An diesem sonnigen Samstag fuhr Clément mich in Richtung Reitinternat. Ich hatte Jacqui darum gebeten, Pfeffer zu bewegen, der seit meinem Sturz fast nur auf der Weide stand. Zwar hatte ich ihn mit etwas Hilfe jeden Tag geputzt und Herr Whert hatte ihn zweimal longiert, aber sonst konnte ich nicht viel machen. Ich wollte natürlich dabei sein, wenn meine Freundin auf meinem Pony saß, so hatten wir uns um 14 Uhr auf dem Putzplatz verabredet. Am Hof angekommen, verabschiedete ich mich von Clément mit einem Kuss. "Gib auf dich Acht!", gab er mir als Rat mit, als ich ausstieg. In zwei Stunden wollte er mich wieder abholen. Auf Krücken humpelte ich in Richtung Putzplatz. Ich hatte mir den Knöchel sehr stark geprellt und zusätzlich gestaucht, aber in ein bis zwei Wochen sollte ich wieder aufs Pferd dürfen.

Als Jaline auf den Hof kam, hatte ich Pfeffer schon von der Weide geholt und am Putzplatz angebunden. Ich ging meiner Freundin entgegen und drückte sie an mich. "Hi, Jaline", grüßte ich sie, "Wie geht's dir denn?"

"Hey Jacqui", begrüßte ich meine Freundin, froh sie zu sehen, "Schon viel besser. Ich habe Montag einen Arzttermin. Aber es tut auch schon weniger weh" Ich lächelte. "Wie geht es dir? Und Pfeffer?", fragte ich und blickte dann zu meinem Fuchspony.

Ich hakte mich bei meiner Freundin unter und ging mit ihr zu Pfeffer. "Uns geht es gut", lächelte ich, "Schließlich sind wir hier am schönsten Ort der Welt, vermute ich zumindest. Ich hole mal das Putzzeug, ja?" Ich ging schnell in den Stall und kehrte mit dem Putzkasten zurück.

Bevor ich ganz zu Pfeffer trat, lehnte ich die Krücken an den Anbindebalken. Jacqui war schon mal den Putzkasten holen gegangen, dabei humpelte ich die letzten wzei Meter zu meinem Pony, das ich zur Begrüßung kraulte. Man merkte Pfeffer an, dass er wenig Bewegung hatte. "Ich hoffe, er ist nicht allzu wild heute", meinte ich zu meiner Freundin, als sie zurück kam, "Danke, dass du ihn für mich reitest. Ich hoffe, nächste Woche kann ich mich wieder mit ihm beschäftigen. Zumal wir ja bei einem Turnier gemeldet sind." Ich lächelte Jacqui an. So lange ich mich nicht mit dem vollen Gewicht auf den verletzten Fuß stellte, war es wieder besser. Auch die Schwellung war ziemlich zurückgegangen. Pfeffer hampelte ein wenig herum, was ich gleich mit fester Stimme unterband.

"Willst du die Nennung nicht doch noch zurückziehen?", wollte ich wissen. Ich hoffte mal, dass nicht heute ich von Pfeffer stürzen würde, aber für Jaline wollte ich es riskieren. Ich fing an, Pfeffer zu striegeln. "Ich habe ja glücklicherweise nur einfache Prüfungen gemeldet", meinte ich etwas zusammenhangslos.

"Ach das wird schon", sagte ich zuversichtlich, "Ich habe nur zwei Springen und eine Dressur gemeldet. Und notfalls schneiden wir schlecht ab." Ich begann damit Pfeffers Mähne etwas zu entwirren, da ich kein zweites Set Putzzeug hatte, Jacqui, aber helfen wollte. "In welchen Prüfungen nimmst du teil?", fragte ich interessiert.

"Führzügel, Reiterwettbewerb und Eierlauf", meinte ich fast entschuldigend, "Ich wollte diesmal Julie den Stress ersparen und ganz zuhause bleiben kommt ja auch nicht gut." Pfeffer stand nun still. Hoffentlich würde er sich beim Reiten benehmen.

"Du arbeitest Julie sowieso viel vom Boden aus oder?", fragte ich neugierig, "Machst du das mit Pfeffer huete auch?"

"Schon, aber die sind alle drei vom Pferd aus", gab ich zu bedenken, "Wie du willst."

"Ich würde ihn ja an deiner Stelle vorher etwas longieren, aber das hast du noch nie gemacht oder?", überlegte ich, "Aber es würde mich interessieren wie du vroher mit ihm vom Boden aus arbeitest"

"Ich könnte mit ihm das Stangenviereck machen", schlug ich begeistert vor, "Dazu müsste ich aber erst Stangen holen und aufbauen. Außerdem reserviere ich dazu immer den halben Reitplatz, sonst stört das, denke ich." Ich seufzte. Das Stangenviereck hatte ich mit Pfeffer erarbeitet, als Jaline Ende Mai eine Woche lang weg war.

Als Jacqui begeistert zu erzählen begann, übertrug sich die Stimmung auch auf mich. "Wir können ja gucken, ob der Platz leer ist", meinte ich dann schließlich, "Wenn ja, dann ist es doch gar kein Problem"

"Aber wenn jemand hinzukommt?", fragte ich unsicher.

"Dann versuchen wir so bald wie möglich Platz zu machen", sagte ich lächelnd.

"Wir werden es ja sehen", meinte ich wieder etwas optimistischer. Ich wechselte nun Pfeffers Seite.

Ich kam mir etwas nutzlos vor, nachdem die Mähne nun fertig war, weshalb ich mich in Richtung Schweif aufmachte. "Ich bin so froh, dass du ihn bewegst", meinte ich ehrlich, "Sonst hätte ich nächste Woche das totale Pulverfass unter mir"

"Machst du dir gar keine Sorgen um mich?", wollte ich wissen, "Ich meine, jemand von den anderen Leuten hier könnte sich vielleicht besser oben halten."

"Pfeffer ist nicht gefährlich", sagte ich ernst, "Er hat sicher nicht im Sinn, dich schnellst möglichst los zu werden"

"Aber ich kann mich nun mal nicht so gut halten", verteidigte ich mich.

Ich schaute Jacqui nun überlegend an. "Wenn du nicht möchtest, dann lass es lieber", sagte ich dann etwas enttäuscht und war froh, dass ich mich darum kümmern konnte Pfeffers Schweif zu ordnen, um Jacqui nicht anschauen zu müssen.

"Es geht doch nicht darum, ob ich will", entgegnete ich, "Schließlich ist es dein Pferd. Du darfst entscheiden, wer darauf reitet."

"Und ich habe dich gefragt", meinte ich, "Weil ich dich mag und weil dich schon einmal eine Woche grandios um Pfeffer gekümmert hast. Aber das heißt doch lange nicht, dass du musst, wenn du Bedenken hast"

"Klar mag ich", sagte ich ehrlich, zwar nur wegen Jaline und nicht wegen Pfeffer, aber das war schließlich nicht von Bedeutung.

Ich lächelte nun zu Jacqui. "Das freut mich wirklich. Ich hab es lieber, wenn du auf Pfeffer bist, statt ein besserer Reiter, den ich aber nicht kenne", meinte ich.