meinen ersten Ausritt hier wagen. Gestern beim Abendessen habe ich in die Runde meiner Kollegen gefragt, wer denn Lust hätte, mir das Gelände zu zeigen. Erstaunlicherweise hat sich Herr Meier dafür bereit erklärt. Ich wusste nicht recht, was ich davon halten sollte, aber ablehnen konnte ich auch schlecht. Mit seiner Bersi geht er ja immer voll nett um, deshalb dachte ich mir, dass er beim Ausritt vielleicht eine andere Seite zeigen würde. Als Pferd hatte ich auf Raten von John, den ich mittlerweile duzen darf, California genommen. Die Stute ist zwar erst seit kurzem auf Dreamdancer, aber hat sich bisher nur als unkompliziert und freundlich hrausgestellt.

Frohen Mutes machte ich mich nun auf den Weg zur Koppel, wo ich die Warmblüterin abholen wollte. Herr Meier stand schon da, weshalb ich ihn begrüßte, bevor ich die Wiese betrat. Ich musste mich etwas umsehen, bis ich die Dunkelbraune entdeckte. Sie stand recht weit hinten, sodass ich beinahe die gesamte Koppel überqueren durfte. "Ich weiß nicht, ob die so freundlich ist. Anscheinend ärgert sie Menschen sehr gerne", überlegte ich mir im Stillen und musste lächeln.

Ich stapfte in meinen Reitstiefeln querfeldein. "Willst du mir nicht ein paar Schritte entgegen kommen?", fragte ich im Gedanken. Laut rief ich: "California! Komm her!" die Stute hob tatsächlich den Kopf und sah erst einmal nur in meine Richtung. "California!", wiederholte ich lockend. Ich war kurz stehen geblieben, um zu sehe, ob mir die Stute gehorchen würde. Das tat sie dann auch. Langsam kam sie in meine Richtung und stupste mich schließlich an. "na du? Lust auf einen Ausritt?", murmelte ich ihr leise zu und streckte ihr meine leere Handfläche entgegen. Diese wurde von Calfornia kräftig angepustet. Danach hakte ich den Strick am Halfter ein und zupfte leicht daran. "Komm California! Der Chef wartet schon", sagte ich grinsend zu ihr und trat den Rückweg zum Koppeltor an.

"Übrigens danke noch mal, dass Sie sich dafür Zeit genommen haben", meinte ich nebenher, als wir unsere Pferde zum Putzplatz führten. California schritt brav neben mir her, sie schien wirklich sehr ruhig zu sein. Am Putzplatz angekommen, band ich die Stute mit einem Sicherheitsknoten an dem Anbindebalken fest. Sie drehte den Kopf zu mir und stupste mich an. Wohl eine Aufforderung zum Kuscheln. Ich massierte sie etwas am Hals, um ihre Bedürfnisse zufrieden zu stellen. Dabei musste ich leicht lächeln.

Ich sah auf. "Nein, danke. Das mache ich schon selbst", antwortete ich bestimmt. Ich werde mir doch nicht vom meinem Chef Putzzeug nachtragen lassen! So weit kommt's noch. "Die Gute muss eben eine Minute ohne mich auskommen", fügte ich scherzend hinzu.

Anscheinend war er jetzt eingeschnappt und scherzen konnte man mit ihm wohl auch nicht. "Dann eben nicht", dachte ich mir und ging hinter Herrn Meier her, um den Putzkasten zu holen. Ich musste mich ein wenig orientieren, bis ich ihn aus all den anderen herausfand. Irgendwann fand ich das knallgelbe Teil mit der Aufschrift "California" und kehrte zum Putzplatz zurück. Dort stellte ich es mit etwas Abstand zur Stute auf den Boden und kramte den Striegel hervor. Die Prinzessin hatte sich nicht sonderlich dreckig gemacht, bei dem Wetter war sie eher nur staubig. Trotzdem striegelte ich sie gründlich, wenn auch mit geübter Schnelligkeit.

Als ich mit der Kardätsche anfing, döste meine Stute ein und entlastete ein Hinterbein. "Noch ein kleines Nickerchen vorm Ausritt, hm?", flüsterte ich ihr lächelnd zu und bürstete kräftig über ihren Rücken. Vorsichtiger ging ich mit den Beinen um, die ich ebenfalls abbürstete. Mit einem Mähnenkamm ging ich durch ihre kurze Mähne und ordnete diese etwas.

Ich beachtete die Umgebung rund um mich gar nicht mehr, sondern konzentrierte mich nur auf California. Als die Mähne schön fiel und auch keine Unreinheiten mehr beinhaltete, warf ich den Kamm zurück in den Putzkasten und machte mich an ihrem Schweif zu schaffen. Er ist nicht besonders dicht, sodass ich schnell beim Verlesen vorankam.

"Ich muss sagen, du siehst echt schick aus", murmelte ich California zu. Die Warmblüterin mit Vollbluteinschlag hat wirklich etwas Besonders für mich. Schließlich bediente ich mich erneut aus dem Putzkasten, diesmal kramte ich den Hufauskratzer hervor. "Guten Morgen, Mädchen, jetzt heißt es Hufe hergeben", murmelte ich ihr entgegen. Ich fing beim rechten Vorderbein an. Dem Kommando "Gib Huf!" kam California brav nach, sodass ich keine Schwierigkeiten damit hatte. Auch die anderen drei Hufe waren rasch erledigt. Als ich fertig war, wischte ich mir die Schweiß von der Stirn. Es war wieder ein heißer Tag. Vorsichtshalber hatte ich mich dick mit Sonnencreme versorgt, denn als Rothaarige bin ich leider sehr anfällig für Sonnenbrand. Braun werde ich schon gar nicht.

Ein wenig erschlagen von der Hitze blickte ich gegen Himmel. Blau soweit das Auge reicht, kein einziges Wölkchen zu sehen. Ganz weit hinten zogen ein paar Wolken auf. "Vielleicht kommt heute Abend ein Gewitter, das für Abkühlung sorgt?", hoffte ich im Stille und hob den Putzkasten auf. Ich wollte schon einmal Sattel- und Zaumzeug holen, Herr Meier putzte noch.

"Als Nordlicht bin ich das einfach nicht gewöhnt", meinte ich lächelnd, bevor ich endgültig im Stall verschwand. Dort schlug ich erst einmal den Weg zu meinem Büro ein, um mir Wasser aus meiner Flasche zu gönnen. Danach holte ich aus der Sattelkammer Sattel, Decke und Zaumzeug. Damit bepackt, erschien ich kurz darauf wieder am Putzplatz. Dort entlud ich alles schnellstmöglich.

"Mit meinem Hauttyp wohl kaum", erwiderte ich lächelnd. "Also wenn sich meine Hautfarbe nicht der meiner Haarfarbe anpassen soll, muss da bei Sonnenschein ein Kilo Sonnencreme drauf." Ich schnappte mir die Satteldecke und legte sie auf Californias Rücken. Dort strich ich sie sorgfältig glatt, bevor ich den Sattel darauf hievte. Als dieser gut saß, verschloss ich den Sattelgurt locker.

"Was soll den das jetzt schon wieder? Dieser Mensch versteht anscheinend weder Spaß noch Sarkasmus", dachte ich mir und überlegte mir eine passende Antwort. Eigentlich bin ich ja nie um ein Wort verlegen, aber bei seinem Vorgesetzten muss man doch etwas aufpassen. "Das wär ja wohl doch ein bisschen viel", versuchte ich es also auf die freundliche Art und Weise. Dabei griff ich nun auch schon zur Trense, die California brav annahm. Alle Riemen wurden ordnungsgemäß verschlossen, sodass am Ende alles wunderbar saß.