Ich hatte mich für heute mit Robert nach dem Abendessen verabredet, um mit ihm und Julie etwas Bodenarbeit zu machen. Der Austauschschüler hatte mir tolle Tipps gegeben und gerade waren wir unterwegs zum Stall, um Julie hineinzubringen.

Ich war nach dem Abendessen zu den Weiden gegangen. Jetzt wo es langsam wieder wärmer wurde, fand ich hier abends wieder meine Ruhe. Sowohl im Aufenthaltsraum, als auch im Zimmer konnte ich die weniger finden. Ich hatte eine Decke neben der Stutenweide ausgebreitet und las in einem Buch.

Als wir aus dem Stall kamen, drehten Robert und ich noch eine kleine Runde, da wir uns viel zu erzählen hatten. Er berichtete beispielsweise von seinem Wallach und der Arbeit mit ihm. Bei den Weiden erblickte ich Apple-May, der ich zuwinkte.
"Das ist Apple-May", erklärte ich Robert, "Sie geht in die neunte und ist eine gute Freundin von mir." Gemeinsam gingen wir zu Apple-May hin und ich grüßte aus der Ferne: "Hi Apple!"

Dass Jacqueline winkte, bekam ich ich gar nicht so richtig mit, denn ich war in mein Buch vertieft. Erst als Jacqueline auf mich zukam, hob ich den Kopf. Dabei entdeckte ich den Austauschschüler, der seit 2 Tagen auf dem Internat war. Bisher war ich ihm gut aus dem Weg gegangen, denn ich hatte Angst, dass er mich vielleicht erkennen konnte. Unsicher blickte ich also zu den Beiden und grüßte, allein schon aus Höflichkeit.

"Das ist Robert", stellt ich den Jungen vor, "Er ist für zwei Wochen in unserer Klasse und kommt aus Irland." "Hallo", grüßte Robert höflich.

"Ich bin Apple-May Melody Summer", stellte ich mich vor, während ich dem Jungen die Hand hinstreckte. Davor hatte ich den Finger der anderen Hand zwischen die Seiten des Buches gesteckt und war aufgestanden.

"Ich bin Robert, wie Jacqueline schon gesagt hat", erwiderte Robert unsicher. "Na, wie geht's dir so?", wollte ich von Apple wissen, "In den letzten Tagen habe ich dich ganz aus meinen Augen verloren. Ist alles klar bei dir?"

Ich nickte unsicher. Die freie Hand wanderte nun wieder an den Saum meines Oberteils. "Ich hatte viel zu tun", antwortete ich, "Und dir?"

"Ebenso", lachte ich, "Auch wegen dem Turnier am Sonntag und wir haben im Moment auch viel zu viele Tests."

Ich nickte. "Am Turnier nehme ich nicht teil", erzählte ich, "Bei welchen Prüfungen startest du?"

"Das ist ein Geländeritt der Klasse E", erklärte ich, "wo besonders der Reitstil bewertet wird und eine Ostereiersuche." "Ich fahre auch zum Turnier mit", erklärte Robert, "ich sehe es mir an."

"Ich werde lernen", meinte ich, "An dem Tag wird es endlich einmal ruhig am Internat" Ich bemühte mich ein freundliches Lächeln aufzusetzen.

"Das glaube ich auch", lachte ich, "Hoffentlich fürchtest du dich nicht alleine in der großen Schule."

Ich musste lächeln. "Du weißt doch, dass ...", begann ich, bevor ich mit einem Blick auf Robert zu stocken begann. Mit fester Stimme schloss ich den Satz anders als geplant: "Ich bin große Häuser gewohnt"

Ich lächelte Apple aufmunternd zu und wechselte sofort das Thema: "Und was hast du heute noch vor?"

"Nicht mehr viel. Noch etwas lesen und dann irgendwann ins Bett gehen. Und ihr?", fragte ich. Es war komisch hier zu stehen und ich überlegte, ob ich die beiden auf die Decke einladen sollte. Aber von diesem Robert wusste ich nichts. Unsicher blickte ich zu ihm.

"Ach, nichts mehr", erzählte ich, während Robert schweigend danebenstand, "Wir haben gerade mit Julie etwas Bodenarbeit gemacht, jetzt steht eigentlich nichts mehr an."

Ich schwieg einen kurzen Moment, dann bot ich an: "Wollt ihr euch setzen?" Dabei deutete ich auf meine Decke.

"Ja, gerne", stimmte ich sofort erfreut zu. "Danke, gerne", nickte Robert ebenfalls und wir nahmen Platz. "Es ist schön warm hier auf Korsika", fing Robert an, "Zu Hause kann man am Abend ohne Jacke nicht mehr raus."

"Ja", meinte ich lächelnd, "Und hier draußen ist es viel ruhiger"

"Das stimmt", seufzte ich und lauschte den Naturgeräuschen, "So friedlich irgendwie. Selbst wenn im Aufenthaltsraum alle schweigend lernen, es ist doch anders als hier draußen."

"Ja", stimmte ich lächelnd zu, "Man wird auch weniger gestört"

Robert und ich nickten. "Ich arbeite mit meinem Pferd auch am liebsten, wenn nur noch wenige bis gar keine Leute mehr am Hof sind", erklärte der Junge, "Aber hier am Internat ist wohl immer etwas los, oder?"

"Ich finde es ruhig, im Gegensatz zu Hause", sagte ich schüchtern.

"Reitest du zuhause in einem großen Reitstall?", wollte Robert wissen, "oder warum ist es dort nie ruhig? Bei mir am Hof ist ab sechs Uhr nichts mehr los, aber mein Pferd steht auch auf einem kleinen Hof."