Ich verstaute Halfter, Strick und meine Flasche. Dann wartete ich darauf, bis Michael vorausging bzw dann -ritt. Ich wusste schließlich nicht, wie es weitergehen sollte. California schüttelte den Kopf, warum auch immer.

"Klar bin ich bereit", meinte ich und führte California weg vom Anbindeplatz. "Wir können gerne die andere Strecke nehmen, dann lerne ich gleich mal mehr von der Umgebung des Internats kennen." Ich hielt meine Stute nach einer Weile wieder an und schwang mich gekonnt in den Sattel. California blieb ruhig stehen, pendelte nur etwas genervt mit ihrem Schweif. Die Insektenplage hier am See gefiel ihr augenscheinlich überhaupt nicht.

"Okay. Ich glaube, California hat auch noch nicht so die Kondition, um noch einmal zu galoppieren", meinte ich und reihte mich neben Michael ein. Meine Stute unter mir ist eben sehr jung, deshalb dachte ich daran, dass sie das eventeull nicht schaffen konnte. Laut John hat sie ebenso kaum Geländeerfahrung, ist bisher vorrangig in der Halle oder auf den Platz geritten worden. Dafür benahm sie sich aber herausragend brav und ruhig, stellte ich fest. California ging flott vorwärts und holte Bersi beinahe ein.

Ich bremste die Stute ein wenig, damit sie ihre Kollegin nicht komplett überholte. "Sie ist allerdings erstaunlich ruhig. Man möchte nicht meinen, dass sie noch so jung ist und eigentlich kaum Erfahrung draußen hat", sagte ich und tätschelte California kurz den Hals.

"Inwiefern anspruchsvoll?", hakte ich interessiert nach. Wir ritten noch immer den breiten Waldweg entlang. California war jetzt wieder etwas langsamer unterwegs und passte sich Bersi gut an.

"Ja, eben weil sie jung ist", stimmte ich zu. "Unerfahrene Pferde verzeihen Fehler nicht so schnell. Oder es wid ihnen durch Fehlverhalten etwas Falsches angewöhnt, was nicht allzu schnell wieder korrigiert werden kann. Ich denke, California sollte nur in erfahrenere Hände gegeben werden. Immerhin muss sie noch viel lernen."

"Das mache ich natürlich gerne", erwiderte ich. "Ich werde einfach mal gucken, ob sie in Dressur und Springen auf E-Niveau gut läuft und dann anfangen, sie auf die A-Dressur vorzubereiten. Mit ihren vier Jahren schafft sie das bestimmt schon." California spielte aufmerksam mit den Ohren, als wüsste sie, dass es gerade um sie geht. Auf Michaels Niesen hin wünschte ich ihm "Gesundheit". Als er etwas von einer Bitte erwähnte, blickte ich kurz fragend zu ihm hinüber.

"Das hatte ich sowieso vor", meinte ich beschwichtigend. "Julie scheint mir sowieso schon ein wenig abgestumpft zu sein und führt die Lektionen aus, sobald sie irgendwie erahnen kann, dass das das Richtige sein könnte. Sie braucht sicherlich mehr Förderung, finde ich." California unter mir ging ruhig weiter. Trotzdem konzentrierte ich mich gut auf sie, bei einem fremdem und noch dazu jungem Pferd konnte man schließlich nie wissen. Wenn sie plötzlich erschrekct oder etwas anderes vorfällt, wollte ich doch schnell eingreifen können.

Der ist gut. Tipps gebe ich ja gerne, aber ob Jacqueline diese auch annimmt? So wie sie sich verhält, bin ich mir da nicht so sicher. "Wenn sie fast immer hier ist, werde ich sie sicher das eine oder andere Mal treffen. Dann kann ich ihr sicher hin und wieder helfen", meinte ich und bejahte daraufhin, dass wir ruhig antraben könnten. Der Wald wurde hier wieder etwas dichter, die Strecke vor uns befand ich aber als sehr gut zu reiten. Auf ein Zeichen Michaels hin, machte ich California aufmerksam und trieb sie schließlich in die schnellere Gangart. Die Stute reagierte recht schnell und fiel in einen angenehmen Trab.

"Dafür bin ich ja da", meinte ich gelassen. Auf California konnte man bequem leichttraben. Manchmal waren ihre Tritte zwar etwas unregelmäßig, aber ihre Gangarten sind generell sehr ruhig. Es ging wieder einmal etwas bergab. "Wahrscheinlich ist das der Weg zum Strand", dachte ich bei mir. "Das ist aber auch echt super, die Schule direkt am Meer zu haben."

Ich nickte dazu nur, sagte aber ansonsten nichts weiter. Lieber konzentrierte ich mich ganz auf California. Im Trab entstand jetzt zum Glück wieder eine leichte Brise, was ich sehr genoss. Sicher lenkte ich die Stute den kurvenreichen Weg entlang.

Als die Strecke wieder gerade wurde, zog California etwas an. Sie blieb jedoch im Trab, sodass ich sie nur etwas zurücknehmen musste. "Das ist dann wohl die Galoppstrecke?", schlussfolgerte ich laut.

Ich ließ California ruhig weiter laufen, während ich antwortete: "Ehrlich gesagt habe ich letzte Woche nicht allzu viel von den Schülern verlangt, sodass ich darüber genau Auskunft geben oder das genau einschätzen könnte." Ich machte eine kurze Pause und dachte an das Pony samt Besitzerin. "Jedenfalls haben die beiden die Aufgaben, die ich gestellt habe, bisher ganz gut gemeistert."