"Ich weiß es nicht. Aber in meiner Familie sind alle eher groß", meinte ich.

"Mein Vater ist auch groß, meine Mutter eher klein", erklärte ich.

Ich lächelte. "Und du bist normal groß geworden"; stellte ich fest

"Geht", meinte ich etwas unsicher. Mit meinen 1,62m war ich ja auch nicht die größte. "Wo wollen wir nach Frau Chevalier suchen?", erkundigte ich mich.

"wo ist sie denn normalerweise?", fragte ich unsicher, "im Stall? oder in ihrem Büro?"

"Ja, dort, wo es irgendwie wiehert, schnaubt und scharrt", meinte ich grinsend und öffnete die Stalltür.

Nach dem Abendessen hatte ich mich - wie meistens - in den Stall begeben. Es war schon recht ruhig hier und die Pferde fraßen zufrieden ihr Heu. Bei Nikita blieb ich etwas länger stehen. Bisher hatte ich die Entscheidung nicht wirklich bereut, ihr einen Pfleger zuzuteilen. So konnte ich zumindest der Versuchung widerstehen, sie selbst zu sehr zu beanspruchen. Ich sprach leise mit ihr, während ich sie ein bisschen am Mähnenkamm kraulte.

Jacqueline und ich hatten also den Stall angesteuert. Tatsächlich befand sich die Reitlehrerin darin. Höflich aber leise grüßte ich: "Guten Abend, Miss Chevalier!" Ich wollte sie nicht erschrecken, indem wir einfach auftauchten.

Als wir in den Stall eintraten, hörte ich Frau Chevaliers Stimme wohl. Sie verzaubert scheinbar regelmäßig die Pferde, indem sie sie mit ihren Zauberformeln bespricht. Ich drückte Apples Arm aufmunternd und grüßte die Reitlehrerin ebenfalls höflich: "Guten Tag, Frau Chevalier. Dürften wir Sie bitte etwas fragen?"

Als ich die zwei Mädchen hinter mir hörte, zuckte ich ein bisschen zusammen. Trotzdem drehte ich mich lächelnd um und erwiderte freundlich: "Hallo, Jacqueline und Apple-May! Natürlich dürft ihr mich etwas fragen. Wie kann ich euch weiterhelfen?" Ich zupfte einen Strohhalm aus meinen Locken, der sich dort irgendwie verfangen hatte.

Unsicher blickte ich zu Jacqueline. "Wir ... ich wollte fragen ob ich mit Great Heart spazieren gehen darf? Mit Jacqueline"; fragte ich zögerlich, "Also nicht jetzt ...."

Mir war etwas mulmig zumute. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie Frau Chevalier reagieren würde. Würde sie jetzt schimpfen oder würde sie es gut finden, dass Apple fragte? "Sie meint allgemein", half ich weiter.

Damt hatte ich nun doch nicht gerechnet, dass die beiden deshalb zu mir kommen würden. "Klar, warum nicht?", meinte ich schließlich. "Du versorgst Great Heart ja mittlerweile komplett selbst und hattest dabei nie größere Schwierigkeiten, oder? Also ihm würde es auf jeden Fall Spaß machen."

Ich nickte. "Danke", bedankte ich mich und blickte unsicher zu Jacqueline, weil ich nicht wusste, wie ich das mit der Bodenarbeit ansprechen sollte

"Und da wäre noch etwas, was wir wissen wollen", wurde ich nun mutiger, "Also, wir wollten wissen, ob man mit Great Heart auch Bodenarbeit machen könnte." Ich sagte bewusst "wir", damit Apple nicht das alleinige Opfer von Frau Chevaliers möglichen Ausbruch war.

"Sicherlich könnt ihr auch mit ihm Bodenarbeit machen, über viel Abwechslung freut er sich doch nur", antwortete ich. Ich war ein bisschen erstaunt über den Einsatz der Mädchen. "Aber da wäre ich doch gerne beim ersten Mal dabei. Wir können das ja gemeinsam machen. Jacqueline mit Julie und Apple-May mit Great."

"Ich würde mich sehr freuen", antwortete ich und versuchte zu lächeln. Zwar hatte ich etwas Angst vor Frau Chevalier, aber immerhin war Jacqueline dabei.

"Deshalb wollten wir ja fragen", ereiferte ich mich, "Nicht, dass wir etwas falsch machen."

"Das ist auch gut, dass ihr fragt, wenn ihr euch nicht sicher seid", erwiderte ich. "Dafür bin ich ja da."

"Sollen wir uns wegen einem Termin noch einmal melden?", fragte ich vorsichtig nach.

"Darf ich da auch mitmachen?", fragte ich etwas unsicher. Ich musste vor allem an Apple denken, die vielleicht nicht unbedingt alleine mit Frau Chevalier arbeiten will.

"Ich habe doch gesagt, dass wir das gerne zu dritt mit Julie und Great machen können", meinte ich etwas verwirrt. "Und wegen eines Termines: Wenn ihr euch noch nicht sicher seid, könnt ihr gerne ein ander Mal auf mich zu kommen deshalb."

Ich blickte zu Jacqueline. Wir hatten noch nichts ausgemacht und wenn sie noch keinen wusste, dann würden wir uns da zunächst absprechen.

"Ich wollte mich nur vergewissern, ob es Ihnen wirklich recht ist", erklärte ich höflich. Apples Blick erwiderte ich. "Wir sprechen uns noch ab", meinte ich zu Frau Chevalier.

"Ich schlage nichts vor, was mir nicht recht wäre", entgegnete ich. "Und gut, wegen des Termins meldet euch einfach bei mir."