Ich hatte mich von Feli also zum Pas de Deux bei der Jubiläumsfeier breitschlagen lassen. Es war keine Kunst, da ich ja eigentlich Sam beeindrucken wollte, aber ich fand auch, dass Oda und Julie gut zusammenpasste. Ein wenig Angst hatte ich von Felis Pferd ja schon, aber ich hatte mich überwunden und für Julie und mich würde es auch ein gutes Dressurtraining sein. Bis vor kurzem wusste ich noch nicht mal, was so ein "Tanz zu zweit" war. Für heute hatte ich für Feli und mich die Halle von 13:30 Uhr bis 14:30 Uhr reserviert, um diese Zeit hatten wir die Halle also alleine und konnten ungestört trainieren. Wir hatten auch noch nicht genau geplant, was wir machen wollten und mit welcher Musik, aber uns wird schon etwas einfallen und wir würden einfach ein paar Elemente zusammenfügen. Ich dachte daran, auch von der Musik her ein Medley zu nehmen, was ich Feli heute vorschlagen wollte, allerdings noch nicht beim Mittagessen. Unsere Ideen brauchte keiner zu wissen, nicht mal Sam. Das hatte ich mit Feli abgesprochen.

Wieder einmal stand auf Dreamdancer ein Turnier ins Haus. Nachdem ich beim Jugendturnier im Februar so gut abgeschnitten hatte, ließ ich mich von meinen Eltern noch einmal dazu zu überreden, erneut zu starten. Doch ein Problem stellte das Pas de deux dar, das man zu zweit reiten sollte. Ich wusste zuerst nicht so recht, wen ich deswegen fragen könnte. Chantal, mit der ich damals das Klopapierspiel zusammen gemacht hatte, wollte nicht noch einmal mit mir reiten. Ich verstand mich mit ihr eh nicht so richtig. Meine einzige Freundin hier war Jacqueline, also wandte ich mich schließlich an sie. Zum Glück stimmte sie zu. Hoffentlich würden wir eine Kür auf die beide stellen können, immerhin ritten wir beide noch nicht so lange.

Nach dem Essen räumte ich alles weg. Beim Buffet fragte ich Feli: "Nach dem Umziehen Treffpunkt auf der Weide?" Sam wurde von mir heute ausgeschlossen, er wusste, dass wir fürs Pas de Deux planten und bohrte deshalb auch nicht nach.

Beim Wegräumen meines Tabletts stieß ich auf Jacqueline. "Okay, ich beeile mich", antwortete ich und machte mich auf dem Weg in mein Zimmer. Ich fand es noch immer sehr schade, dass wir nicht zusammen ein Zimmer hatten. Schnell zog ich mir meine Reithose an, tauschte die Pantoffel gegen Stiefel aus und zog eine Jacke über. Danach ging ich hinaus zur Weide. Jacqui war noch nicht da, also wartete ich einfach ab.

Ich zog mich ebenfalls um, wobei ich auf Mandy traf, mit der ich schon seit eineinhalb Jahren nichts mehr redete. Bei der Weide angekommen wartete schon Feli. "Boah, ich habe gerade Mandy getroffen", ließ ich meinem Frust freien Lauf, während ich das Weidetor öffnete und nach Feli die Weide betrat und das Tor sicher verschloss. Julie stand nicht weit von uns weg.

Ich zögerte. Mit Mandy kam ich eigentlich ganz gut aus, vor allem seit sie mich öfters zum Tanzen mitnahm. Doch ich wollte Jacqui auch nicht verletzen oder so. "Findest du sie so schlimm?", fragte ich also nur nach und betrat ebenfalls die Koppel. Oda und Julie standen passenderweise nebeneinander und grasten friedlich.

Ich war etwas zurückhaltend. Mir fiel gerade ein, dass ich nicht wusste, wie gut sich Feli und Mandy verstanden. Die beiden saßen ja auch in der Klasse nebeneinander. "Sie hat mich mal wegen einer Kleinigkeit bei Herrn Meier verpfiffen", erzählte ich trotzdem, "Seither reden wir kein Wort mehr." Ich ging auf Julie zu, sprach sie an und halfterte sie dann auf.

"Echt?" Ich war erstaunt, denn als Petze hätte ich Mandy nun wirklich nicht eingeschätzt. Ich traute mich allerdings nicht weiter nach den Grund zu fragen, da Jacqueline sicher von selbst darüber reden würde, wenn sie wollte. Ich ging zu Oda hin. "Hey Süße. Wie geht's dir heute?", sprach ich die Stute leise an. Sie hob den Kopf und prustete mich freundlich an. Ich halfterte sie auf und klickte den Führstrick ein. Sanft zog ich daran, woraufhin Oda mir brav zum Ausgang folgte.

Ich überlegte kurz, doch dann nahm ich meinen Mut zusammen: "Nur wegen einem Glas Orangensaft mit so ein wenig Alkohol drin. Es war wirklich nur ein Glas und sie hat mich gleich verpfiffen." Ich führte Julie ebenfalls hinter Oda her. Ich hielt einen ordentlichen Sicherheitsabstand.

Ich öffnete das Gatter und führte Oda hinaus. Als auch Julie und Jacqueline draußen waren, schloss ich es wieder ordentlich. "Wurdest du schlimm bestraft?", fragte ich vorsichtig nach. Ich fand es auch ziemlich unfair von Mandy, dass sie Jacqueline verpetzt hatte. Ich würde das niemals machen, auch wenn ich solchen Mixgetränken nichts abgewinnen konnte. Aber wenn Jacqueline das schmeckte warum sollte sie es nicht trinken?

"Ein Monat Ausgehverbot", meinte ich, "Das war damals für mich schrecklich. Ich konnte mich mit meinem damaligen Freund nur einmal treffen, da ist er hergekommen." Ich ging mit Julie los zum Putzplatz und band sie dort an.

"Wenigstens durftest du noch zu Julie", meinte ich. "Aber ich kann mir vorstellen, dass das damals für dich ziemlich blöd war. Mandy hätte wirklich nichts sagen sollen. Du hattest also vor Samuel noch einen Freund?" Ich band Oda neben Julie an und strich ihr leicht über den Hals.

"Nur drei Monate lang", erklärte ich kurz, "na ja, wäre ja auch fürs Pferd blöd, wenn man nicht mehr kommen würde. Ich denke, darum geht's Herrn Meier, der liebt ja die Pferde mehr als alles andere auf der Welt. Ich habe zumindest das Gefühl. Und so jetzt fürs Pas de Deux? Hast du schon Ideen? Du weißt ja, ich kann ja nicht so gut reiten, aber ich dachte ja einfach an eine spiegelverkehrte Dressurlektion auf unserem Niveau etwa." Ich kontrollierte den Anbindeknoten und ging Richtung Sattelkammer los.

Ich ging nicht weiter auf das Thema ein, da jetzt Jacqueline selbst auf das Pas de deux zu sprechen kam. "Ich reite ja auch noch nicht so lange", meinte ich. "Aber eine spiegelverkehrte Dressur klingt gut. Wir könnten eine Aufgabe der Klasse E nehmen und die so zurechtlegen, dass man sie auch spiegelverkehrt gut reiten kann. Erstes Problem wäre schon mal, wie wir uns zu Beginn zum Grüßen aufstellen wollen. Aber wollen wir jetzt nicht erstmal die Putzsachen holen?" Ich lächelte.

Ich nickte. "Klar." In der Sattelkammer griff ich nach dem richtigen Putzkasten und kehrte zu Julie zurück.

Auch ich holte Odas Putzkasten und fing an, sie zu putzen. Zuerst kam wie immer der Striegel zum Einsatz. "Ich habe noch die E-Dressur vom Turnier im Februar im Kopf. Meinst du, wir könnten die nehmen?", fragte ich, während ich mit Odas Fell beschäftigt war.

Ich folgte Felis Beispiel und striegelte Julie. "Gute Idee", lächelte ich, "wir könnten sie ja mal durchgehen. Hoffentlich nimmt die nicht schon jemand."

"Wir könnten sie einmal in der Abteilung hintereinander durchreiten, ja", war ich einverstanden. "Wenn du willst, übernehme ich dann die verkehrte Variante. Ich hoffe aber auch, dass die Aufgabe sonst keiner nimmt." Fleißig putzte ich an Oda weiter. Heute machte sie es mir wirklich nicht leicht.

Bei Julie konnte ich bald die Kardätsche dazu nehmen. "Okay, wenn wir die Aufgabe mal durchreiten, sehen wir eh, wie gut das funktioniert", stimmte ich zu.

(Mir fällt gerade ein, E-Dressuren werden sowieso in der Abteilung geritten, oder? Dann ist das beim Anfang ja nicht so schwer. Es wird ja aufmarschiert und nach dem Grüßen dreht einer zu C und einer zu A ab.)

"Ja, finde ich gut so", stimmte ich zu. "Mann, Oda hat sich heute extra eingesaut, damit sie länger geputzt werden kann."

(Jap, genau, stimmt.)

"Meine Julie ist da eigentlich immer ganz brav", lächelte ich, "Ich putze trotzdem gerne länger als notwendig."

(Ich sehe gerade, es gibt auch Einzelaufgaben für E. Sollen wir trotzdem eine mit Abteilung nehmen?)

"Ich glaube manchmal wirklich, dass Oda sich extra so dreckig macht, damit sie lange Aufmerksamkeit von mir bekommt", meinte ich lächelnd. "Aber ich mach's ja auch gerne." Munter schrubbte ich weiter drauf los.

(Nehmen wir eine Einzel...)

Kurz bevor ich zum Hufkratzer griff, streichelte ich Julie noch ein wenig, da Feli noch nicht so weit war. "Vielleicht versteht sie unter Sauberkeit auch was anderes als wir", lächelte ich.

"Meinst du?" Ich zuckte mit den Schultern. Nun konnte ich auch zur Kardätsche greifen und noch den Staub aus Odas Fell entfernen. "Vielleicht haben die Stuten einen Wettbewerb am Laufen: Wer ist die Schmutzigste unter uns? Oda würde bestimmt gewinnen." Ich lächelte.

"Schimmel gewinnen da eigentlich immer", lächelte ich und kratzte nun Julies Hufe aus.