"Aber gerade weil ich das weiß, sollte ich es besser wissen", kritisierte ich mich selbst.

"Ich kann das nicht beurteilen", gab ich zu bedenken, "Was hast du denn gesagt?"

Ich seufzte. "In dem Artikel, der heute morgen erschien steht, dass meine Eltern mich nicht lieben und ich ein Kind 2. Klasse für sie bin", erzählte ich schließlich

"Wieso denn das?", fragte ich entsetzt, "Nur, weil du aufs Internat im Ausland gehst?"

"Das spielt sicher auch mit rein", meinte ich überlegend.

"Aber da kannst du doch nichts dafür", meinte ich empört.

Ich biss mir wieder auf die Lippe, dann blieb ich stehen, um Jacqueline anzusehen. "Kann ich dir vertrauen, dass dieses Gespräch an niemanden weiter geht?", fragte ich.

Ich hielt ebenfalls an und sagte sofort: "Klar. Ich hätte ja nichts davon, jemanden etwas von dir weiter zu erzählen."

Ich gab nun ein abfälliges Schnauben von mir, denn dieser Satz erinnerte mich sofort an David. Wie sehr man etwas davon haben konnte, wenn man Dinge von mir weiter erzählte. Ich sah mich um und lauschte. Außer uns schien niemand hier zu sein. Dann atmete ich tief durch. "Zeig mir, dass du mit deinem Handy nichts aufnimmst", verlangte ich.

Ich konnte Apples Angst ein wenig verstehen. Sie hatte wohl Angst, dass etwas an die Öffentlichkeit gerät. "Warte", antwortete ich deshalb sofort und kramte in meiner Jackentasche nach meinem Smartphone, "Du kannst es gerne an dich nehmen." Ich zog das Handy hervor. "Soll ich es ausschallten?", wollte ich wissen.

Ich nickte kurz. Während sich Jacqueline um ihre Handy kümmerte, sah ich mich mehrfach um und lauschte.

Ich entsperrte das Gerät und drückte den Ausschaltknopf. Ich bestätigte den Vorgang und reichte Apple das Handy, was anzeigte, dass es sich ausschaltet.

Ich hielt das Telefon nun in der Hand und blickte einige Sekunden darauf. Wo sollte ich anfangen und wo aufhören? Ich seufzte, dann begann ich leise zu reden: "An Neujahr gehen wir mit meiner Mutter immer auf eine Veranstaltung, wo unter anderem viel Presse ist. Im Gegensatz zu Scarlett-Rose und auch Theodore-August kann ich mit Journalisten nicht sonderlich gut umgehen. Ich weiß einfach nie, ob ich das richtige oder das falsche sage. Einer von ihnen hat mich abgefangen und gefragt, warum ich nie von meinen Eltern zum Internat begleitet werde."

"Das kann ich verstehen, dass es mit den Journalisten schwer ist", meinte ich, als Apple schwieg.

"Ich habe ihm geantwortet, dass sie mich sicher nicht begleiten, weil es ja keine Leistung ist auf die Schule zu gehen. Theodor-August kommt jetzt in die Jugendlandesauswahl, selbstverständlich wollen sich meine Eltern das ansehen", sagte ich.

"Was ist eine Jugendlandesauswahl?", wollte ich wissen.

"Mein Bruder spielt Fußball in seiner Altersklasse für England", erklärte ich.

"Achso, im Sport meinst du", erwiderte ich, "Und da fiel ein Spiel mit deiner jetzigen Anreise zusammen?"

Ich blickte Jacqueline nun verwirrt an: "Nein?"

"Aber wieso war das dann der Grund, dass sie dich heute nicht aufs Internat begleitet haben?", wollte ich stirnrunzelnd wissen, "oder hast du das nur so gesagt?"

"Na es ist ja wohl wirklich keine Leistung zur Schule zu gehen oder?", fragte ich verwirrt.

"Schon", erwiderte ich, "aber ich hab das gerade so verstanden, dass dich deine Eltern hierher begleitet hätten, wenn dein Bruder nicht Fußball hätte."

"Meine Eltern begleiten mich nicht zur Schule, weil es keine Leistung ist, zur Schule zu gehen", sagte ich.

"Achso", nickte ich verständnisvoll, "Machen meine ja auch nicht. Aber ich bin ein Einzelkind."

"Aber genau das wurde verdreht. In dem Artikel steht, dass meine Eltern mich als Kind 2. Klasse sehen, weil ich keine Leistung erbringe", versuchte ich Jacqueline das Problem klar zu machen.