Ich war irritiert. Ob Apple mich doch nicht so gern mochte, wie ich vermutete? "OK, gut", meinte ich deshalb nur schnell, "Dann wünsche ich dir eine gute Nacht."

Ich hatte gar nicht verstanden, dass Jacqueline mit mir zusammen hinschauen wollte. Ich war der festen Überzeugung, dass sie ja zu Sam schauen wollte. Von daher irritierte mich ihre Antwort nun auch etwas. Sie hatte den Anschein, als wäre sie ... sauer? Beleidigt? Enttäuscht? Ich hatte das Bedürfnis eine weitere Erklärung zu liefern: "Ich mein nur, weil ich möchte dann da nicht alleien sitzen und keiner redet mit mir ..." Ich sprach sehr leise, Jacqueline neben mir würde es gerade noch hören, Robert wohl nicht mehr sonderlich deutlich

"Ich schau doch auch noch kurz hin", lächelte ich erleichtert.

Ein wenig verwundert sah ich Jacqueline an. Ich konnte immer noch nicht ganz fassen, dass das Mädchen, immer wieder mit mir reden wollte. "Oh", brachte daher nur hervor und wurde rot, "Danke"

Ich lächelte Apple aufmunternd zu und öffnete die Tür zum Gemeinschaftsraum. Es war ziemlich voll, was mich zwar ein wenig störte, aber andererseits konnte man so mit jedem Mal wieder ein Wort wechseln.

Ich zupfte wieder nervös an meinem T-Shirt Saum, kaum hatten wir den Aufentaltsraum betreten. Schnell versuchte ich den Raum zu scannen. Viktor saß mit einem Mädchen auf dem überfüllten Sofa.

Ich steuerte einen Tisch an, an dem Feli und Monique arbeiteten. "Ist bei euch noch frei?", wollte ich wissen. Monique nickte: "Klar. Lernen bringt sich jetzt sowieso nichts mehr. Na? Wie gefällt's dir bis jetzt bei uns, Robert?"

Unsicher folgte ich Jacqueline. So ganz wohl war mir nicht.

Feli klappte demonstrativ ihr Heft zu und lehnte sich zurück, während wir uns zu den beiden an den Tisch setzten. "Es geht", meinte Robert unsicher. "Und was habt ihr drei heute Abend Schönes gemacht?", wollte Monique fröhlich wissen.

Nach meiner Begrüßung schwieg ich nun zunächst. Auch wenn ich mit der Frage direkt angesprochen wurde. Aber ich wollte Jacqueline und Robert die Möglichkeit geben, zuerst zu antworten.

"Wir beide haben mit Julie Bodenarbeit gemacht", erzählte ich. "Da haben sich ja die richtigen gefunden", grinste Monique, "Beim Thema Bodenarbeit halte dich ruhig an Jacqueline, ich bin doch eher sportlich. Und du, Apple-May?"

Ich zuckte etwas zusammen, als ich angesprochen wurde, da ich doch eher damit beschäftigt war, Viktor zu beobachten. "Ich habe gelesen", sagte ich leise. Es war für mich immer noch komisch, dass sich hier quasi alle kannten.

"Was denn?", wollte nun Feli wissen.

"Einen Roman", sagte ich schüchtern und hob das Buch hoch, damit Feli es sehen konnte.

Feli nickte Apple zu, dann wandte sie sich an mich: "Reitest du außerhalb vom Reitunterricht überhaupt noch?" Es klang ein wenig vorwurfsvoll. "Na ja", meinte ich schulterzuckend, "Wir haben doch genug Reitstunden und manchmal reite ich auch außerhalb von diesen, aber meistens habe ich echt Besseres zu tun."

Ich versuchte dem Gespräch nebenher zu folgen, wurde aber immer wieder abgelenkt, wenn Viktor sich bewegte. Dieser schien sich heute nicht allzu sehr für mich zu interessieren, was vermutlich auch daran lag, dass es hier gerammelt voll war. Entspannen konnte ich mich trotzdem nicht. Allerdings versuchte ich mich wieder dem Gespräch am Tisch zuzuwenden

"Ach, Jacqueline", lachte Monique jetzt, "Du änderst dich nie." "Lasst sie doch", mischte sich Robert nun ein. "Die meinen das ja nicht böse", lächelte ich dem Austauschschüler zu.

Die Stimmung am Tisch war fröhlich. Ich konnte nichts dazu sagen, lächelte aber freundlich. Nun kam Sam herein. Dieser schritt, kaum hatte er sie erblickt, schnell auf seine Freundin zu. Er schlang von hinten die Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. "Guten Abend zusammen", sagte er munter.

"Sam!", freute ich mich, "Ich wollte gerade zu dir. Wie geht es dir?" Ich stand auf, dirigierte Sam auf meinen Platz, um mich danach auf seinen Schoß fallen lassen zu können.

"Jetzt spüre ich meine Beine nicht mehr", gab Sam grinsend von sich, "Und dir?" Celine und Denise unterhielten sich oft darüber, dass die beiden ein süßes Paar waren und ich musste dem zustimmen.

Ich lehnte mich lächelnd an Sam. "Wenn du da bist, kann es mir nur gut gehen", meinte ich liebevoll.

"Vielleicht solltest du nie mehr von meiner Seite weichen", murmelte Sam in Jacquelines Ohr, bevor er in die Runde schaute: "Ich wollte das Gespräch nicht stören." Ich blickte auf das Buch hinunter. Von alleine würde ich kein Gespräch anfangen.

"Oh ja." Ich seufzte. "Na? Was treibst du immer so?", wollte Monique von Sam wissen.

"Ich wollte ganz fleißig noch etwas für den Vokabeltest in Deutsch tun", meinte Sam, "Aber dann hatte ich mehr Lust, mich umzusehen, wo man die nächsten Auftritte haben könnte." Er lachte.

"Und?", wollte Feli gespannt wissen, "Was kam bei der Suche raus?"