Hier war ich nun überfordert. Der Sattel war schwerer als gedacht und nur ungeschickt konnte ich ihn nach oben hieven. Die vielen Fachwörter, die ich vermutlich auf Englisch schonmal gelesen hatte, brachte ich nun auf Französisch gar nicht unter. Ob ich um Hilfe bitten durfte wusste ich nicht. Warum wollte sie mir das alles nicht einfach zeigen?

Wieder griff ich ein und zog die Satteldecke etwas zurecht. "So, jetzt schieb mal beides nach hinten", wiederholte ich.

Ich zog den Sattel nun nach hinten. Als Great Heart seinen Kopf zu mir drehte und mich stupste erschrak ich und zog den Sattel vermutlich zu weit zurück

"Hey, der ist nur neugierig, was du so treibst", meinte ich, als ich merkte, wie sie sich erschrak. Leider geriet der Sattel dabei zu weit nach hinten. "Den Sattel darfst du nicht so weit nach hinten schieben, jetzt musst du von vorne beginnen."

"Nochmal ganz runter?", wollte ich mich vorher versichern.

"Zumindest musst du alles noch einmal hochheben", bestätigte ich.

Mühsam hob ich also alles nach oben und setzte es wieder nach vorne, bevor ich die Reitlehrerin wieder anblickte.

Ich wartete ab, bis Apple-May den Sattel wieder nach hinten ziehen würde. "Ich sage dir dann, wenn er in der Richtungen Position ist", meinte ich schließlich.

Also zog ich den Sattel wieder zurück. Ob ich Ärger bekommen würde, wenn ich es das nächste Mal nicht alleine konnte?

Als der Sattel an der richtigen Stelle war, sagte ich: "Stopp! Jetzt ist das richtig."

Ich stoppte meine Bewegung. Durfte ich die Hände wegnehmen? Sicherheitshalber ließ ich sie an Ort und Stelle. Mein Blick ging nun zur Reitlehrerin

Ich ging ums Pferd herum und kontrollierte die Satteldecke. Nachdem ich eine Falte geglättet hatte, meinte ich: "Jetzt kannst du den Sattelgurt an der rechten Seite herunterlassen. Dann wechselst du wieder zur linken Seite und angelst dir den Gurt unter dem Bauch. Erstmal schließt du ihn im ersten Loch."

Zeigen wollte sie es mir wohl nicht. Ich unterdrückte ein Seufzen und ging nun auf die rechte Seite, wo ich den Gurt herunter nahm. Wieder auf der linken Seite, gab ich einen leisen Einwand: "Ich will nicht unter das Pferd kriechen. Das macht mir Angst"

Ich sah sie kurz etwas irritiert an. "So schlimm ist das gar nicht - guck mal", erwiderte ich schließlich und griff unterhalb durch zum Gurt. Great Heart blieb dabei ruhig stehen, spielte dabei nur aufmerksam mit den Ohren. "Der Herr hier ist nicht zappelig beim Fertigmachen. Und kitzlig am Bauch ist er auch nicht." Ich ließ den Gurt wieder los, achtete dabei aber darauf, dass er nicht hin- und herschwang. Fragend sah ich das Mädchen neben mir an.

Fassungslos sah ich zu wie diese Frau den Gurt wieder losließ. Ich brauchte einen Moment, um mich zu sammeln, denn mir war nach Heulen zumute, aber sie schien damit wohl nicht lockerlassen zu wollen. Zumindest sah sie mich so an. Unglücklich und leicht zitternd musste ich mich dann dieser Sache wohl widmen. Nun war ich doch ein wenig froh, so lange Arme zu haben. Ich angelte blind nach dem Gurt. Beim ersten Griff stieß ich ihn nur an, woraufhin er leicht schaukelte. Dadurch schaffte ich es erst mit dem dritten Griff, ihn zu fassen. Schnell zog ich ihn herüber und vergrößerte den Abstand zum Pferd wieder.

"Der Gurt soll dabei aber nicht hin- und herschlagen, dabei kann sich ein nicht so ruhiges Pferd erschrecken", erläuterte ich ihr Tun. Ich fand es ja sowieso etwas seltsam, wie sie an die Sache rangegangen war. "Jetzt schließt du ihn erstmal locker."

Schnell schloss ich den Gurt irgendwie am ersten Loch. Hoffentlich reichte ihr das nun

Ich gab mich erst einmal zufrieden. "Nun geht es ans Aufzäumen", redete ich munter weiter und erklärte Apple-May, wie sie Trense und Co am besten anpackte, um sich möglichst einfach zu tun.

Obwohl ich schon davon gelesen hatte, war ich von den ganzen Riemchen sehr überfordert. Zumal ich viele der Pferdebegriffe nur auf Englisch kannte, nicht auf Französisch. Verwirrt blickte ich die Lehrerin an

"Lass dich von den ganzen Lederzeug nicht abschrecken", meinte ich lachend. "Daran gewöhnst du dich mit der Zeit und alles geht wie von selbst." Geduldig versuchte ich weiter zu erklären, wie sie sämtliche Riemen ordnen konnte. Ich hatte Verständnis dafür, dass man damit Schwierigkeiten hatte, wenn man vorher damit noch nie zu tun hatte.

Ich blickte weiterhin unsicher zwischen Trense und Lehrerin hin und her. Ihr plötzlicher Anflug von - ich weiß nicht, Fröhlichkeit? Nettigkeit?- machte es mir nicht leichter, so dass ich unsicher zu der Metallstange griff. Wobei Stange war auch nicht das richtige Wort. Die musste zumindest ins Maul, das wusste ich. Aber wie bekam ich das Pferd dazu, das zu tun?

"Unser großes Herz wird dich schon nicht beißen", meinte ich aufmunternd und forderte sie erneut auf, die Trense nun anzulegen.

Umständlich drückte ich das Metallstück gegen das Pferdemaul

Man merkte es Apple-May an, dass sie nicht wirklich wusste, wie sie es am besten anstellen sollte. Ich half ihr deshalb etwas, Great Heart stand zum Glück geduldig da und ließ alles ruhig über sich ergehen.

Ich lächelte nun dankbar. Den Dank brachte ich natürlich auch in Worten hervor. Und was nun? Ratlos blickte ich ich das Pferd an