"Das würde mir gar nicht schaden", seufzte ich gequält, "Ich konnte Englisch nur in der Unterstufe."

"Mein Französisch hat sich sehr verbessert, seitdem ich hier bin", überlegte ich, "Aber im Unterricht, vor allem bei Herrn Meier und Frau Chevelier, tue ich mich sehr schwer. Und meine Noten in Französisch sind auch nicht besonders gut." Ich seufzte und dachte daran, dass ich das Jahr irgendwie schaffen musste.

"Ich habe vor dem Aufenthalt sicherheitshalber ein paar französische Begriffe rund ums Reiten gelernt", erzählte Robert, "jetzt geht es eigentlich ganz gut." "Wenn du Probleme in irgendwelchen Fächern hast", bot ich Apple zum wiederholten Male an, "frag mich einfach. Ich versuche dir zu helfen."

"Danke", sagte ich lächelnd zu Jacqueline. Doch ich wusste, dass sie durchaus genug mit ihrem Schulzeug zu tun hatte, deswegen würde ich sie nur in dringenden Notfällen mit meiner Dummheit belästigen.

"Kein Problem", lächelte ich Apple an, "Das gilt natürlich auch für dich, Robert. Also, falls du in Französisch was brauchst oder wissen willst." "Danke", nickte Robert, "Monique hat mir schon bei einigem geholfen."

Bekam man als Austauschschüler Noten?, überlegte ich.

"Monique ist klasse", meinte ich, "Die kann dir alles sagen. Bei der denke ich mir oft, ob die eigentlich alles kann und weiß."

Monique kannte ich nicht wirklich, daher schwieg ich nun. Ich blickte zur Weide.

Robert folgte Apples Blick und wollte wissen: "Warum werden die Pferde nachts reingebracht, wenn es doch warm ist?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ist es sicherer", meinte ich unsicher

"Hm", machte ich nachdenklich, "Ich denke nicht, dass es in der Nacht draußen unsicherer ist." "Dann werde ich mich mal bei Frau Chevalier erkundigen", beschloss Robert. "Interessiert dich das so sehr?", wollte ich irritiert wissen. "Ja", erwiderte Robert, "Es muss doch einen Grund geben, warum die Pferde nachts eingesperrt werden."

Ich zuckte mit den Schultern. Es gab doch auch keinen wirklichen Grund, warum die Nachtruhe um 10 sein musste, aber es war eben so.

"Den gibt es sicher", meinte ich, "Aber leg dich bitte nicht wieder mit Frau Chevalier an, auch, oder vor allem, weil du ein Gast bist."

"Mal davon abgesehen, widerspricht man Erwachsenen nicht", warf ich leise ein.

"Ich widerspreche doch gar nicht", rechtfertigte sich Robert, "Ich hinterfrage nur. Das finde ich schon wichtig."

"Dafür klingst du sehr anklagend", meinte ich. Mein Vater hätte ihn alleine dafür, dass er so etwas dachte, schon bestraft.

"Was klingt daran anklagend?", wollte Robert verwirrt wissen.

"Das Wort einsperren ist für mich eher mit Vorwürfen behaftet", erklärte ich.

"Wie würdest du es sonst nennen?", wollte Robert wissen.

"Sicher nicht einsperren, denn dann würden die Pferde wohl nicht jeden Abend hinein gehen. Mal davon abgesehen scheinen es die meisten ja auch gerne zu tun", sagte ich nach kurzer Überlegung.

"Sie gehen freiwillig rein?", wollte Robert wissen, "Woher weißt du das?"

"Zum Einensind Pferde viel stärker. Wenn sie nicht wollten, dann hätte man sicher mehr Ärger. Zum anderen muss ich abends sogar aufpassen, wenn ich Great Heart rein bringe, weil er sonst zu schnell wird", erklärte ich.

"Das Futter ist sicher verlockend", meinte Robert. Mir wurde die Sache mittlerweile unangenehm. Ich hatte Robert in den letzten Tagen zwar bereits in mein Herz geschlossen, aber Apple war schließlich meine Freundin und sie sollte nicht verunsichert werden. Deshalb suchte ich krampfhaft nach einen Themawechsel.

"Aber wenn Great Heart nicht rein wollen würde, würde ich ihn nicht davon abhalten können. Fressen kann er schließlich ja auch draußen", sagte ich

Ich blickte auf die Uhr. Es war dreiviertel neun. "Wollen wir langsam reingehen?", versuchte ich abzulenken, als Robert erneut ansetzte, um etwas zu sagen. Robert blickte mich an. Hatte er bemerkt, dass mir das Ganze unangenehm wurde?