"Gut, ich denke, das reicht für heute. Oder möchtest du noch etwas üben?", überlegte ich laut. Der Zeitpunkt zum Aufhören wäre günstig, jetzt, wo Pfeffer so gut gearbeitet hatte.

"Ich denke auch", bestätigte ich fast erleichtert und parierte Pfeffer in den Schritt durch. Ich streichelte den Wallach kurz mit einer Hand.

"Ich weiß, Pfeffer ist durch seine Energie nicht immer leicht zu bändigen", fing ich schließlich an. "Aber wenn man in ordentlich beschäftigt, kommt er normalerweise auch nicht auf dumme Gedanken. Ich hoffe, dass du ihn auch in den nächsten Tagen regelmäßig reiten wirst, sonst wird er unzufrieden. Natürlich kannst du ihn ebenfalls longieren oder etwas anderes vom Boden aus machen, aber das reicht ihm nicht."

"Reiten?", entfuhr es mir entsetzt. Das meinte sie nicht ernst, oder?

"Ja, was dachtest du denn, als du zugestimmt hast, dich um Pfeffer zu kümmern?", erwiderte ich.

Ich traute nicht einzuwenden, dass man doch andere Dinge auch machen konnte, aber irgendeine Antwort musste ich geben, aus Höflichkeit. Ich schwieg vorerst und schluckte ein paar Mal. Unter mir ging Pfeffer nun friedlich im Schritt am langen Zügel. Ich atmete tief durch und meinte: "Wir müssen doch nicht ständig zum Reiten... also verwenden." Ich rechnete mit dem Anschiss meines Lebens.

"Also wenn du mich fragst, macht Pfeffer die Arbeit unter dem Sattel Spaß - wie vielen anderen Pferden übrigens auch", meinte ich.

"Ich weiß", antwortete ich kleinlaut. Frau Chevalier hatte es mir ja schon vor Weihnachten mal erklärt.

"Wenn du willst, kannst du gerne eine weitere Reitstunde mit ihm nehmen", schlug ich vor. "Oder wir machen uns eine Zeit aus, wo ich dann währenddessen mit einem anderen Pferd arbeite, dich aber trotzdem im Auge behalten kann."

"Wirklich? Das würden Sie tun?", fragte ich. Ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. "Das wäre sehr nett."

"Klar, warum nicht?", antwortete ich. "Besser, als wenn du Pfeffer gar nicht reiten würdest ..."

"Ich kann ihn nicht einschätzen", erklärte ich.

"Nun ja, jetzt weißt du immerhin schon in etwa, wie er tickt", erwiderte ich. "Nur ausreiten gehen solltest du mit ihm besser nicht."

"Klar", bestätigte ich schnell. Hielt mich Frau Chevalier eigentlich für lebensmüde?

"Du kannst ihn ja vor dem Reiten etwas longieren, damit er ruhiger wird", gab ich ihr noch einen Tipp. "Aber nicht zu lange. Er soll nicht schon vorher müde sein, bevor es überhaupt an die richtige Arbeit geht."

"Könnte ich machen", nickte ich unsicher. Ich wollte nicht erwähnen, dass ich das gar nicht konnte.

"Könntest du nicht, weil du es nicht kannst", stellte ich fest. "Mit Pfeffer solltest du da wohl eher nicht deine ersten Versuche starten."

Ich verschwieg, dass ich es sowieso nie vorgehabt hätte, sondern ritt schweigend weiter.

"Und wie läuft es mit Julie?", hakte ich nun nach. Natürlich wusste ich, wie sich die beiden so machten, aber ich wollte es von Jacqueline selbst hören, wie sie sich einschätzen.

"Gut, danke", gab ich scheu Auskunft. Was wollte Frau Chevalier hören?

Das war ja mal eine ausführliche Antowrt. "Arbeitest du auch außerhalb der Reitstunden mit ihr?", versuchte ich es also erneut.

"Ja, an Wochenenden", erklärte ich nun etwas sicherer, "Unter der Woche gehen wir manchmal spazieren." Ich lächelte kurz. "Meistens zum See. Dort ist es ja sehr schön."

"Und was machst du dann so in der Bahn?", fragte ich weiter. Ihre Spaziergänge interessierten mich ja nicht so sehr.

"Ich reite", gab ich wieder schüchtern Auskunft, "In letzter Zeit viel am Zirkel, wegen der Biegung, damit er runder wird." Ich hoffte, dass das okay war.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Natürlich ritt sie, ich wollte ja nur wissen, woran sie genau mit ihrem Pferd arbeitete. "Das hört sich gut an", meinte ich schließlich. "Du könntest auch öfters Volten probieren."