Heute hatte ich Herrn Whert schüchtern gebeten mit mir Great Heart von der Weide zu holen. Dabei half er mir häufiger. Zum Glück! Noch immer fürchtete ich mich auf die Weide zu gehen. Ich hatte begonnen, das große Pferd zu putzen, eine Sache die mir immer leichter fiel. Während ich das Fell bürstete, murmelte ich auf Englisch das große Pferd voll mit Belanglosigkeiten.

Nach den anstrengenden Turniertagen war ich heute mit Oda spazieren gewesen. Ich blieb gleich hier, da meine Eltern wieder einmal unterwegs waren. Im Internat war aber derzeit überhaupt nichts los, also genoss ich die Zweisamkeit mit meiner Stute. Nach einem ausgiebigen Streifzug durch den Wald kehrte ich zurück auf Dreamdancer. Am Putzplatz angekommen, machte ich erstmal Oda fest. Dann entdeckte ich ein überdurchschnittlich großes Mädchen, das gerade mit Great Heart beschäftigt war. Ich hatte sie hier noch nie gesehen. Ich überlegte kurz, ob ich sie ansprechen sollte. Ich entschied mich dafür. "Hallo, ich bin Felicitas", stellte ich mich etwas zurückhaltend vor. "Bist du neu hier?"

Ich zuckte zusammen, als ich angesprochen wurde. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass jemand kam, so sehr hatte ich mit mir selbst oder dem Pferd gesprochen. "Ich bin Apple-May Melody Summer Winterbottom", stellte ich mich vor und ärgerte mich mal wieder über meinen Akzent, "Ich bin seit dem 27.7. hier"

Ich lächelte das Mädchen freundlich an. Französisch schien nicht ihre Muttersprache zu sein, auch ihr Name ließ darauf schließen, dass sie von einem anderen Land kam. Den Namen fand ich sowieso sehr kompliziert. Ob ich Apple zu ihr sagen durfte? "Ich bin auch erst seit einem halben Jahr hier", meinte ich und strich Oda kurz über den Hals. "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich nur schnell den Putzkasten holen, damit ich Oda putzen kann."

„Natürlich “, antwortete ich und nickte. Dann wandte ich mich wieder zu Great Heart und putzte weiter

Schnell verschwand ich in der Sattelkammer, um mein Putzzeug zu holen. Wieder zurück am Putzplatz packte ich die Kardätsche aus und fuhr damit über Odas Fell. Eigentlich war sie nach dem Spaziergang nicht schmutzig, trotzdem wollte ich sie etwas verwöhnen. Ich sah zu Apple, die mit Great Heart beschäftigt war. Ich konnte nicht herausfinden, ob sie gerade loswollte oder von einer Unternehmung zurückkam. "Ich war gerade mit Oda spazieren", erzählte ich also zögernd und hoffte, vielleicht so ins Gespräch zu kommen.

Wieder einmal rechnete ich nicht damit angesprochen zu werden und zuckte zusammen. Und mal wieder ließ ich den Striegel fallen. Passierte mir häufiger. Ich hob ihn schnell auf und meinte dann: "Reitest du auch nicht gern?" Dabei dachte ich an Jacqueline. Dann wurde mir klar, dass sie Frage etwas dumm war und ich wurde rot. "Ich meine, machst du das auch ... irgendwie lieber vom Boden und so", versuchte ich auszubessern

"Hm?" Ich war erstmal einfach nur verwirrt. Bisher dachte ich ja, dass jeder hier gern ritt, außer vielleicht Jacqueline ... Aber bei ihr war das ja alles etwas anders. "Ich reite sehr gerne, aber die letzten Tage war hier Turnier, da möchte ich meine Süße nicht noch mehr anstrengen. Aber reitest du denn nicht gern?" Sie meinte "auch", deshalb fragte ich.

Ich stockte. "Ich ... weiß es nicht. Ich bekomme jetzt erst Reitunterricht", meinte ich unsicher.

Ich hielt inne und drehte mich zu Apple um. "Wirklich? Bekommst du dann erstmal Einzelstunden?"

„Ja “, antwortete ich, „Jetzt noch in den Ferien und während der Schulzeit zunächst Samstag und Sonntag “

"Klingt anstrengend", meinte ich und kratzte nun Odas Hufe aus. In einem davon hatte sich ein kleines Steinchen festgesetzt. "Wie kommst du mit Great zurecht?"

Was sollte ich darauf nun antworten? Ich hatte ja schon Angst ihn alle von der Weide zu holen. Jacqueline hatte mir da zu viel erzählt. "Ich denke, ich kann ihn gut putzen", meinte ich unsicher. Ich kratzte nun auch die Hufe aus. Das klappte immer einigermaßen gut, sofern ich Herrn Meiers Ton nachmachte

"Das ist ja schon mal ein guter Anfang", erwiderte ich lächelnd. "Das mit dem Reiten wird bestimmt auch noch. Ich reite seit fast drei Jahren und denke dauernd, was noch schief läuft." Ich kämmte kurz durch Odas Mähne, dann räumte ich alles zusammen.

"Dann hast du nicht hier reiten gelernt?", fragte ich, während ich weiter arbeitete. Als ich gerade den letzten Huf abstellte, kam Herr Whert aus dem Stall. Wir hatten eine dreiviertel Stunde ausgemacht, bis er mir wieder helfen wollte. Es war mir nun unangenehm, dass ich noch nicht fertig war.

"Nein, ich war vorher schon in einem Reitstall", meinte ich. "Ich glaube, die meisten hier lernen schon vorher reiten. Aber eine Mitschülerin von mir lernte es auch erst hier. In welche Klasse kommst du überhaupt?"

„In die 9.“, gab ich Auskunft. Herr Whert grüßte uns. Ich grüßte zurück und entschuldigte mich gleich mit einem „Verzeihung Sir “ dafür dass ich noch nicht fertig war

"Ich komme in die Elfte", sagte ich und fragte mich gleichzeitig, wofür sie sich beim Herrn Whert entschuldigte. Als er näher kam, grüßte ich ihn schüchtern. Schnell wandte ich mich wieder an Apple: "Ich bringe Oda schon mal weg. Später komme ich noch mal, um den Putzplatz zu kehren und meine Sachen wegzuräumen." Ich löste den Strick meiner Stute.

Ich nickte kurz. Ich war nun auch mit Great Heart fertig. In die elfte also. Wie Jacqueline. Ich legte den Hufkratzer zurück in die Box und klappte diese zu, bevor ich den Knoten löste. Während ich Great Heart zur Weide führte, ging Herr Whert neben mir her.

Ich führte Oda auf die Weide und wollte diese dann wieder verlassen. Doch Oda ging nicht sofort weg von mir, weshalb ich noch etwas mit ihr kuschelte. "Ist ja gut, Süße. Ich muss aber noch sauber machen", murmelte ich ihr liebevoll zu und kraulte sie sanft. Schließlich verließ ich die Koppel doch und kehrte zum Putzplatz zurück.

Ich hatte Great Heart schnell auf die Weide gelassen. Als das Tor geschlossen war, verabschiedete ich mich von Herrn Whert und bedankte mich natürlich noch mal. Dann machte ich mich auf zum Putzplatz.

Zuerst verstaute ich den Putzkasten ordentlich in der Sammelkammer, bevor ich den Putzplatz fegte.

Ich brachte meinen Putzkasten ebenso weg. Da Felicitas schon fegte, stand ich danach unsicher am Putzplatz.

2Hast du heute noch etwas vor?", fragte ich das Mädchen unsicher, als sie mir zusah. Vielleicht konnte man ja noch etwas gemeinsam machen, sonst war es ja doch recht einsam im Internet.

"Nein, nicht wirklich", antwortete ich. Geplant hatte ich nichts. Ein Spaziergang oder Lesen würde vermutlich immer gehen