"Ihr benehmt euch gerade so, als würdet ihr Prügel bekommen, wenn ihr auch nur eine Sekunde zu spät kommt", meinte ich gelassen und verstand die Aufregung wirklich nicht. "Aber okay, gleich am ersten Tag möchte ich auch keinen Ärger bekommen." Ich stand nun ebenfalls auf und folgte den anderen.

Fast panisch eilte ich die Treppe hinunter. Sam folgte, etwas langsamer als ich zwar, denn er hielt Jacquelines Hand und musste sich ihren Schritten anpassen.

"Quatsch, dass auch wieder nicht", meinte ich zu Michelle, "aber provozieren muss man Herrn Meier auch wieder nicht."

Ich folgte den anderen hinunter zum Speisesaal, wo wir gerade noch pünktlich ankamen. Wir stellten uns beim Büffet an und ich fragte: "Ist das Essen hier einigermaßen genießbar?" Ich linste nach vorne, um zu sehen, was es gab.

"Es ist großartig",meinte Sam. Ich kannte ihn inzwischen er war sehr verfressen. Heute würde ich das erste mal nicht mit den beiden am Tisch sitzen

"Umwerfend gut!", bestätigte ich, "es gibt immer mehrere Gänge." Ich deutete auf die Gemüsesuppe.

"Klingt wirklich nicht schlecht", sagte ich lächelnd und wartete ab, bis die anderen sich etwas genommen hatten. Dann nahm ich mir etwas von der Suppe und sah mich suchend um. "Gibt es hier so etwas wie eine Sitzordnung oder ist es egal, wohin man sich setzt?", fragte ich die anderen.

"Dort hinten ist der Tisch für unsere Klasse", meinte ich schüchtern. Da saßen auch schon die beiden Mädchen, die bei mir im Zimmer waren. Sam stimmte zu: "Wir sitzen immer in Klassen zusammen"

"Außer in den Ferien", ergänzte ich, "aber nun sind ja schon alle da und wir sitzen klassenweise zusammen."

"Okay, dann müssen wir uns ja trennen. Aber vielleicht sieht man sich später noch einmal", sagte ich und steuerte mit Apple-May im Schlepptau unseren Tisch an. Dort saßen schon zwei Mädchen, die sich als Celine und Denise vorstellten. Ich erzählte ihnen, wie ich hieß und dass ich ebenfalls in ihre Klasse kam.

Ich begrüßte die beiden und setzte mich. Sam steuerte mit Jacqueline ihren Tisch an

Ich balancierte die Suppe an meinen Platz und ließ mich fallen. "Michelle ist strange", meinte ich zu Sam.

Ich fing nun an, meine Suppe zu löffeln. "Wirklich lecker", stellte ich zufrieden fest. "Zuhause habe ich ja eher selten etwas Ordentliches auf den Tisch bekommen."

"Könnte eure Köchin nicht kochen?",fragte ich interessiert. Drei Jungs waren noch zu uns gestoßen.
Sam begann zu essen. Erst nach einer Weile antwortete er: "Ja. Passt so gar nicht zur schüchternen Apple"

"Und ihr scheint es völlig egal zu sein, welche Fächer sie morgen hat", meinte ich leise.

"Köchin? Habt ihr denn eine?" Ich musste lachen. Dann fiel mir wieder ein, dass sie ja aus einer berühmten Familie stammen könnte und ich sie deshalb noch fragen wollte. Das ließ ich aber wieder bleiben, da es ihr ja peinlich sein könnte. Wenn sie ihre Eltern so toll fand, hätte sie doch schon längst mit ihnen angegeben. Ich fügte noch hinzu: "Bei mir zuhause kocht mein Vater, wenn er denn mal da ist. Und kochen kann er ganz ausgezeichnet. Aber meistens kommt bei uns etwas Tiefgekühltes auf den Tisch. Meine Kochexperimente habe ich schon weitestgehend eingestellt, seit mein Bruder mich gefragt hat, ob ich ihn vergiften möchte."

"Dein Vater kann kochen?", fragte ich erstaunt. Meiner konnte das nicht. Inzwischen hatte ich auch die Aufmerksamkeit der anderen am Tisch. "Meine Eltern arbeiten viel", entschuldigte ich sie, weil ich das Gefühl hatte, ich müsste es, "Deswegen haben wir eine Köchin!"

"Ich habe das Gefühl, sie widersetzt sich regeln noch häufiger als ich", meinte Sam grinsend zwischen zwei Bissen. Auch er sprach leise

"Nein, du wurdest einfach schon von mir gezähmt", meinte ich liebevoll zu Sam und piekte ihn in die Seite.

Plötzlich mischte sich ein Junge, der sich vorhin als Viktor vorgestellt hatte, ins Gespräch ein: "Ist schon klar, dass ihr eine Köchin nötig habt. Bei den Eltern ... Dein Vater ist doch dieser Profisportler, wie hieß der noch gleich?" Ich warf ihm einen Blick zu, aber er grinste nur blöd weiter.

Ich löffelte zunächst schweigend meine Suppe. "Ich befürchte, dass meine Eltern dich nichts angehen",brachte ich erstaunlich ruhig und kalt hervor.

Sam beugte sich hinüber und gab Jacqueline einen Kuss

"Jetzt wird gegessen, Sam", grinste ich, bemühte mich aber, mich streng anzuhören, "Nicht geknutscht. Gehst du heute noch zu deiner Herzensdame?"

"Halt die Klappe, wenn du keine Ahnung hast", fuhr ich Viktor an. "Wenn Apple darüber nicht sprechen möchte, lass sie doch." Mich hätte das zwar alles auch näher interessiert, aber ich merkte schon, dass es Apple unangenehm wurde. Deshalb wechselte ich das Thema: "Weiß jemand, was es zur Hauptspeise gibt?" Ich war nämlich schon fertig mit meiner Suppe.

Dankbar blickte ich zu Michelle. Ich hatte meine Suppe noch nicht einmal zur Hälfte gegessen.

"Ach um dich zu küssen, würde ich sogar mein Essen stehen lassen", flirtete Sam. Dann nickte er:"ja ich muss doch die verlorene Zeit aufholen" Er lächelte

"Würdest du nie, gib nicht so an", lächelte ich, "Höchstens für Gizella würdest du alles stehen lassen. Ich komme dann mit rüber in den Stall, ja?"

Da die anderen noch nicht alle fertig waren, wartete ich ab. Ich unterhielt mich etwas mit den anderen darüber, welche Pferde sie bekommen hatten.