Ich schwieg und nahm mir nochmal ein paar Chips. Am liebsten hätte ich geheult. Irgendwer log, das kann ich nicht leiden. Aber wieso hatte Robert gelogen? Er hatte doch kein Problem mit Sam und auch keinen Grund, ihm eins auszuwischen. Ich musste unbedingt mit ihm darüber reden.

Nach einer ruhigen Weile setzte ich an: "Ich hab mir überlegt, ob wir uns nicht mal wieder einen schönen Abend machen wollen. Was essen gehen und ins Kino oder so? Ich lad dich auch ein", schlug ich vor.

Ich strahlte: "Oh ja, gerne." Ich war hin- und hergerissen, ob ich Sam von dem Gerücht erzählen sollte. Womöglich würde er sich nur darüber ärgern und wäre auf Robert böse. Andererseits: Wenn es Sam von jemanden von den anderen erfahren würde? "Sam?", wollte ich deshalb vorsichtig wissen und schluckte, "Hast du dich mit Robert gestritten?"

Als Jacqueline nun die Frage stellte, überlegte ich meine Antwort gut. Ich wollte und würde Jacqueline nicht anlügen. "Nun Robert und ich verstehen uns nicht gut und seit der Sache am Samstag ist das nicht gerade besser geworden", gab ich daher als Antwort.

"Aber ich habe es doch mit ihm geklärt, so wie du es wolltest", meinte ich verzweifelt und mir schwante Böses, "Hast du ihn nun getroffen oder nicht?"

"Moment", stoppte ich. Ich runzelte die Stirn. "Du hättest nicht mit ihm geredet, wenn ich es nicht gewollt hätte?", hakte ich mit ernstem Blick nach. Wieso hakte sie eigentlich so genau nach? Hatte Robert ihr was erzählt? "Wieso willst du es eigentlich wissen? Ich dachte man könnte mal einen Abend zu zweit verbringen, aber jetzt musst du Robert einwerfen. Ja, ich ahbe ihn getroffen, aber er sollte nicht Bestandteil in unserer Zeit werden", gab ich nun etwas genervt von mir.

"Klar hätte ich sonst auch mit ihm geredet", entgegnete ich, "Schließlich verunsicherte mich seine Umarmung anfangs auch. Es geht das Gerücht um, dass du Robert niedergestoßen hast und ich will wissen, ob das stimmt. Es tut mir ja leid, aber das lässt mir keine Ruhe."

"Ja vielleicht habe ich ihm im Eifer des Gefechts einen kleinen Stoß gegeben. Mein Gott!", sagte ich und verdrehte genervt die Augen, "Es ist ihm nichts passiert und ich wollte mich eigentlich entschuldigen und habe es bereut. Aber wieder einmal ist das Thema unseres Gesprächs Robert und ich bin inzwischen wirklich ziemlich angepisst davon."

"Warum? Was hattet ihr denn?", wollte ich wissen. Ich bemühte mich ruhig zu bleiben, was mir einigermaßen gelang, obwohl ich sehr aufgewühlt war.

"Wie ich schon sagte: Wir können uns nicht leiden", gab ich als Antwort.

"Das weiß ich", erwiderte ich, "Und das reicht für dich als Grund, jemanden niederzustoßen?"

Ich verdrehte die Augen. "Nein, aber wenn jemand meine Freundin anbaggert, dann habe ich sicherlich durchaus das Recht einmal überzureagieren", gab ich von mir.

"Robert hat mich doch gar nicht angebaggert", verteidigte ich den Austauschschüler nun etwas ärgerlich, "Ich meine, wie darf ich mir das vorstellen? Du gehst zu Robert hin, sagst ihm, er solle mich nicht anbaggern, was er sowieso nicht tut und stößt ihn dann zu Boden?" Ich war entsetzt. Monique hatte mir erzählt, dass Sam Robert den Arm verdreht hatte.

"Tja allerdings wurde ich gestern beim Turnier sowohl von Mandy als auch von Simon angesprochen, ob mir aufgefallen wäre, was für Blicke er dir zuwirft", erzählte ich ärgerlich, "Und nur weil ich dem ganzen nachforsche und ihn auffordere, es zu unterlassen, bin ich jetzt der Böse. Es gab durchaus auch mal Gerüchte, dass du überreagiert hast und handgreiflich wurdest. Ich habe dich deswegen aber nicht an den Pranger gestellt, meine Liebe!"

"Ich stelle dich nicht an den Pranger", verteidigte ich mich, "Ich will nur wissen, wie es dazu kommen konnte. Und welche Blicke sollte mir Robert denn zuwerfen?" Das war mal wieder klar, dass Mandy für Ärger sorgte. Nichts Neues.

"Oh doch Jacqueline, das tust du. Nund laut Simon schaut er sich ungefähr so an, wie ich dich. Irgendwie unpassend für ein freundschaftliches Verhältnis", meinte ich, "Aber scheinbar ist Robert kein bisschen schuld an allem, deiner Meinung nach." Ich schluckte und wurde blass, als mir die nächsten Worte einfielen: "Am Ende liegt dir mehr an ihm ..."

"So ein Blödsinn." Ich schüttelte den Kopf und legte meine Hand auf Sams Arm. "Klar bin ich froh, mal jemanden zu kennen, der Bodenarbeit genauso mag wie ich", erklärte ich, "aber das war's auch schon."

"Und trotzdem findest du alles Blödsinn, was selbst Leuten aus unserer Klasse auffällt?", hakte ich nach, "Vielleicht mag meine Wahrnehmung etwas getrübt sein, aber deine ist es dann in die andere Richtung genauso"

"Weil ich mit ihm am Samstag darüber geredet habe", erklärte ich, "Da ist nichts."

"Und es ist selbstverständlich ausgeschlossen, dass er lügt", sagte ich gehässig.

"Welchen Grund hätte er denn hierfür?", wollte ich wissen.

"Angst, dass du dich abwendest, zum Beispiel?", schlug ich vor.

Ich dachte nach. Das wäre zwar eine Möglichkeit, ich glaubte es trotzdem nicht. "Er hat zumindest nichts Unsittliches gemacht", gab ich zu bedenken, "Deshalb glaube ich es nicht."

"Wenn jemand nichts unsittliches macht, kann es nicht sein, dass er trotzdem verknallt ist?", fragte ich ungläubig. war Jacqueline wirklich so naiv?

"Klar könnte es rein theoretisch sein", entgegnete ich ruhig, "aber warum gerade Robert? Er kennt mich ja auch kaum."