"Ich glaube nicht, dass das ernsthaft ein Faktor dafür ist, ob man sich verknallt oder nicht", meinte ich, "Zumal er dich jetzt seit über einer Woche kennt und jeden Tag sieht!" Ich schwieg kurz, bevor ich seufzte: "Es hat doch sowieso keinen Zweck. Du bist nur auf Roberts Seite, von daher hab ich wahrlich keine Lust mehr auf dieses Gespräch!"

"Was heißt, ich bin auf Roberts Seite?", fragte ich verzweifelt, "Aber bitte, wenn du keine Lust mehr hast, dann lass mich bitte vorbei." Ich griff nach Chipstüte und Decke.

"Statt dass du meine Seite auch nur irgendwie zu verstehen versuchst, findest du nur Worte, um Robert zu verteidigen. Das wirkt für mich so, als wärst du auf seiner Seite", meinte ich nun ruhig, aber durchaus etwas traurig. Es war sowieso sinnlos. Jacqueline würde stur auf ihrer Meinung beharren. Genau deswegen wollte ich nichts erzählen. Ich seufzte. "Gute Nacht, Jacqueline", sagte ich während ich zur Seite rutschte, "Ich hoffe nur, dass dir irgendwann klar wird, warum ich so reagiert habe"

"Gute Nacht", erwiederte ich traurig und verschwand durch die Dachluke. Ich wusste nicht wohin. Einerseits wollte ich alleine sein, andererseits wieder nicht. Ich schlich mich aus die Schule und spazierte Richtung Wald. Ich durfte die Zeit nicht übersehen, ansonsten hatte ich hier wohl ziemlich freie Bahn. Um diese Zeit war niemand mehr unterwegs, hoffte ich. Ich dachte an Jaline. Was sie wohl machte? Ob die gerade Schicht hatte? Ich war ganz durcheinander, deshalb wusste ich gar nichts mehr. Ich rief Jaline am Handy an.

Kurz nachdem Jacqueline gegangen war, brach ich auch auf, um in mein Zimmer zu gehen. Viktor war im Aufenthaltsraum, wie ich schon im Gang hörte, Simon traf ich im Zimmer an. Ich legte mich aufs Bett, zog mir die Kopfhörer über und drehte die Musik laut auf.

Jaline war tatsächlich gerade arbeiten. Als das Handy vibrierte, warf sie einen Blick darauf. An der Rezeption war es ruhig, wie üblich um diese Uhrzeit. Sie wusste nicht wie dringend es war, aber normalerweise schrieb Jacqui, um ein Treffen auszumachen. Sie bat ihre Kollegin um eine kurze Pause, um zurückzurufen. Nicht dass etwas mit Pfeffer war.

Ich hörte einige Freizeichen. Hoffentlich störte ich gerade nicht. Ich blickte in den Himmel. Wie schön könnte es jetzt sein. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich blieb stehen.

Kaum war Jaline im Hinterhof angekommen, rief sie Jacqui zurück.

Als die Mobilbox anging, legte ich enttäuscht auf. Aber eigentlich wollte ich sowieso meine Ruhe haben und mich erst mal sammeln. Ich setzte mich und lehnte mich an einen Baum. Die Hose konnte ich morgen waschen, denn der Boden war nicht gerade sauber, aber was soll's. Da klingelte mein Handy. Ich zog es heraus. Jaline. Ich überlegte kurz, ob ich dran gehen sollte und entschied mich dafür. "Hallo Jaline", meinte ich kleinlaut beim Abheben, "Was machst du gerade?"

"Hey Jacqui", sprach Jaline leise, da sie nicht auf sich aufmerksam machen wollte, denn ein paar Gäste waren im Hinterhof und genossen den Abend, "ich bin arbeiten. Du hast mich angerufen?"

"Entschuldigung", meinte ich sofort, "Ich wollte dich nicht stören. Wie lange arbeitest du noch?"

"Bis 11 etwa", gab Jaline Auskunft.

"Darf ich dich danach anrufen, falls ich noch wach bin?", wollte ich unsicher wissen.

"Ja", meinte Jaline, "Aber was ist mit der Nachtruhe?"

Ich beschloss nun doch noch bei Robert vorbei zu schauen. Also stand ich auf und prüfte zunächst den Aufenthaltsraum. Dort waren seine Zimmergenossen vertreten, woraufhin ich Richtung Zimmer schlenderte.

"Ich gehe in den Aufenthaltsraum", meinte ich, "DAnke, Jaline!"

"Bis später", meinte Jaline und legte auf, bevor sie zur Arbeit zurück eilte.

Ich klopfte an Roberts Zimmertür.

"Danke, lass dich drücken", meinte ich noch, bevor ich mein Handy wieder einsteckte. Ich wollte noch ein wenig draußen bleiben. Die kühle Luft tat mir gut.

"Herein", meinte Robert und setzte sich von seinem Bett auf. Er war schon im Pyjama.

Ich trat ein und schloss hinter mir die Tür, gegen die ich mich lehnte. Ich atmete noch einmal tief durch. "Ich wollte mich entschuldigen", meinte ich ehrlich, "Mir gingen etwas die Pferde durch und das tut mir leid."

Robert rechnete mit dem schlimmsten, als er Samuel erblickte, grüßte aber. "OK", erwiderte er auf Samuels Entschuldigung. Mehr nicht.

Kurz vor zehn kam ich ins Internat zurück und zog mich schnell um. Ich legte mich ins Bett, in der Hoffnung, doch schlafen zu können. Aber die Sache mit Sam ließ mir keine Ruhe.

Nachdem von Robert nichts mehr kam, war das für mich geklärt. Leiden konnte ich ihn schließlich dennoch nicht und auch meine Aussage, dass er sich von Jacqueline fernhalten sollte, galt für mich immer noch, also wünschte ich knapp einen guten Schlaf und verließ das Zimmer, um zurück zu meinem zu gehen.

"Gute Nacht", sagte Robert schnell und legte sich hin.

Bis elf surfte ich am Handy, dann schlich ich mich leise aus dem Zimmer. Ich hoffte nur, dass Mandy nichts bemerken würde. Vor Monique hatte ich keine Angst. Sie hatte mir den Streit mit Sam angesehen, aber in Mandys Anwesenheit habe ich mit ihr auch nicht darüber gesprochen. Ich schloss die Tür vom Gemeinschaftsraum leise hinter mir und setzte mich auf die Couch, wo Sam und ich schon viele Stunden miteinander verbracht hatten. Beim Gedanken an Sam hätte ich am liebsten gleich wieder losgeheult. Ich war mit der Taschenlampe des Handys sicher im Gemeinschaftsraum angekommen, jetzt schaltete ich das zusätzliche Licht aus und nur noch mein Display erhellte den Raum. Ich wählte Jalines Namen an. Es klingelte.

Jaline hatte sich gerade umgezogen und die Jacke übergeworfen. Umstädnlich fischte sie das Handy hervor, während sie sich ihre Tasche schnappte, um sich auf den Heimweg zu machen. Daher meldete sie sich etwas atemlos

"Hi Jaline", meinte ich seufzend, "Ich kann nicht schlafen."

"Was ist los?", hakte Jaline nach

"Ach", seufzte ich, "Es ist wegen Sam. Er hat Robert geschlagen." Jetzt konnte ich ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Ich sprach gedämpft, schließlich wollte ich nicht gehört werden.

"Wie geschlagen?", fragte Jaline sichtlich geschockt