Langsam aber pünktlich und rechtzeitig ging ich den Gang hinein. Ich hatte meinen Rucksack vollgepackt mit meinen Physiksachen von diese Schuljahr und von meiner letzten Schule. Ob ich mich auf die Einzelstunde freute oder zumindest positiv darüber dachte, konnte ich nicht so recht sagen. Ich war nicht gut gewesen in Physik, eigentlich nie, aber auf Französisch war das ganze noch schwieriger. Ich kam mit dem Stoff nicht klar. In der linken Hand hielt ich eine Schachtel Pralinen. Ob es angemessen war, sich zu bedanken bzw ein Geschenk mitzubringen, war mir nicht klar, aber keines zu haben, wäre laut meinen Eltern viel schlimmer. Die brachten normalerweise Wein, aber den konnte ich ja schlecht kaufen. Ich klopfte an der Tür, weil mir das irgendwie besser erschien als einzutreten. In der kurzen Pause, die entstand zupfte ich nervös an meinem T-Shirtsaum

Ich drückte dem Rektor nach der Begrüßung die Schachtel Pralinen entgegen. Ein bisschen fehlten mir die Worte, weil ich nicht wusste, was man so sagte. Ich erinnerte mich an die vielen Stunden, die wir mit meiner Mutter geübt hatten und den vielen Ärger, den ich immer bekommen hatte. "Vielen Dank, dass sie Ihre Freizeit opfern, um sich mit mir abzugeben, Sir", brachte ich also hervor, "Auch wenn das nur eine kleine Aufwandsentschädigung ist"

Unsicher blickte ich Herrn Meier an. Dann ließ ich den Arm sinken. "In Ordnung, Sir", sagte ich noch, um nicht unhöflich zu wirken.

Beim Französisch, schoss mir durch den Kopf. "Eigentlich hab ich seit der zweiten Stunde nichts mehr verstanden", gestand ich, wobei cih rot wurde. Beschämt senkte ich die Lider, denn es war mir zu peinlich den Rektor anzusehen

"Ich war noch nie gut in Physik", sprach ich zwar deutlich aber leise, "Und auf Französisch kann ich gar nichts" Ich stellte mit etwas Ärger fest, dass ich traurig klang, Traurig, weil ich den netten Lehrer so enttäuschen musste

Ich nickte vorsichtig: "Es fällt mir schwerer Erklärungen zu folge, also auf Französisch" Dann aber wollte ich noch eines klar stellen: "In meiner alten Schule haben wir auch nicht so viel gelernt. Ich weiß viel weniger als die anderen"

Ich zog das Heft für dieses Schuljahr aus meinem Rucksack. Die Tafelanschriften waren zwar ordentlich notiert worden, aber ich hatte kaum etwas extra aufgeschrieben, denn da gingen mir die Erklärungen deutlich zu schnell, zumal ich die Fachwörter teilweise nicht übersetzen konnte. Wenn ich genug Zeit hatte, hatte ich mir mit Stellen Teile auf Englisch übersetzt daneben geschrieben

Während Herr Meier in mein Heft schaute, zupfte ich wieder an meinem T-Shirt. Die Frage dagegen war komplizierter. "Sprachlich oder fachllich?", musste ich also fragen.

Meine Unterlippe zitterte ein wenig, als ich den Kopf schüttelte. "Nein", gab ich eine klare Antwort. Ich blätterte ein wenig und deutete auf einige Stellen. "Ich verstehe oft die Zusammenhänge nicht, da mir Teile zwischen Stunden fehlen, die ich verstanden habe" Ich unterdrückte den Wunsch mich zu entschuldigen

Der To klang in meinen Ohren hart und mir stiegen Tränen in die Augen. "Verzeihung Sir!", entkam mir nun doch die Entschuldigung. Ich dachte an eine Situation zuhause, als ich meinen Vater in seiner Freizeit gestört hatte. Er hatte sich ein Spiel angeschaut und ich wollte ihn etwas wegen einem Referat fragen. Damals war er stocksauer gewesen, hatte mir einige Ohrfeigen verpasst und mir klar gemacht, dass ich niemals so viel wert wäre, ihn in seiner Freizeit stören zu dürfen. Seither hatte ich es mir verkniffen, Erwachsene um etwas zu bitten und sie zu stören. Bei dem Gedanken daran, zitterte meine Unterlippe so sehr, dass ich sie nur mit den Zähnen festhalten konnte

Ich versuchte mich zu fassen. Meine Mutter war Schauspielerin, ich musste doch irgendetwas gelernt haben. "Ich habe keinerlei Berechtigung Sie mit meinen Sorgen und Nöten zu plagen und Sie von Ihrer Freizeit abzuhalten, weil ich zu dumm bin", brachte ich etwas stockend hervor

"Wenn er steht?", beantwortete ich die Frage verunsichert durch den harten Ton