"Dann werden wir bei dir mit den Cavaletti beginnen und einen Steilsprung dazu nehmen, wenn du dich sicher genug fühlst", beschloss Frau Chevalier. Sie ließ Robert nun alleine und begann nun unsere Fehler zu sichten. "Chantal, gerade sitzen! Sam, Jacqueline, eure beiden Damen dürfen dann auch bald aufwachen! Mandy, Fersen tiefer!", rief die Reitlehrerin nun. Tatsächlich schlurfte Gizella noch sehr langsam, spitzte aber die Ohren, als sie die Stimme der Reitlehrerin hörte und ließ sich leicht aus ihrem Trott herausbringen.

Ich zuckte zusammen, denn ich war mit meinen Gedanken tatsächlich woanders gewesen. Jetzt trieb ich Julie vorwärts. Über solche Probleme konnte sich Robert nicht beklagen, denn Larissa schritt gleich fleißig voran.

Wie üblich fand Frau Chevalier an jedem noch eine Kleinigkeit. Gizella schritt ruhig, aber schnell genug voran. Sie reagierte gut auf meine Hilfen, so dass ich eigentlich keine Probleme hatte.

Chantal, Feli, ich und Leonie bildeten in genannter Reihenfolge eine Abteilung, um unsere Pferde geordnet aufwärmen zu können, dennoch achtete ich darauf, dass Julie nicht einfach nur hinter Oda herlief.

"Jeder von euch kommt heute zweimal dran. Beim ersten Mal gehen wir die Cavaletti, einen Steilsprung und die Kombination einzeln an, beim zweiten Mal das Ganze als Parcours. Die Reihenfolge ist nach Größe der Pferde und Können. Und für Robert: Während die anderen springen, dürft ihr eure Pferde im Schritt und Trab arbeiten, aber immer so, dass ihr dem Einzelreiter nicht in die Quere kommt. Jacqueline und Julie, ihr fangt an! Gib Bescheid, wenn Julie bereit ist", erklärte Frau Chevalier. Gizella landete nun hinter Larissa udn Robert, hinter uns waren Wildrose und Mandy. Der Einfachheit halber blieben wir so in der Abteilung

"Wer? Ich?", fragte ich erschrocken und sah meine Reitlehrerin und dann die Sprünge an. Warum traf es uns heute gleich als Erstes? Julie war schon im Trab gewesen, verfiel aber durch meine Irritation in den Schritt und scherte aus der Abteilung aus. Ich streichelte Julies Hals vorsichtig, dann trabte ich die Stute erneut an. Ich achtete darauf, die Fjordstute an den Zügel zu bekommen. Bevor ich zum Springen übergehen wollte, machte ich einen Trab-Halt-Trab-Übergang, um Julies Aufmerksamkeit zu steigern. Dann galoppierte ich die Stute am Zirkel an. Jetzt konzentrierte ich mich nur noch auf das Pferd, um ja keinen Fehler zu machen.

"Wenn wir nicht noch eine Jacqueline haben, dann meine ich dich ja", gab die Reitlehrerin von sich. Ich beobachtete meine Freundin so gut es ging, konzentrierte mich aber ausreichend auf Gizella.

Konzentriert steuerte ich auf Julie die Cavaletti an. Wir überstanden beide fehlerfrei. Ich blieb dran, um ja keinen Fehler einzubauen. Eine Wiederholung der Sprünge strebte ich nämlich nicht an. Julie war etwas zu langsam, aber wir schafften auch den Steilsprung. Bei der Kombination wackelte die oberste Stange des zweiten Hindernisses, blieb aber liegen. Ich streichelte Julie lobend und parierte sie in den Schritt durch.

"Dein Sitz war gut, aber Julie zu langsam. Die Kombination nochmal Jacqueline!", forderte Frau Chevalier meine Freundin auf. Als ich an ihr vorbei ritt, lächelte Jacqueline zu.

Ich war jetzt schon fix und alle, aber ich wollte es hinter mich bringen und trieb Julie energisch an. Ich ritt an Robert vorbei, der mir zulächelte und meinte: "Bodenarbeit macht mehr Spaß, oder?" Ich hatte keine Zeit, eine Antwort zu geben, so erwiderte ich nur das Lächeln und steuerte die Kombination an, die ich diesmal in einem flotteren Tempo hinbekam. Wieder lobte ich Julie.

"Gut", lobte Frau Chevalier, "Dann ist nun Robert dran, danach stelle ich die Hindernisse für dich höher Leonie!" Ich blieb noch hinter Robert, war aber an der Spitze der Abteilung wenn er weg war.

Robert galoppierte Larissa an. Die Stute reagierte sofort, wurde aber sehr schnell. Robert ließ daraufhin den Zügel länger und atmete ein paar Mal tief durch. Larissa ließ sich davon nicht irritieren und galoppierte auf den Steilsprung zu. Ich war gerade im Schritt und erschrak, als ich das vermeintlich ungesteuerte Pferd sah. Robert legte sich mit seinem Oberkörper in die Kurve, was Larissa nun doch irritierte und aus dem Gleichgewicht brachte. Die Stute verfiel in einen holprigen Trab und machte einen Schlenker um das Hindernis herum. Ich atmete erst erleichtert auf, doch dann musste ich an den armen Jungen denken, der sicher bald wirklich springen musste.

"Schritt!", sagte Frau Chevalier bestimmt in Richtung Robert. Ich machte mit Gizella eine Schlangenlinie, achtete aber nicht allzu sehr darauf, dass sie perfekt wurde. Eigentlich beobachteten alle neugierig unseren Mitschüler auf Zeit.

Robert parierte Larissa durch. Die Stute reagierte sofort. "Entschuldigung", meinte Robert kleinlaut, "Ich wusste nicht, dass sie plötzlich so schnell wird." Der arme Robert. Er musste sich jetzt sicher einen megalangen Vortrag anhören. Ich ging mit Julie auf die Große Tour und konzentrierte mich auf die Stute. Es reichte schon, dass unser neue Mitschüler von den anderen begafft wurde.

"Bei Pferden sind wir immer auf alles vorbereitet", begann Frau Chevalier. Kurz erklärte sie Robert, was er falsch gemacht hatte, dann forderte sie ihn auf: "Wir haben gesagt, wir beginnen mit den Cavaletti. Diese wirst du nun im Trab anreiten und überspringen. Und der Rest arbeitet bitte weiter!" Ich konzentrierte mich deswegen nun wieder auf Gizella und trabte sie an.

Ich ritt nun eine einfache Schlangenlinie im Schritt, trabte dann aber an. Robert wirkte geknickt, kein Wunder nach diesem Vortrag. Er trabte Larissa an und ritt sie auf das erste Cavaletti zu. Kurz vor dem Cavaletti galoppierte die Stute an und übersprang so das erste Hindernis. Sofort lenkte Robert die Stute weg von den Hindernissen und parierte sie in den Trab durch.

"Noch einmal. Denk dran, du bestimmst, in welcher Gangart", kommentierte die Reitlehrerin. Ich ging mit Gizella nun auf den Zirkel. Die Stute arbeite gut aber ruhig mit.

Der arme Robert. Frau Chevalier musste den Schülern aber auch immer die temperamentvollsten Pferde zuteilen! Ich musste an Oda denken. Froh darüber, sie nicht reiten zu müssen, konzentrierte ich mich auf Julie und unsere nächste Bahnfigur, eine Kleine Tour. Robert trabte Larissa erneut Richtung Hindernis, diesmal klappte der Sprung und auch das zweite Cavaletti schafften beide im Trab. Robert lobte Larissa mit der Stimme und einem kurzen Streicheln am Hals der Stute.

Die Reitlehrerin verbesserte noch kurz Roberts Sitz, dann rief sie Leonie als nächstes. Direkt danach kam Felicitas, die mit Oda eine zweite Runde drehen durfte, weil die Stute in der KOmbination zu stürmisch wurde. Ich parierte Gizella wieder zum Schritt durch.

Da ich gerade in Sams Nähe war, reihte ich mich neben ihm ein und lächelte meinem Freund kurz zu. Frau Chevalier kann es nicht leiden, wenn wir uns während den Reitstunden unterhalten. Logisch, wir sollen uns schließlich auf die Pferde konzentrieren.

Ich lächelte zurück und passte Gizella Julies Tempo an. Gerade war Chantal dran.

Ich bereitete mich schon gedanklich auf die nächste Springrunde vor, obwohl erst die Hälfte der Reiter gesprungen war. Ich versuchte, Julies Schritte zu verlängern, was mir aber eigentlich nie richtig gelang.

Schließlich wurde ich aufgerufen. Nachdem ich Jacqueline zum Abschied noch einmal zugelächelt hatte, trabte ich Gizella an und ging auf den Zirkel, wo ich die Stute angaloppierte. Die Cavaletti funktionierten problemlos, beim Steilsprung merkte ich, dass mein Sitz nicht passte, was auch gleich bemäkelt wurde. In der Kombination klappte dann wieder alles. Fast etwas traurig, dass es so kurz war, parierte ich Gizella zum Trab und schließlich zum Schritt und lobte sie. Daraufhin wurde Monique aufgerufen.

Gedanklich wünschte ich Sam viel Glück und beobachtete meinen Freund aus den Augenwinkeln. Monique schien während ihres Auslandaufenthaltes nichts verlernt zu haben, denn bei ihr klappte alles fehlerfrei und sah noch dazu sehr einfach aus. Sie lobte ihren Wallach und reihte sich vor mir ein. Mittlerweile trabte ich Julie und versuchte hier, die Tritte zu verlängern und zu verkürzen.

Als nun auch Mandy und Wildrose durch waren, wandte sich Frau Chevalier wieder an meine Freundin: "Dann fangen wir wieder von vorne an. Jacqueline, bitte!"