Ich löffelte schweigend meine Suppe, während die anderen sich unterhielten. Viktor gab mit dem Pferd das er hatte ziemlich an, allerdings fragte ich mich schon, warum er schon ein Jahr hier war und dennoch in der 9. Klasse. Schließlich war ich fertig. Ich tupfte mir den Mund mit meiner Serviette ab.

"Ach Liebste", säuselte Sam grinsend, "Du gehörst doch zu meinen drei Schätzen. Ja, ich würde doch nicht ohne dich meiner Herzensdame ihren Gute-Nacht-Kuss geben wollen. Übrigens, ich habe noch Hunger, wie sieht es mit dir aus?"

"Klar, so wenig esse ich dann auch wieder nicht", lachte ich und schob den letzten Löffel mit Suppe in meinen Mund. Dann beugte ich mich zu Sam und biss ihn sanft in den Hals. "Damit du siehst, wie hungrig ich bin", flüsterte ich. Ich griff nun aber zu meinem leeren Teller.

Viktor gehörte zu der Sorte Mensch, die ich einfach nicht leiden konnte. Deshalb versuchte ich einfach, ihn so weit wie möglich zu ignorieren. Als alle fertig waren, meinte ich: "Dann mal auf zum nächsten Gang." Ich hatte großen Hunger, was man an dem Berg Essen sehen konnte, den ich mir am Büffet aufs Teller lud.

Ich nahm mir ein wenig von allem. Zuhause gab es auch nur kleine Portionen, wir mussten natürlich auf unsere Linie achten. Da wurden wir fast hinein geboren. So genau wusste ich nicht wie ich mich ins Gespräch einmischen sollte, also fragte ich: "Was macht ihr heute noch?"

Sam nahm ebenfalls seinen Teller, legte aber die freie Hand um Jacqueline. "Also hast du nicht vor Kummer gehungert während ich weg war?", fragte er grinsend. Er war vom 5.8. bis heute weg gewesen.

"Ich habe dich vermisst", murmelte ich ehrlich, "Glücklicherweise bist du wieder da." Ich nahm mir ebenfalls eine größere Portion als sonst.

"Ich sollte vielleicht doch noch meinen Koffer auspacken und bei der Gelegenheit meine anderen Zimmerkolleginnen kennen lernen", meinte ich, während ich zurück zum Tisch ging. "Ach und vorher muss ich noch zu Herrn Meier, wegen des Folders. Ich frage ihn gleich mal, ob er Zeit hat." Wir begegneten ihn auf dem Weg zurück, deshalb kam ich auf die Idee. "Herr Meier?", sprach ich ihn an.

Ich stellte meinen Teller unsicher auf dem Tisch ab und blickte zu Michelle. Celine und Denise wollten nachher noch in den Stall. Ich ließ die anderen reden und schaute fast ängstlich zu Michelle und dem Rektor.

"Ich hab dich auch vermisst", sagte Sam ehrlich, "Auch wenn das Essen auf Barbados hervorragend war. Wir sollten da auch mal zusammen Urlaub machen" Er lächelte.

"Dann hättest du ja beides", lächelte ich Sam an, "Gutes Essen und mich."

"Bitte?", erwiderte Herr Meier höflich.

Da wir schon an unserem Tisch waren, stellte ich erstmal meinen Teller ab. "Mir ist eingefallen, dass ich bei Ihnen im Büro den Folder liegen gelassen habe", erklärte ich ihm ohne Umschweife. "Könnte ich den später vielleicht holen?"

"Ja kann es etwas schöneres geben?". schwärmte Sam, "Okay Gitarre und Herzensdame sollten auch noch mit. Oh Gott hab ich meine Gitarre vermisst"

Ich begann vorsichtig zu essen, weil ich ja nicht neugierig wirken wollte. Aber auf Herrn Meiers Antwort war ich natürlich gespannt.

"Willst du sie dir eigentlich kaufen, wenn du mit der Schule fertig bist?", fragte ich vorsichtig, "Also Gizella."

"Natürlich", erwiderte Herr Meier ruhig, "ich bin im Büro."

"Okay, dann komme ich einfach nach dem Essen vorbei, wenn's Ihnen passt", antwortete ich freundlich. "Guten Appetit noch!" Ich setzte mich auf meinen Platz und begann zu essen.

Er wirkte gar nicht, als wäre er böse, dachte ich mir erstaunt. Ich aß langsam und schweigend. Celine und Denise schienen sich gut zu verstehen. Viktor wirkte etwas mürrisch, gab aber gerade vor Jacques an. So hatte ich meine Ruhe.

"Nein", sagte Sam bestimmt, "Zum einen soll die gute Dame ihren Ruhestand genießen können. Und zum anderen werde ich dafür wohl nicht so viel Zeit haben. Möchtest du denn Julie kaufen?"

"Du darfst sie sicher trotzdem besuchen", mutmaßte ich, "Nein, ich würde mir niemals ein Pferd kaufen, auch, wenn ich Julie wirklich mag."

"Danke", erwiderte Herr Meier, "Guten Appetit!"

"Das wäre erledigt", sagte ich lächelnd, als der Rektor weg war. Fast schon gierig stopfte ich das Essen in mich hinein. Zwischen zwei Bissen fragte ich: "Und Apple, was machst du heute Abend noch?"

"Ich weiß nicht", meinte ich unsicher, "Ausgepackt habe ich ja schon längst"


"Weißt du schon, was du nach der Schule machen willst?", fragte Sam neugierig

"Keine Ahnung", seufzte ich, "Du?" Ich setzte mich mit meiner Hauptspeise an den Tisch.

"Stimmt, du bist ja schon länger hier", sagte ich. "Also wenn es die anderen aus meinem Zimmer nicht stört, kannst du mir später ruhig noch Gesellschaft leisten."

Ich nickte unsicher. "Wenn du das möchtest und es dich nicht stört", sagte ich dazu

Ich aß schweigend mein Essen. Zuhause wurde bei mir eigentlich nie beim Essen gesprochen.

"Sonst hätte ich dich ja nicht gefragt", antwortete ich lächelnd. "Wisst ihr eigentlich schon, welche Fächer wir morgen haben werden?"

ich nickte. Ich kannte den Stundenplan bereits auswendig. "Wir haben Mathe, Sport, Englisch, Theorie und Geschichte"

"Nicht gerade meine Lieblingsfächer", stellte ich seufzend fest. "Naja, bei Sport kommt es darauf an, was gemacht wird. Welche Fächer magst du am liebsten?"

"Englisch wird mir hier leicht fallen", erzählte ich, "Und Religion mag ich auch. Und du?"

"In Englisch hast du ja auch einen riesigen Vorteil. Darin bin ich aber nicht so gut, vielleicht können wir da ja mal zusammen lernen?", antwortete ich. "Religion mag ich eigentlich auch sehr gerne, aber am liebsten mache ich Kunst und Musik. Die anderen haben zwar erzählt, dass da die Lehrerin anstrengend sein soll, aber ich hoffe mal, dass ich mit ihr klar kommen werde." Mittlerweile war ich schon mit dem Essen fertig, aber ich hatte gehört, dass es noch Nachtisch geben sollte.