Postingreihenfolge:
Samuel
Jacqueline
Felicitas


Heute wollte Jacqueline mit Felicitas in die Stadt und sie hatte mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Also waren wir an diesem Samstag recht früh beim Mittagessen und beeilten uns. Als wir zu dritt zur Bushaltestelle gingen, nahm ich Jacquelines Hand.

Ich lächelte Sam an, wollte aber Felicitas auf keinen Fall ausgrenzen. Ich mochte das Mädchen schon sehr gerne, obwohl sie erst seit kurzem bei uns ist. Sie ist allerdings eine der wenigen hier, die nicht dauernd vom Reiten redet. Ich hoffte, dass sich hier eine Freundschaft ergeben konnte. "Und?", fing ich also ein Gespräch mit Felicitas an, "Wie gefällt's dir bis jetzt auf dem Internat?"

Jacqueline hat ihr Versprechen eingehalten und so sollte es also heute los in die Stadt gehen. Sie hatte mit gefragt, ob es mir was ausmachen würde, wenn ihr Freund Samuel mitkäme. Dies hatte ich verneint, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob ich es gut finden sollte. Hoffentlich turtelten sie nicht die ganze Zeit rum oder so. Wir machten uns auf dem Weg zur nahegelegenen Bushaltestelle, als Jacqueline mich fragte, wie es mir bis jetzt auf dem Reitinternat gefiele. "Ich finde es ganz schön hier, wenn auch für mich noch alles etwas ungewöhnt ist", antwortete ich lächelnd.

Der Bus kam, kurz nachdem wir bei der Bushaltestelle angekommen waren. Ich stieg ein und steuerte auf einen Viererplatz zu. "Vermisst du dein Zuhause?", fragte ich interessiert

Ich setzte mich neben Sam und hörte Feli zu. Ob ich ihr auch erzählen sollte, dass es mir hier erst gar nicht gefallen hat?

Ich folgte den beiden und setzte mich im Bus gegenüber von Jacqueline auf den freien Platz. Samuels Frage fand ich gar nicht so leicht zu beantworten. Meine Eltern hatten sowieso nie viel Zeit für mich gehabt, deshalb konnte ich sie auch nicht großartig vermissen. Aber trotzdem hatte ich oft Sehnsucht nach meinem Zuhause, wenn's in meinem Internatszimmer allzu bunt zuging. Ich räusperte mich. "Ja, manchmal schon. Es ist hier eben doch alles anders, als ich es von daheim kenne", meinte ich schließlich zögernd. "Auch meine beste Freundin aus meiner alten Schule vermisse ich sehr ..."

Ich lächelte ihr zu. "Verständlich", meinte ich nur und dachte an meine Anfangszeit. Eigentlich hatte ich sie gar nicht als so schlimm empfunden. Mir war die Entfernung von meinen Eltern sehr recht gewesen

"Was ist denn anders?", erkundigte ich mich.

Ich war ziemlich unsicher, denn ich wollte nicht so gerne über dieses Thema sprechen. Und schon gar nicht neben Samuel. Leider fiel mir aber auch kein Thmenwechsel ein. "Man hat ständig Leute um sich", sagte ich also ziemlich schüchtern.

Ich lachte ein wenig: "Das hab ich zuhause auch." Dabei dachte ich an meine Mutter. Gott sei Dank arbeitete sie jetzt wieder

Ich blieb ernst. "Das kann ich verstehen. Ich fand am Anfang den ganzen Stress am schlimmsten", erzählte ich nun und blickte Feli an.

"Zuhause war ich mehr alleine", antwortete ich, sagte aber nicht, warum. Darüber wollte ich nicht sprechen. Lieber fuhr ich an Jacqueline gewandt fort: "Das stimmt, es ist schon ziemlich viel zu tun."

Ich nickte nur und blickte aus dem Fenster, hörte aber weiterhin aufmerksam zu

"Das stimmt schon", entgegnete ich, "hier hat man selten seine Ruhe. Der Stall ist da ein guter Tipp."

"Aber da wuseln ja auch ständig irgendwelche Leute umher?", fragte ich. "Vor allem die Reitlehrerin..."

Fast wollte ich das Dach erwähnen, dann kam mir aber in den Sinn, dass es Jacquelines und mein Platz war. "Im Sommer gehe ich gerne auf die Weide zum Zeichnen", sagte ich daher nur

"Es sind im Stall schon auch immer Leute", fuhr ich fort, "aber wenn man sich in eine Box verkriecht, ist man vor denen sicher. Relativ sicher."

"Danke für die Tipps", meinte ich lächelnd. Dann fragte ich Samuel: "Du zeichnest? Find ich cool."

Ich nickte begeistert. "Ja, meine Eltern haben schon Sorge, dass ich brotloser Künstler werde, da ich ja auch noch Gitarre spiele", meinte ich ein wenig grinsend, "Aber ich bin nicht nur aufs Zeichnen fixiert, Fotographieren mag ich auch recht gerne. Also falls du mal Bilder mit dir und Oda für zuhause brauchst ..."

Ich lehnte mich an Sam und mischte mich vorerst nicht ein. Mit dem künstlerischen Talent meines Freundes hatte ich auch eher weniger am Hut. Nur seine Musik fand ich toll.

Ich lächelte. Ich bewunderte Leute, die ein künstlerisches Talent hatten. "Wenn du Zeit für ein Fotoshooting hast, würde ich gerne von Oda und mir Bilder haben", meinte ich erfreut.

"Klar, irgendwann finden wir bestimmt mal an nem Wochenende Zeit. Ich kann eher Sonntags, die meisten Samstage fahr ich in die Stadt zu meiner Band.", erzählte ich. Inzwischen konnte ich tatsächlich Band sagen. Wir hatten einen Schlagzeuger gefunden und ich war nun tatsächlich die männliche Stimme geworden. "Oder halt mal abends", schlug ich vor.

Mittlerweile war ich nicht mehr eifersüchtig, Gott sei Dank. Ich blieb einfach stumm und genoss es, an Sam gekuschelt in die Stadt fahren zu können.

"Mir ist es ganz egal, ich habe eigentlich ier Zeit", antwortete ich. "Außer wenn mich die anderen mal zum Tanzen mitnehmen." Mittlerweile fiel es auf, dass Jacqueline gar nichts mehr sagte. Ich fand es etwas unangenehm, immerhin wollte ich ihr auch nicht die Aufmerksam ihres Freundes wegschnappen oder so. "Hast du schon Bilder von dir und Julie bekommen?", wollte ich deshalb von ihr wissen.

Ich nickte nur: "Ich guck mal, vielleicht nächste Woche oder so am Sonntag?" Ich sah auch zu Jacqueline, ob ihr das recht war.