"Tut mir leid", begann ich, "Aber das werde ich nie verstehen können. Dafür wurde ich zu unterschiedlich erzogen"

"Eltern haben halt das Sagen über ihre Kinder", versuchte ich zu erklären, "Das wirst du doch verstehen, oder?"

"Nein", meinte ich nun ernst, "Das verstehe ich nicht so. Meine Eltern haben mich immer mitreden lassen, sofern ich reif genug dafür war. Schließlich sollte ich zu einem eigenständig denkenden Menschen erzogen werden. Und dazu zählt Entscheidungen selbst zu treffen. Und am Ende vielleicht auch die Konsequenz auszubaden"

"Aber im Endeffekt dürfen doch immer die Eltern entscheiden", versuchte ich es nochmal, "Sie müssen schließlich das Internat zahlen.

"Naja, wenn ich mir ein zu teures ausgesucht hätte, hätten meine Eltern sich mit mir zusammengesetzt und sowas gesagt wie 'Du Samuel, das ist ziemlich teuer. Geld muss verdient werden. Wenn du mir nicht glaubst, dann komm morgen mal mit in die Firma und guck an, wie lange es dauert, bis du x Euro hast'", erzählte ich

"Siehst du?", nickte ich, "Eltern können über einen entscheiden. Wenn ihnen das Internat zu teuer wären, könnten sie dich jederzeit rausnehmen."

Ich verdrehte die Augen. "Ja vielleicht. Zunächst würden sie versuchen alles zu ermöglichen. Wenn es nicht geht, reden wir darüber. Wenn meine Eltern mir sagen würden, dass das Geld zu knapp für das Internat wird, wäre ich der Erste, der sagt, dass ich gehe. Noch bevor meine Eltern mich darum bitten würden", sagte ich dann.

"Du würdest einfach gehen?", fragte ich.

"Naja, einfach ist jetzt so dahingesagt. Glücklich wäre ich nicht. Aber wenn das Geld fehlt, dann würde ich schon. Wobei man da mehr Faktoren einbeziehen könnte. Ich könnte Geld vom Sparkonto nehmen zum Beispiel. Wenn das wirklich passieren wollte, würde ich mich mit meinen Eltern schon beraten oder sie sich mit mir, was die beste Lösung ist", redete ich

"Mandy hat ein Stipendium", fiel mir ein.

Ich nickte. "Ich hab zwar keine schlechten Noten, aber dafür reicht es dann doch nicht", gab ich zu

"Hauptsache, du bist hier und deine Eltern leisten sich das Internat. Es wird ja jetzt nicht teurer werden", meinte ich liebevoll und nahm Sam in den Arm.

"Und ich denke, meine Eltern nicht ärmer", grinste ich. Dann drückte ich Jacqueline an mich.

"Ohne dich wäre das Internat schrecklich", musste ich zugeben, "Ich wäre sicher total einsam, auch, wenn ich Freunde habe."

"Das ist lieb von dir", sagte ich lächelnd, "Also dass du sowas sagst"

"Ich denke es mir", bekräftigte ich und drückte mich eng an Sam.

"Ich möchte auch nicht weg. Ich stelle es mir komisch vor, wenn die Schule vorbei ist", gab ich zu

"Ich werde die Schule vermissen", bestätigte ich, "In der Schule gibt es einfach einen fixen Tagesablauf und gut ist."

"Aber wir werden uns auch an Neues gewöhnen", war ich mir sicher.

"Schulzeit ist wohl beständiger als das Leben insgesamt", meinte ich, "Im Leben gibt's immer wieder Veränderungen, in der Schule nicht."

"Ach auch hier gibts Veränderungen. Ich glaube, dass es schon interessant wird", meinte ich positiv

"Aber glücklicherweise nicht so gravierende", lächelte ich, "Die schlimmsten Veränderungen sind schon, wenn man nicht sein Pflegepferd reiten darf." Ich blickte mich um. Hier fand ich es schön.

"Findest du? Jedes Jahr kommen neue Schüler und eine ganze Klasse geht. Das ist eine zeimlich große Veränderung. Und ich finde Veränderungen können ja auch gut sein", überlegte ich

"Ich habe mit den älteren meistens nichts zu tun", meinte ich, "Aber es stimmt, es war schrecklich, als Jaline weg war. Stimmt, natürlich gibt es positive Veränderungen, dich zum Beispiel." Ich blieb stehen und nahm Sam in den Arm.

Ich ließ mich lächelnd in den Arm nehmen und drückte zurück.