Ich schwieg dazu. Wenn Jacqueline wirklich keine Idee hatte, wollte ich sie auch nicht drauf bringen. Ich hatte zum Glück niemanden gesehen, der sich in unserer Nähe aufhielt. Das entspannte mich ein wenig.

"Ich werde zu Sam gehen, sobald wir zuhause sind", erklärte ich, um das Thema zu wechseln.

"In den Ferien?", fragte ich verwirrt. Meinte sie die nächsten?

"Ich meine jetzt. Wir sind ja schon bald am Internat", erwiderte ich lächelnd.

"Oh", meinte ich und wurde rot, "Ach so! Viel Spaß wünsche ich euch dann!"

"Ich will dich nicht loswerden!", sagte ich schnell, aber energisch. Mist, das war wieder typisch ich. "Wir können bis zum Internat schon gemeinsam gehen", fuhr ich fort, "Oder hast du noch etwas außerhalb vom Internat vor?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich war ja jetzt spazieren", meinte ich leise.

Als Zeichen der Freundschaft hakte ich mich bei Apple unter und lächelte sie an: "Na eben. Dann können wir ja wirklich gemeinsam zurückgehen."

"Muss schön sein, einen Freund wie Sam zu haben", überlegte ich laut. Ich lächelte unsicher zurück, ließ es aber zu, dass sich Jacqueline einhakte.

"Oh ja", fing ich an zu strahlen, "Er ist der beste, den ich mir nur vorstellen kann."

Ich lächelte und sagte ehrlich: "Ich freue mich für dich!"

"Und ich wünsche dir so eine schöne Partnerschaft wie meine", erwiderte ich das Lächeln.

"Ich weiß nicht, ob ich das kann", sagte ich nach einer Weile Überlegen, "Jemandem Vertrauen"

"Wenn's die richtige Person ist, wird's schon klappen", erwiderte ich zuversichtlich, fügte aber ernst hinzu: "Ich wünsche dir aber erstmal allgemein, dass es dir besser geht."

Ich wusste zwar, dass das was mich bedrückte niemals besser werden konnte, bedankte mich aber dennoch bei Jacqueline. Sie konnte ja nichts dafür.

"Ich hätte mir am Anfang meiner Internatszeit nie träumen lassen", erzählte ich, "dass es hier so schön werden wird. Ich hatte ja keine Ahnung."

"Ab wann fandest du es denn schön?", fragte ich neugierig nach, hatte aber Angst, Jacqueline damit etwas zu nahe zu treten

"Ich weiß nicht", dachte ich laut nach, "Das ging so nach und nach, als ich immer mehr Kontakt zu Jaline hatte und besser über die Pferde Bescheid wusste. Dann wurde die Bindung zu Julie auch enger. Und dann, als Feli letztes Jahr zu uns in die Klasse war, ab dann verstand ich mich mit meinen Klassenkollegen auch besser und hab mit ihnen auch mehr unternommen. Und Sam macht das Internatsleben sowieso wunderschön."

Ich gab ein "Hm" von mir und überlegte. Das Problem war nicht das Internat an sich. Ich fühlte mich hier nicht wirklich wohl, aber es gab auch nicht wirklich einen Ort, an dem ich mich wohl fühlte. Und auch Great Heart an sich war nicht das Problem

"Am meisten hat mir am Anfang diese Zuverlässigkeit des Tagesablaufes geholfen", gestand ich, "Und diese festen Regeln, an die du dich nur zu halten brauchst und alle sind lieb zu dir. Also fast alle."

"Hattest du so etwas vorher nicht?", fragte ich nun doch ein bisschen erstaunt, denn von zuhause kannte ich auch bereits Regeln und einen festen Tagesplan gab es auch.

"Regeln gab es logischerweise zuhause auch", erwiderte ich, "Aber es half nicht wirklich, wenn ich mich daran gehalten habe. Ich hbe trotzdem nicht ausgereicht." Beim letzten Satz wurde ich fast traurig.

"Das kenne ich", versuchte ich möglichst einfühlsam zu sagen. Schließlich reichte ich nie aus, allein schon weil ich ich war.

"Und hier", versuchte ich mit etwas positivem fortzufahren, "Solange du dich an die Regeln hältst, wirst du nicht geschimpft."

"Aber wenn ich etwas falsch mache und von der Schule fliege ...", meinte ich unsicher, "Wenn ich zum Beispiel zu oft vom Pferd falle."