Michael Meier = Anna Chevalier

Ich stand ebenso bei Johnny, mit dem Hintergedanken, mich bei der neuen Schülerin vorstellen zu können. "Hallo zusammen", grüßte ich erst in die Runde, dann wandte ich mich fröhlich an Sophie: "Ich bin Frau Chevalier, die Reitlehrerin. Und ja, ich heiße wirklich so." Ich grinste. "Konntest du Johnny, dein Pflegepferd, schon ein wenig kennenlernen?"

"Geht schon mal langsam los Richtung Halle und beginnt mit dem Aufwärmen", forderte ich meine Klasse an. An Sophie gerichtet sprach ich weiter: "Folge den anderen einfach. Du hast die Reithalle noch nicht gesehen, oder? Und zu Johnny: Er ist ein ganz lieber. Ich bin schon gespannt, wie ihr miteinander zurecht kommt."

Ich beobachtete meine Schüler beim Warmreiten und kommentierte das ein oder andere Mal, bis ich sie aufforderte, die Zügel aufzunehmen und anzutraben.

"Schultern zurück!", rief ich Sophie zu, "Richte dich mehr im Sattel auf."

"Roland, du beginnst mit dem Warmspringen." Ich zeigte ihm einen entsprechenden Sprung, "Annette und Camille, ihr springt nach Roland. Für Bevis und Richard stelle ich den Sprung dann niedriger. Schließlich hat nicht jedes Pferd so lange Beine wie Anja. Sophie, baue ruhig mehrere Bahnfiguren ein, um dich besser an Johnny gewöhnen zu können."

Bei den Sprüngen klappte alles gut, ich achtete aber auch mehr auf Sophie. Die schien sich allerdings sehr schnell an ihr Pflegepferd gewöhnt zu haben. Dennoch korrigierte ich hie und da an ihrem Sitz. "Galoppiere Johnny bei A an", forderte ich Sophie auf, "und gehe auf den Zirkel. Die anderen bitte in der Zwischenzeit im Trab und in der anderen Reitbahnhälfte bleiben."

"Ihr macht das gut", lobte ich, weil ich positiv überrascht war, dass die Stunde doch nicht so chaotisch verlief wie ich gedacht habe. "Dann pariere bei A wieder in den Trab durch, wechsle durch den Zirkel und galoppiere auf der neuen Hand wieder an." Ich behielt Sophie im Auge, baute allerdings nebenbei für Roland eine Kombination auf. Er war der beste Springreiter der Klasse und ich wollte es heute so handhaben, dass ich die Sprünge immer kleiner und einfacher für die anderen machen werde. Nebenbei rief ich den Schülern Korrekturen zu.

"Gut, dann wieder Trab", erklärte ich, "Du kannst ihn gerne in Schritt und Trab weiterarbeiten. Roland, du reitest die Kombination."

"Camille, nun du", forderte ich die Schülerin auf, "Die Kombination schafft ihr, aber du musst dich konzentrieren. Achte auf die Galoppsprünge zwischen den Hindernissen." Camille ritt das Hindernis an, allerdings fiel beim zweiten die Stange. Ich legte sie an ihre stelle zurück und beim zweiten Versuch klappte es fehlerlos. "Gut", lobte ich und stellte die Sprünge niedriger. "Annette, jetzt du", forderte ich, "Anja hat zwar lange Beine, aber unterschätze das Hindernis nicht."

Annette schaffte ihre Aufgabe fehlerfrei, Bevis sollte die gleiche Aufgabe reiten. Mit ein paar Korrekturen meinerseits klappte es auch bei ihm gut. Für Richard baute ich die Kombination in zwei einzelne, niedrige Hindernisse um. Meine Konzentration wurde kurz von Sophie beansprucht. Sie versuchte sich an einem Schulterherein, was gut zu klappen schien. Allerdings konzentrierte ich mich wieder auf Richard, der Sunshine gerade an das erste Hindernis heranritt. "Konzentriere di ch!", rief ich meinem Schüler zu, "Sie springt nicht alleine, du musst schon auch etwas mithelfen." Über das erste Hindernis kamen die beiden zwar mehr schlecht als recht, aber die Stange blieb liegen. Allerdings achtete Richard beim zweiten Hindernis mehr auf Sitz und Hilfengebung, so klappte dieser Sprung fast problemlos. Richard sollte die Aufgabe dennoch wiederholen. Ich mochte seine unkonzentrierte Haltung, die er oft an den Tag legte, nicht. Vor allem, weil ich wusste, dass er es einfach besser kann.

"Na Sophie, wie geht es dir mit Johnny?", wollte ich lächelnd wissen.

"Das freut mich zu hören", erwiderte ich ehrlich, "Möchtest du mit ihm einen Sprung probieren?"