"Und da fanden sie ihn eher nicht gut?", fragte ich weiter. Jaline trank ihre Schokolade und dachte nach

"Sagten sie nicht", murmelte ich. Ich musste an die Situation denken, als ich voriges Jahr zuhause von ihm erzählen wollten. "Eher nicht gut", mutmaßte ich.

"Jacqui", warf nun Jaline ein, "Sam wirkt so, als würde er sich schon zurechtfinden. Das wird schon sicher. Mach dir die Sorgen erst wenn sie da sind" Sie lächelte. Ich hatte mittlerweile aufgehört Jacqueline zu streicheln. Meine Hand lag aber noch dort

"Zurechtfinden?", fragte ich verunsichert, "Ich weise ihn immer darauf hin, auf jeden Fall höflich zu sein."

"Ich meinte, dass er nicht schüchtern ist", erklärte Jaline ihren Ausdruck. Ich war entsetzt: "Ist er etwa nicht immer höflich?"

"Doch, schon", beruhigte ich Apple, "er macht nur ziemlich oft Witze und spricht beim Essen und so Sachen halt, die mich nicht stören, aber meine Eltern."

"Sag ihm das alles", schlug Jaline vor, "Dann verhält er sich sicherlich dementsprechend"

"Hab ich ihm gesagt", erklärte ich, "Er bemüht sich, davon bin ich überzeugt."

"Dann wird sicherlich alles halb so schlimm", meinte Jaline lächelnd. Auch ich lächelte Jacqueline unsicher zu.

"Wir werden die paar Tage schon überstehen", versuchte ich mich nun an Optimismus.

Ich nickte. Ich würde Jacqueline auf jeden Fall die Daumen drücken. "Und immerhin", fügte Jaline dazu, "Du kannst die Ferien mit Sam verbringen"

"Das sowieso", lächelte ich, "Wir fahren ja am zweiten Jänner wieder auf das Internat zurück. Schon wegen der Pferde."

Da stimmte Jaline sofort ein: "ich werde auch nur zwei Tage nach Hause fahren. Schließlich kann ich Pfeffer nicht allein lassen." Ich wusste noch gar nicht ob ich heimfahren durfte.

"Und du, Apple?", wollte ich wissen und trank den letzten Schluck meines Kakao aus.

"Was?", fragte ich, "Ich weiß nicht. Also ob ich heimfahren darf"

"Woran liegt das, ob du heim darfst?", wollte ich wissen und warf den leeren Becher in die Tonne hinter der Bank.

Jaline war nun auch fertig und warf ihren Becher weg. Ich hatte noch und trank erst einmal einen Schluck. Ich wusste nicht so recht, wie viel ich vor Jaline sagen konnte.

Gespannt blickte ich zu Apple und munterte sie auf: "Ich durfte auch mal nicht heim, weil ich was angestellt habe."

"Ich habe ....", begann ich und suchte nach dem richtigen Wort, "zwei begabte Geschwister. Ich falle ihnen vermutlich gar nicht so sehr auf" Ich sprach sehr leise und war darauf bedacht, dass keine Menschen um uns herum waren, die zuhören konnten.

"Bin ich froh, dass ich Einzelkind bin", meinte ich erleichtert, was mir ein wenig leid tat. So fügte ich hinzu: "Aber was hat das damit zu tun, ob du heim darfst? Brauchst du ein besonders gutes Zeugnis oder so?"

"Sie haben nichts gesagt", meinte ich nach langer Überlegung. Jaline hörte schweigend zu.

"Dann darfst du wohl heim", meinte ich zu wissen.

Ich biss mir auf die Lippe. Fast wollte ich weinen, aber andererseits war ich meine Eltern ja nicht anders gewohnt.

"Vielleicht darfst du es dir auch aussuchen", meinte ich.

Ich nickte nur. Ich war mir sicher, dass ich mir das nicht aussuchen durfte. Ich trank nun auch aus. Das nahm Jaline als Anlass: "Wollen wir weiter?"