Mit einem guten Gefühl galoppierte ich Julie an. Ich merkte, dass sich die Stute konzentrierte und hatte somit keine gröberen Bedenken. Wir übersprangen die Hindernisse gelassen. Julie war noch immer zu langsam, allerdings berührte sie keine einzige Stange, was mich richtig stolz machte. Ich lobte Julie.

"Sehr gut", lobte Frau Chevalier Jacqueline nun, bevor sie Robert aufrief. Ich war stolz auf Jacqueline und lächelte ihr zu.

Ich wurde ganz rot. Ein Lob aus Frau Chevaliers Mund bedeutet für mich etwas ganz Besonderes. "Was muss ich nun machen?", fragte Robert etwas unsicher und blickte zu den Cavaletti.

"Die beiden Cavaletti, dieses mal im Galopp. Wenn du möchtest, darfst du danach auch den Steilsprung versuchen", sagte die Reitlehrerin. Kurz verbesserte sie noch Leonies und meinen Sitz, dann widmete sie sich voll und ganz Robert.

Robert galoppierte Larissa an. Bevor er die Sprünge anritt, achtete der Junge darauf, dass Larissa etwas ruhiger galoppierte, was ihm auch gelang. Beim Springen selbst wurde Larissa dann aber doch wieder sehr schnell, aber Robert konnte die Stute nach dem Steilsprung und ein paar Galoppsprüngen danach wieder in den Trab durchparieren.

"Deutlich besser", kommentierte Frau Chevalier, "Aber an deinem leichten Sitz sollten wir das nächste Mal noch arbeiten. Wie oft hast du zuhause Reitunterricht?" In der Zwischenzeit forderte sie Leonie auf, zu springen. Da Gizella langsam langweilig wurde, trabte ich die Stute an.

"Etwa einmal in der Woche", gab Robert Auskunft. 'Der Glückliche', dachte ich mir, 'aber dann wird er bei vier Reitstunden in der Woche ganz schönen Muskelkater bekommen.' "Ich reite aber auch außerhalb des Unterrichts", fügte der Junge nach einer Pause hinzu.

Frau Chevalier nickte nur in Richtung Robert, dann kümmerte sie sich wieder um den Reitunterricht und vor allem um Leonie.

Als ich an Robert vorbeiritt, meinte ich leise, aber lächelnd zu ihm: "Wir haben das Springen überstanden." Dankbar lächelte er zurück. Mir tat der Junge leid, weil ich an meine eigenen Anfänge denken musste.

Als auch Felicitas, Chantal und Maggie fertig waren, kamen Gizella und ich noch einmal dran. Im der Kombination erwischte ich dieses Mal den Absprungpunkt zu knapp, sodass wir das zweite Hindernis rissen. Daraufhin durften wir noch einmal, was nun auch klappte.

Ich beobachtete Sam und Gizella beim Springen und lächelte meinem Freund zu, als wir nebeneinander ritten. Nun durften wir hoffentlich trockenreiten.

Als nun auch Mandy fertig war, hieß es: "Trockenreiten." Ich ließ mir von Gizella die Zügel aus der Hand kauen. Frau Chevalier begann nun die Hindernisse abzubauen.

Ich ritt Julie mittlerweile am losen Zügel neben Gizella und Sam her. "Geschafft", meinte ich zu meinem Freund.

"Du warst doch heute ganz gut", meinte ich grinsend, "So schlimm kann es also nicht gewesen sein"

"Ob schlimm oder nicht", lächelte ich zurück, "Geschafft ist geschafft. Julie war heute aber wirklich sehr brav. Die Gute muss jetzt ja auch nicht in den Chemieunterricht."

"Dafür bekommt sie aber auch keinen Kuss von mir, sobald wir fertig sind", meinte ich lächelnd.

"In diesem Fall bevorzuge ich dann doch den Chemieunterricht", lächelte ich, "Wenn ich einen Kuss von dir bekomme." Robert gesellte sich zu uns. Er sprach in einem melodischen, leisen Ton auf sein Pferd ein.

"Du weißt doch, dass das einzige was ich dir niemals verwehren kann, ein Kuss ist", flirtete ich munter weiter. Gizella schritt ruhig unter mir dahin.

Robert verstummte nun. Julie schnaubte und ich lächelte Sam an. "Nur das kannst du mir nicht verwehren?", fragte ich gespielt beleidigt.

Ich lächelte Jacqueline an. "Eigentlich weißt du doch, dass ich dir kaum einen Wunsch abschlagen kann", sagte ich leise in ihre Richtung

"Ach, Sam..." Ich wurde zum zweiten Mal in dieser Stunde rot. "Ihr springt alle total gut", mischte sich nun Robert ein.

Ich war ein bisschen verärgert, dass Robert uns nun störte. Bemüht höflich sagte ich: "Danke. Aber wenn du so viele Jahre wöchentlich 2 Stunden Unterricht hätte, würde es sich bei dir auch ganz schnell bessern." Ich streichelte Gizella sanft am Hals.

"Stimmt", bestätigte ich Sams Aussage, "Wir stehen ja dauerhaft im Training, allerdings finde ich es total bewundernswert, dass Monique bei der zweiwöchigen Reitpause nicht aus dem Training gekommen ist. Also, wenn ich nach zwei Wochen wieder mit dem Reiten anfange, klappt so gut wie gar nichts."

"Wahrscheinlich hat sie nach der Woche sicher Muskelkater", meinte ich lachend.

"Spätestens dann", entgegnete ich mitfühlend, "Ich hätte den Muskelkater an ihrer Stelle spätestens morgen." "Der Muskelkater wird schon wieder vorbei gehen", mischte sich Monique, die hinter uns ritt, nun ein, "Morgen nach der Schule werde ich mit Domingo ein wenig Dressurtraining machen, damit ich für die Mittwochstunde fit bin." "Reitet ihr alle so oft?", wollte Robert wissen.