Robert und ich hatten eine erfolgreiche Bodentrainingseinheit hinter uns. Von diesem Jungen hatte ich in der letzten Woche einiges gelernt, was Bodenarbeit anging. Heute hatten wir hauptsächlich am Führen ohne Strick geübt, wovor ich ja ein bisschen Angst gehabt hatte. Jetzt standen wir am Putzplatz und quatschten gemütlich, während wir unsere Pflegepferde säuberten. Wir hatten gerade erst angefangen.

Ich kam gerade von der Bandprobe zurück. Die Gitarre hatte ich geschultert, in der Hand hatte ich noch ein paar Notenblätter, auf die wir heute eine neue Melodie notiert hatten. Ich grübelte noch darüber, denn so ganz zufrieden waren wir nicht.

"Ich finde es ja wirklich faszinierend", meinte ich gerade, "Dass das funktioniert hat." "Man merkt, dass Julie dich mag", entgegnete Robert.

Als ich aufsah, sah ich Jacqueline am Putzplatz, weshalb ich hinüber schlenderte. Wegen der Gitarre wollte ich nicht zu na an die Pferde, weshalb ich auf der anderen Seite des Anbindebalkens stand, um meine Freundin zu begrüßen. "Hey Süße", meinte ich sanft und grinste, Robert nickte ich nur kurz zu.

"Hallo", grüßte ich erfreut, war aber etwas zurückhaltend, da es mich schon wunderte, wieso Sam Robert nicht grüßte. Ich hatte seit Roberts Ankunft das Gefühl, dass Sam Robert nicht mag. "Wie war's?", fragte ich dennoch. Robert hatte leise "Hallo" gesagt, nachdem Sam ihm zugenickt hatte.

"Ganz okay. Wir kamen voran mit dem neuen Lied. Aber sind noch nicht fertig. Irgendwann macht der Kopf nicht mehr mit. Und bei euch?", erzählte ich.

"Total toll", strahlte ich und vergaß alles andere. Sogar beim Putzen hielt ich inne. "Wir haben das Führen ohne Strick geübt", erklärte ich, "Nur am Reitplatz, versteht sich. Und Julie war sooo lieb. Gut, die Pferde lenkten sich gegenseitig ein wenig ab, aber sonst hat es echt gut geklappt."

"Super", freute ich mich ehrlich für meine Freundin, auch wenn ich persönlich kein großer Fan der Bodenarbeit war.

"Man merkte", wiederholte sich Robert, "welch gutes Team Julie und Jacqueline sind." Robert lächelte mir zu, ich fuhr mit der Arbeit fort. Julie schloss die Augen, das Training war auch für sie anstrengend gewesen. "Ist sie nicht lieb?", schwärmte ich und streichelte Julie.

"Als ich dich kennen gelernt hab, sah es ja nicht so aus, als würdest du ein Pferdemensch werden", meinte ich lachend, "aber das hat sie ja zum Glück geändert."

"Julie mochte ich immer schon", verteidigte ich mich, lächelte aber, "Und reiten muss halt sein."

"Ich würde dann mal meine Gitarre reinbringen", wechselte ich das Thema, "Was hast du später vor?"

"OK", meinte ich, "Eigentlich noch nichts. Wir können gerne was gemeinsam machen." Unsicher blickte ich zu Robert.

"Dann bis gleich", lächelte ich Jacqueline zu, bevor ich mich auf den Weg zum Gebäude machte.

Robert und ich unterhielten uns während dem Putzen. Danach gingen wir gemeinsam in die Sattelkammer, um die Putzkästen wegzubringen. Bevor wir wieder zu den Pferden zurückkehrten, hielt mich Robert leicht am Arm fest. Ich drehte mich zu ihm um. Robert meinte: "Ich vermisse dich jetzt schon, wenn ich daran denke, dass ich nur noch eine Woche hier bin." Ich war ein wenig irritiert. Doch als mich Robert vorsichtig in den Arm nahm, freute ich mich auch irgendwie. Ich legte meinen Kopf kurz auf Roberts Schulter, bevor wir uns voneinander lösten.

Simon war gerade im Zimmer. Ich unterhielt mich mit ihm, während ich meine Gitarre verstaute und die Noten in meine Schreibtischschublade legte. Da es im Bandraum immer recht warm war, wechselte ich auch noch das T-Shirt. Morgen musste ich wohl wieder waschen. Ich beschloss Jacqueline zu fragen, ob wir beide genug zusammen brachten. Ich verabschiedete mich von Simon, dann ging ich wieder nach unten. Am Putzplatz waren nur noch die Pferde, so stellte ich mich zu Julie und kraulte die Stute sanft.

"Wir können uns doch mal besuchen", schlug ich unsicher vor. Robert meinte nichts darauf und so kehrten wir auf den Putzplatz zurück, wo Sam schon wartete. "Hi Sam", begrüßte ich ihn nun richtig und umarmte meinen Freund von hinten.

Da ich die Schritte gehört hatte, erschrak ich nicht wirklich, als mit Jacqueline umarmte. Ich drehte mcih in der Umarmung um. "Na Hübsche", flüsterte ich leise und betrachtete Jacqueline.

Eben noch von Robert verunsichert fühlte ich mich nun bei Sam wieder richtig wohl und vergaß alles andere. Ich kuschelte mich eng an Sam.

"Und weißt du schon was wir machen?", fragte ich, während ich mich etwas von Jacqueline löste. Ich blickte zu Robert hinüber. Mir wäre Zeit mit meiner Freundin alleine eigentlich lieber.

Ich folgte Sams Blick zu Robert. Durch seine Anwesenheit war ich verunsichert, weil ich merkte, dass Sam was gegen ihn hatte. Ich band Julie los, um Zeit zu gewinnen. Robert folgte meinem Beispiel und ging voraus zur Weide. Vorher blickte er noch unglücklich zu mir. "Worauf hast du denn Lust?", wollte ich von Sam wissen, als ich Julie hinter Larissa herführte.

"Spaziergang zum See?", schlug ich vor, während ihr neben Jacqueline her lief.

"Oh ja", lächelte ich. Mit meiner freien Hand griff ich nach Sams und hielt sie krampfhaft fest. Robert hielt uns mal wieder das Tor auf. Ich dankte ihm.

Ich wartete ab, ob Jacqueline Robert auch einladen würde. Mir war nicht klar, was sie an ihm fand, ich fand er war einfach langweilig.

Robert nahm Larissa das Halfter ab und verabschiedete sich von uns. Ich versuchte mich an einem Lächeln, was mir einigermaßen gelang und sagte "Bis später beim Abendbrot." Ich hielt Julie noch am Strick, löste das Halfter jetzt aber.