Lesen fand ich langweilig, das sagte ich aber nicht laut. Jedem das Seine. "Wenn du viel spazieren gehst, kennst du dich sicherlich in der Umgebung hier gut aus, oder?", fragte ich stattdessen. "Wo wir doch schon nicht gemeinsam ausreiten können, könntest du mir zu Fuß alles zeigen."

Ich nickte: "Ein bisschen" Dann fiel mir noch etwas ein: "Früher habe ich Kampfsport gemacht"

Das klang ja schon spannender. "Und jetzt nicht mehr? Was hast du da genau gemacht?", fragte ich interessiert nach.

"Ich habe Jiu Jitsu gemacht. Aber hier geht das nicht. An der Schule wird es nicht angeboten und meine Samstage sind mit Reitstunden verplant", meinte ich etwas traurig

"Schade, dass du das nicht mehr weitermachen kannst", antwortete ich. "Vielleicht kannst du später wieder damit beginnen, wenn du in den Gruppenstunden mitreitest. Das schaffst du schneller, als du jetzt wahrscheinlich denkst." Ich lächelte ihr aufmunternd zu.

Ich lächelte vorsichtig zurück

Ich stand auf. "Ich sehe mal eben nach Rocki, okay? Danach können wir ja reingehen, mir ist schon etwas kalt", meinte ich und fröstelte dabei in meiner dünnen Jacke etwas.

ich blickte auf die Uhr. In ein 45 Minuten gab es Abendessen. Das sagte ich dem Mädchen auch. Zu spät kommen war keine gute Idee

"Abendessen? Super, ich bin schon tierisch hungrig. Ich hoffe, hier kochen sie gut?", erkundigte ich mich, während ich schon zum Koppeltor lief.

Ich nickte nur, während Michelle weglief. Neben der Koppel wollte ich nicht brüllen. Ich blickte ihr kurz nach und klappte dann das Buch wieder auf.

Ich betrat die Weide und sah mich um. Sirocco stand bei einer Baumgruppe, also ging ich darauf zu. "Hey Rocki, hier bin ich noch einmal", flüsterte ich dem Wallach zu. Sofort spitzte er die Ohren und drehte seinen Kopf zu mir. Ich kraulte ihn eine Weile versonnen, bevor ich mich wieder von ihm verabschiedete und zu Apple zurückging. "Rocki ist so ein lieber Kerl", schwärmte ich ihr sogleich vor.

"Ist er das?", fragte ich erstaunt, "Woher weißt du das?"

"Ja, das ist er, Herr Meier hat ihn mir vorhin schon vorgestellt", antwortete ich und hatte gleich ein neues Thema. "Der scheint ja ziemlich altmodisch und langweilig zu sein. So habe ich mir einen Rektor immer vorgestellt, aber wie hält man den bloß im Unterricht aus? Er unterrichtet doch auch, oder?"

"Ich mag Herrn Meier", gab ich energisch von mir, "Er ist sehr nett!" Dann wurde ich wieder etwas ruhiger: "Er unterrichtet Informatik und Physik"

"Puh, nicht gerade meine Lieblingsfächer. So wie ich ihn kennen gelernt habe, ist er sicherlich total streng und öde. Oder ist das nur der erste Eindruck?", sagte ich und verdrehte die Augen.

"Er hat mir eine Strafe erlassen, die ich verdient hätte. Das finde ich total nett von ihm", gab ich zu bedenken. Ich mochte den Rektor unglaublich gerne.

"Das klingt fair. Was hast du denn angestellt?", meinte ich grinsend und fügte noch hinzu, dass wir jetzt hineingehen sollten.

Ich stand auf und klopfte mir das Gras von der Hose. dann klemmte ich mir das Buch unter den Arm. "Ich kam zu spät"; erklärte ich

"Kommt drauf an, wie viel du dich verspätet hast. Das passiert doch jeden mal, da hat Herr Meier schon Recht. Bei mir muss man fast immer mit mindestens fünf Minuten Verspätung rechnen", antwortete ich gelassen, während wir zum Gebäude schlenderten.

"Das würde ich mich niemals trauen", sagte ich entsetzt. Meine Eltern hätten mich nie wieder aus dem Haus gelassen.

"Auf die paar Minuten kommt es doch dann auch nicht mehr an, oder?", gab ich zu bedenken. "Okay, ich würde mich auch ärgern, wenn ich jemand ewig warten lassen würde, aber es kann ja auch mal was dazwischen kommen." Wir betraten das Gebäude und ich fragte: "Wollen wir noch in den Aufenthaltsraum gehen? Vielleicht sind da auch noch ein paar andere Leute aus unserer neuen Klasse. Hast du von denen schon jemanden kennen gelernt?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich durfte nicht eine Sekunde zu spät sein. Und das solltest du hier lieber auch nicht.", riet ich. Ich blickte auf die Uhr. "Ich würde mein Buch noch ins Zimmer bringen", meinte ich

"Also ist er doch so streng, wie er mir von Anfang an schien", antwortete ich schulterzuckend und beschloss innerlich, es vielleicht mal darauf ankommen zu lassen. Wahrscheinlich übertrieb Apple auch einfach nur. "Lass dich nicht aufhalten. Schade übrigens, dass wir nicht zusammen wohnen. Ich muss mein Zimmer nämlich mit zwei aus der Zehnten teilen, finde ich irgendwie doof. Ich habe sie aber noch nicht kennen gelernt, vielleicht wird das doch noch was mit den beiden." Ich stieg die Treppe hoch zum Aufenthaltsraum und zu den Zimmern. "Wo schlafen eigentlich die Lehrer?", erkundigte ich mich plötzlich interessiert.

"Ganz hinten in dem Gang in dem auch unsere Zimmer liegen", gab ich bereitwillig Auskunft. "Du kannst gerne mit mir mitkommen", bot ich an. Dann fiel mir noch etwas ein, während ich die Treppe hochstieg. "Erziehung musst streng sein", zitierte ich meine Mutter, "Sonst wird nichts aus uns"

"Okay, dann mal los. Kennst du deine Mitbewohnerinnen schon? Sind die aus unserer Klasse?", antwortete ich und folgte Apple zu ihrem Zimmer. "Und ich finde, dass Erziehung nicht streng sein muss. Ich hatte immer viele Freiheiten und solange ich ein paar kleine Regeln eingehalten habe, war alles in Ordnung." Ich machte eine Pause, dann fügte ich grinsend hinzu: "Hoffentlich wird trotzdem etwas aus mir."