Nach dem Essen ging ich gleich zu Apple rüber und fragte sie: "Ich würde mir noch Jacke und Schuhe holen, dann können wir los." Wir hatten uns verabredet, damit Apple endlich mal die Stadt kennenlernt.

Ich hatte den Ausflug in die Stadt natürlich nicht vergessen. Als Jacqueline nach dem Mittagessen zu mir herüber kam, nickte ich. "Ich möchte mich auch noch fertig machen", sagte ich. Jacquelines Freund sah ich nirgends. Er meldete sich am Wochenende öfter vom Mittagessen ab und fuhr bereits nach der Arbeit mit seinem Pferd in die Stadt. Zur Band, erzählte Jacqueline immer

"Okay", nickte ich, "in fünfzehn Minuten beim Hoftor?"

"Natürlich", sagte ich. das würde leicht zu schaffen sein. Wir waren nun bereits auf dem Weg nach oben.

"Bis gleich", rief ich meiner Freundin zu und verschwand im Zimmer, um Geld und Handy einzustecken. Außerdem nahm ich den Rucksack mit, falls wir was kaufen würden. Ich wollte nicht unsinnigerweise eine Plastiktüte nehmen. Jetzt noch die Schuhe.

Ich betrat auch mein Zimmer. Meine Kameradinnen waren noch nicht zurück. Ich nahm eine Umhängetasche in der mein Handy und mein Geldbeutel waren. Zunächst wollte ich zu meiner Lieblingsjacke greifen. Die war schon etwas älter, abgenutzter und meine Mutter fand sie fürchterlich. Ich hatte sie bereits drei mal aus dem Müll gerettet. Dann kam mir aber in den Sinn, dass im schlimmsten Falle Fotos auftauchen könnten. Also nahm ich doch die edlere Jacke. Schuhe zog ich noch an und öffnete meinen Zopf. Hinter den offenen Haaren konnte man sich besser verstecken. Dann war ich fertig und machte mich auf den Weg nach unten

Als ich unten ankam, schämte ich mich ein wenig. "Wow", meinte ich zu Apple, "Du hast dich ja total verändert. In so einer kurzen Zeit schaffe ich das nicht." Dass Apples Eltern reich waren, wusste ich ja mittlerweile, aber die Jacke sah echt teuer aus.

"Ich ... Wieso?", fragte ich verwundert. Ich hatte mir Jacke und Schuhe angezogen und die Haare geöffnet. Ich schaute verwirrt zu Jacqueline.

"Du trägst deine Haare offen", merkte ich an und ging los Richtung Bushaltestelle, damit wir den Bus auf jeden Fall erwischen würden.

"Dafür muss ich nur das Zopfgummi rausnehmen", sagte ich anch einiger Überlegung. Was meinte Jacqueline nur? Ich folgte ihr. Ob cih mich auf die Stadt freute, wusste ich noch nicht so recht.

"Das schon", gab ich zu, "Aber du siehst mit offenen Haaren so anders aus." Ich wollte Apple nicht in eine peinliche Situation bringen und lächelte deshalb motiviert: "Freust du dich schon auf die Stadt?"

Ich lächelte höflich. Ich mochte meine lockigen Haare nicht so gerne. Meine Schwester hatte Haare die in sanften Wellen hinunterfielen. Die gefielen mir viel besser. "Hm", machte ich auf Jacquelines Frage. Ich wusste nicht recht, wie die Antwort lauten sollte. "Schon", sagte ich noch

"Worauf hast du denn am meisten Lust?", wollte ich wissen.

"Was kann man denn alles machen?", fragte ich etwas neugierig, "Was machst du normal in der Stadt?"

"Alles Mögliche", erklärte ich, "Es gibt einige Läden und einige nette Cafés. Außerdem werden wohl schon die ersten Adventmärkte ihre Stände aufgebaut haben." Der Bus fuhr ein. "Unser Bus", erklärte ich.

"Welche Fahrkarte muss ich lösen?", fragte ich nun aufgeregt. Etwas zittrig fast holte ich meinen Geldbeutel hervor.

"Du fährst mit dem Schülerausweis kostenlos", erklärte ich und stieg ein.

Ich nickte und folgte Jacqueline. Gefühlt starrte mich jeder an. So viel zu nicht auffallen. Aber bei meiner Größe wohl auch unmöglich.

Ich fand einen Zweierplatz und setzte mich ans Fenster.

Ich lies mich neben Jacqueline auf den Sitz fallen. "Was würdest du denn gerne machen?", fragte ich leise.

"Och", meinte ich unbestimmt, "Vielleicht erstmal Schaufenster gucken und dann einen Kaffee."

Ich nickte. "In Ordnung", sagte ich. Ich sah zum Fenster hinaus. "Gehst du oft in die Stadt?", fragte ich dann

"Welche Wünsche hast du denn?", erkundigte ich mich noch einmal, "Es geht so. Eher selten. Ich habe meistens so Stress mit der Schule."

"Also es ist nicht so, als würde ich etwas besonderes brauchen", meinte ich überlegend.

"Bei mir auch", lächelte ich, "das ist wohl auch ein Grund, warum ich selten in der Stadt bin."